Seßlach und Bad Rodach im Doppelpack

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Auf dem Weg in den Bezirkstag und Landtag

Seßlach und Bad Rodach im Doppelpack

Der Weg zu einer Kandidatin oder zu einem Kandidaten für die Wahl zum Bayerischen Landtag am Sonntag, 8. Oktober, war für den Kreisverband Coburg der Freien Wähler (FW) holprig. Was zunächst problemlos wirkte, endete in einer Enttäuschung. Die auserwählte Bewerberin aus dem Raum Rödental sagte aus persönlichen Gründen ab.

Daraufhin steckten die Verantwortlichen noch einmal ihre Köpfe zusammen. Wer könnte angesprochen werden? Wo haben die Freien Wähler im Coburger Land Trumpfkarten in der Hand? Am aussichtsreichsten erschien ihnen allen der südwestliche Teil des Coburger Landes. Jung an Jahren sollte der Interessent sein, gleich welchen Geschlechts. Das war die Vorgabe.

Seßlachs Bürgermeister Maximilian Neeb, seit vier Jahren an der Spitze des Städtchens und seit knapp drei Jahren Mitglied des Coburger Kreistages, begab sich auf Kandidatensuche.

Wer in seiner Umgebung, so fragte sich der 31-jährige Kommunalpolitiker, könnte an einem Mandat in München Interesse haben? Wer würde seine Chancen realistisch einschätzen, wer von der jüngeren Generation den Mut zum Kampf um Wählerstimmen aufbringen?

Schließlich sprach Maximilian Neeb den 22-jährigen Nicola Schoppel (Foto) aus Unterelldorf an. Der Dienstleistungsplaner, der in einem größeren Industriebetrieb in Coburg tätig ist (zu seinem Aufgaben gehört unter anderen die Betreuung der Haustechnik), engagiert sich in seiner Freizeit im Vereinsleben (SpVgg Dietersdorf, Feuerwehr etc.), unterstützte ihn, Neeb, im Vorfeld der Bürgermeisterwahl im Januar 2019 und kandidierte schließlich auch bei der Kommunalwahl 2020 für den Seßlacher Stadtrat. Zwar hat es nicht für den Einzug in das Gremium gereicht, doch für einen 20-jährigen erzielte er ein respektables Wahlergebnis.

Das politische Interesse scheint Nicola Schoppel geerbt zu haben. Sein Ur-Großvater Georg Schoppel war in Unterelldorf Erster Bürgermeister, als es noch eine selbstständige Gemeinde war und zum ehemaligen Landkreis Staffelstein (bis 1972) gehörte. Von 2008 bis 2014 war Nicolas Vater Wolfgang Schoppel Mitglied des Seßlacher Stadtrates.

Über die Anfrage der Freien Wähler dachte Schoppel zwei, drei Tage nach. Der im Tierkreiszeichen Fische Geborene (29. Februar 2000) besprach sich mit Eltern und Freundin, informierte schließlich seinen Arbeitgeber über sein Vorhaben – und erklärte sich dann gegenüber dem Kreisvorstand der Freien Wähler zur Kandidatur für den Bayerischen Landtag bereit.

In der Destillerie in Bad Rodach wurde Nicola Schoppel schließlich von den Freien Wählern für den Wahlentscheid im Herbst des laufenden Jahres nominiert. Der Kandidat verspricht, einen engagierten Wahlkampf zu führen. Der Youngster will zum Ansprechpartner sowohl für die jüngere als auch für die ältere Generation werden.

Ist es Zufall oder politisches Kalkül, dass aus dem Stadtbereich Seßlach sich gleich zwei Bewerber um den Einzug ins Maximilianeum in München bemühen? Jetzt also Nicola Schoppel und zum zweiten Mal in Folge Martin Mittag (CSU). Im Oktober 2018 war Mittag vom Rathaussessel in Seßlach (Bürgermeister seit Mai 2014) ins bayerische Parlament gewechselt.

Wer macht das Rennen: Erster oder Zweiter?

Treffen am Rande der Grünen Woche in Berlin, von links: Rainer Möbus, Kulmbachs Landrat Klaus Peter Söllner, Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz und Möbus Geschäftsfreund Joachim Haas aus Pretzfeld.

Was für Seßlach gilt, ähnelt der Situation in Bad Rodach: Sowohl Erster Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) als auch sein Stellvertreter Rainer Möbus (FW) setzen zum Sprung in den Bezirkstag von Oberfranken an.

Werden sie dort auch ankommen? Die SPD hat vor fünf Jahren das ehrenamtliche Mandat an die CSU verloren, das für sie Landrat Sebastian Straubel eroberte. Mit ihm sitzt im Bezirkstag Petra Hähnlein (Die Linke) aus Weitramsdorf.

Interessant ist, was für Rainer Möbus die Motivation war: Nämlich „schon wieder“ einen Wahlkampf bestreiten zu wollen. Erst im Herbst 2021 hatte der unterdessen 61-jährige für den Deutschen Bundestag kandidiert. Den Freien Wählern blieb auf Bundesebene jedoch der Einzug in Berlin verwehrt. Aber Rainer Möbus erzielte im Wahlkreis Coburg-Kronach insgesamt einen Achtungserfolg. Zu seinem eindrucksvollen Ergebnis in Bad Rodach gratulierte ihm später der Wahlkreisgewinner Dr. Jonas Geissler (CSU). Sowohl ihn als auch andere Mitbewerber hatte Möbus in seiner Heimatstadt auf die Plätze verwiesen.

Nun also soll es für Rainer Möbus der Bezirkstag sein? Einfach deshalb, sagt Möbus, weil er mithelfen möchte, dass der Bezirkstag mit seinem breiten Engagement auf sozialem und kulturellen Gebiet in Oberfranken öfters und intensiver wahrgenommen wird. Klingt dabei leise Kritik an den amtierenden Volksvertretern „vor der Haustür“ durch? Politische Beobachter verweisen schon seit geraumer Zeit darauf, dass Sebastian Straubel seine Position als stellvertretender Vorsitzender der CSU-Fraktion im Bezirkstag nicht wirkungsvoll für den ihm anvertrauten Stimmkreis zu nutzen weiß. Und Petra Hähnlein ist weithin unbekannt.

Der Freie Wähler Möbus hat noch ein viel größeres politisches Defizit erkannt. Beim Studium des Bezirkshaushalts fiel ihm auf, dass der Raum Coburg im Vergleich zu anderen oberfränkischen Städten, Gemeinden und Landkreisen selten erwähnt wird. Für den Kandidaten heißt dies, der ehrenamtliche Einsatz in Kultur und anderen Bereichen verdiene mehr Unterstützung durch den Bezirk Oberfranken. Deshalb möchte der Unternehmer aus Bad Rodach, der Schauspieler auf der Waldbühne Heldritt, der Stadt- und Kreisrat und nicht zuletzt der große Musikfreund zum kompetenten und engagierten Anwalt des Coburger Landes beim Bezirk Oberfranken werden.

A propos Musik: Von Kindesbeinen an gilt Rainer Möbus Liebe der Musik. Schon als Jugendlicher war er mit den Roßfelder Musikanten vor mehr als vier Jahrzehnten auf der Grünen Woche in Berlin, als diese fürs Coburger Land mit seiner Therme am Fuße des St. Georgenberges warben.

Auch jetzt war Rainer Möbus wieder auf der Grünen Woche an der Spree, Der Kontaktpflege wegen. Dort traf er auf etliche Bekannte aus Oberfranken. An die Adresse der dort weilenden Bundestagsabgeordneten richtete er die Bitte, zu ihren Informationsfahrten nach Berlin öfters heimische Musikkapellen einzuladen, um ihnen Gelegenheit zu geben, für ihre Region zu werben. Nicht zuletzt auch bei der Grünen Woche. Ebenso wie früher.

Wo war der „Meister der Bürger“?

Es ist wieder die Zeit der Neujahrsempfänge. Während der Coronazeiten sind sie vielerorts ausgefallen. Jetzt laden wieder Städte und Gemeinden ein. Oder auch Verbände und Vereine, wie kürzlich der CSU-Ortsverband Ahorn. Dies geschah im Zusammenwirken mit dem Bürgerverein Ahorn.

Wieder einmal war es der Union gelungen, eine der prominentesten Politikerinnen des Landes in der Gemeinde zu begrüßen. Nach Barbara Stamm (Landtagspräsidentin) und Ursula von der Leyen (damals Verteidigungsministerin unter Kanzlerin Angela Merkel) war es jetzt Ilse Aigner, amtierende Präsidentin des Bayerischen Landtages.

Das Treffen, zu dem Einladungen an alle Haushalte im Gemeindebereich Ahorn verschickt worden waren, begann mit einem Wortgottesdienst in der Kirche St. Johannes in Witzmannsberg. Ihm folgte ein Frühschoppen in der Begegnungsstätte neben der Kirche.

Rund 100 Gäste nahmen daran teil, freute sich CSU-Ortsvorsitzender Marcel Trost. Gemeinsam mit sieben weiteren Initiatoren – von der Jungen Union über Bürgervereins-Vorsitzenden bis zum Dritten Bürgermeister Udo Bohl – hatte Trost das Einladungsschreiben unterzeichnet.

Wer sich nicht angesprochen fühlte, war offensichtlich Erster Bürgermeister Martin Finzel (parteilos). Er galt auch nicht, nach Angaben der CSU, als entschuldigt. Warum ignorierte er den Besuch einer der höchsten Amtsinhaberinnen Bayerns? Will er nicht „Meister aller Bürger“ sein? Es hätte der Gesamtgemeinde gut zu Gesicht gestanden, wenn der Gast aus München auch in ihrem Namen begrüßt und willkommen geheißen worden wäre. Das hätte auch Udo Bohl tun können – wenn, ja wenn ihn der „Erste“ damit beauftragt hätte.

Wo ist Sven Gregor?

Von Sven Gregor ist bekannt, dass er zur Landratswahl 2024 im Kreis Hildburghausen seinen Hut in den Ring werfen will. Noch aber ist der 46-jährige Kommunalpolitiker mit Leib und Seele Bürgermeister der Stadt Eisfeld.

Ist Sven Gregor das wirklich noch? Wo ist denn sein Arbeitsplatz? Allgemein wird wohl nicht ohne Grund vermutet, dass dessen Platz noch im Rathaus ist.

Doch aktuell kommen Zweifel auf. Als Beweis dafür dient ein korrekt frankierter Briefumschlag (Langhülle mit Fenster) mit der Aufschrift: „Herrn Sven Gregor, Bürgermeister der Stadt Eisfeld, Rathaus, Marktstraße 2, 98673 Eisfeld“. Diesen Brief (Foto) stellte die Post nämlich nicht zu, sondern schickte ihn ohne weitere Begründung „Zurück/Retour“ an den Absender in Eisfelds Partnergemeinde 96482 Ahorn.

Ein Anruf im Eisfelder Rathaus genügte daraufhin, um zu erfahren, dass Sven Gregor dort weiterhin seine Aufgaben erfüllt. Das sollte auch ein Postler wissen.

Guten Morgen.