Eisfelder Delegation zum Totengedenken in Frankreich

Besuch gilt als ein starkes Symbol für die deutsch-französische Aussöhnung

Seit über 30 Jahren pflegen die Städte Eisfeld (Thüringen) und Ham in Nordfrankreich enge partnerschaftliche Beziehungen. Die französische Gemeinde zählt etwa 4.000 Einwohner (Eisfeld: 7.000 Einwohner) und liegt in der Region Hauts-de-Franc. Sie gehört zum Arrondissement Péronne und zum Kanton Ham.

Zum Gedenken an die Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges trafen sich jetzt die Bürgermeister der Stadt Eisfeld (Christoph Bauer) und Ham (Eric Legrand) auf französischem Boden. Der Delegation aus dem südthüringischen Städtchen gehörten auch die ehemaligen Bürgermeister Gerd Braun und Sven Gregor (jetzt Landrat des Landkreises Hildburghausen) an, sowie der Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins, Dirk Hebestreit.

Bei mehreren Gesprächen tauschten sich die Bürgermeister über die großen Projekte und Investitionen der Städte aus und erfuhren so mehr über die Finanzierung solcher Vorhaben durch den französischen Staat. So sagte Bürgermeister Legrand, dass die Stadt das größte Investitionspaket der letzten 60 Jahre erhalten habe.

Die Bürgermeister Legrand und Bauer versicherten sich gegenseitig, die 30-jährige Partnerschaft der Städte, die am 10. November 1995 unterzeichnet wurde, weiter zu unterstützen und für die Zukunft zu erneuern. Dazu zählt das Schulprojekt im Collège Victor Hugo, wo die Gewinner zur Fahrt 2026 nach Eisfeld eingeladen werden. In der Regelschule Otto Ludwig wurde schon großes Interesse signalisiert, Kontakt nach Ham aufzunehmen.

Die Rede des Gastgebers Eric Legrand im Wortlaut

In seinem berühmten Werk, das 1919 erschien, liefert Roland Dorgeles einen einfachen und ergreifenden Bericht über das Leben in den Schützengräben: „Ich sehe Ruinen, Schlamm, Reihen erschöpfter Männer, Kneipen, in denen man um Liter Wein kämpft, Gendarmen auf der Lauer, zerfetzte Baumstämme und Holzkreuze, Kreuze, Kreuze.“

Hinter all den Namen, die wir im Laufe dieses Vormittags aufgezählt haben, verbergen sich ebenso viele kleine Holzkreuze, Zeugen des mörderischen Wahnsinns der Menschen.

Und wir werden noch viele weitere Kreuze sehen, wenn wir am späten Vormittag die britischen und deutschen Soldatenfriedhöfe von Muille Villette besuchen.

Diese Kreuze mögen unbedeutend erscheinen, aber sie zeugen vom Tod von 20 Millionen Soldaten und Zivilisten und vom Leiden ebenso vieler Verwundeter.

Ganz zu schweigen vom Kummer und Leid ihrer Familien…

Wir können und dürfen nicht vergessen.

Denn die Zukunft kann nur gestaltet werden, wenn wir aus der Vergangenheit lernen.

Der Boden der Picardie ist mit dem Blut unserer Vorfahren getränkt, und hier wissen wir das besser als anderswo.

Ich freue mich daher sehr, heute eine Delegation aus unserer Partnerstadt Eisfeld unter der Leitung ihres Bürgermeisters Christoph Bauer begrüßen zu dürfen, den ich bitte, sich zu mir zu gesellen. Christoph Bauer wird von zwei seiner Vorgänger begleitet, Sven Gregor und Gerd Braun, die ich ebenfalls einlade, sich zu uns zu gesellen. Alle drei werden vom Vorsitzenden des deutschen Partnerschaftskomitees, Dirk Hebestreit, begleitet.

Ich begrüße auch meine Vorgänger Marc Bonef und Grégory Labille, die heute Vormittag ebenfalls unter uns sind und die ich ebenfalls bitte, zu mir zu kommen.

Ich begrüße die Anwesenheit unserer Vorsitzenden des französischen Partnerschaftskomitees, Frédérique Duval, die mir sicherlich nicht übel nehmen wird, wenn ich Pascale Froissart erwähne, die sich für die Organisation dieses Tages eingesetzt hat.

Die Anwesenheit unserer deutschen Freunde an diesem 11. November ist ein starkes Symbol für die deutsch-französische Aussöhnung, die von General de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer angestrebt und durch die Unterzeichnung des Élysée-Vertrags im Januar 1963 besiegelt wurde.

Wenn sich die Feinde von gestern versöhnen, macht die gesamte Menschheit Fortschritte.

Mehr denn je bekräftige ich heute den Willen der Stadt Ham, die brüderlichen Beziehungen zur Stadt Eisfeld fortzusetzen, wie es in der vor 30 Jahren unterzeichneten Partnerschaftsurkunde vorgesehen war.

In diesen unsicheren Zeiten, in denen in der Ukraine, nur drei Flugstunden von hier entfernt, immer noch ein schrecklicher Krieg tobt, haben wir die Verantwortung, uns für eine unerschütterliche Freundschaft mit all jenen einzusetzen, die sich eine bessere Welt in einem friedlichen Europa wünschen.

So machen wir uns die Worte von General de Gaulle zu eigen, der sich am 9. September 1962 in Ludwigsburg in einer Rede an die deutsche Jugend wie folgt äußerte: „Die Zukunft unserer beiden Länder, die Grundlage, auf der die Union Europas aufgebaut werden kann und muss, der größte Trumpf der Freiheit in der Welt, ist die gegenseitige Wertschätzung, das gegenseitige Vertrauen und die Freundschaft zwischen dem französischen und dem deutschen Volk.“

Es lebe Ham, es lebe Eisfeld,
Es lebe Frankreich, es lebe Deutschland,
Es lebe die deutsch-französische Freundschaft!

Für alle zivilen und militärischen Opfer der Konflikte, die unsere Geschichte geprägt haben, bitte ich Sie, eine Schweigeminute einzulegen.