Viele Bewohnerinnen auf Sozialhilfe angewiesen

Der Bundestagsabgeordnete und Arzt Johannes Wagner (Bündnis 90 / Die Grünen) hat sich im Pflegeheim „Rodacher Leben“ über die aktuelle Situation in der stationären Pflege informiert. Gemeinsam mit Kreisrätin Karin Ritz, Thomas Ritz, Gerhard Kirchner (beide Offener Kreis Bad Rodach) und Prof. Dr. Susanne Esslinger sprach Wagner mit der Einrichtungsleitung und Pflegedienstleitung Daniela Fiedler sowie der stellvertretenden Pflegedienstleitung Yvonne Uhde.
Die Einrichtung in Trägerschaft der Diakonie Coburg verfügt über 60 Betten und beschäftigt rund 50 Mitarbeitende. Trotz guter Belegungs- und Personalsituation wurde deutlich: Die Herausforderungen sind groß. Drei Viertel der Bewohnerinnen und Bewohner leiden an Demenz. Ein zentrales Thema war der finanzielle Eigenanteil für einen Heimplatz. Rund 3.200 Euro beträgt dieser zurzeit für ein Bett im Doppelzimmer. Die bundesweit ansteigenden Eigenanteile seien für die wenigsten leistbar, so Wagner. „Die Bundesregierung ist aufgefordert, endlich eine echte Pflegereform auf den Weg zu bringen, anstatt darüber zu diskutieren, ob die Gelder für den Pflegegrad 1 gestrichen oder Hochbetagte keine teuren Medikamente mehr bekommen sollen.“
Etwa ein Drittel der Bewohnerinnen im Rodacher Leben ist auf Sozialhilfe angewiesen. „Den Angehörigen sowie den Patienten fehlt oft die Information und Aufklärung über Ansprüche und Fristen“, berichteten Fiedler und Uhde. „Viele Familien sind mit dieser Situation überfordert und wissen nicht, wo sie Hilfe bekommen“, so die Einrichtungsleitung. Weitere Probleme: Während es einen gesetzlichen Anspruch auf Kurzzeitpflegeplätze gibt, hapert es in der Praxis an Verfügbarkeit. Auch der Zugang zu Facharztterminen bleibe problematisch – ein bekanntes Problem in ländlichen Regionen.
Mehr Kompetenzen für Pflegekräfte gefordert
Ausführlich diskutiert wurde die Frage der Kompetenzen in der Pflege. „Warum braucht es beispielsweise für die Medikamentenvergabe immer eine ärztliche Anordnung?“, fragte Fiedler. Ein Dauerthema bleibt die ausufernde Bürokratie. „Zeit, die für Dokumentation draufgeht, fehlt am Bett“, brachte es Uhde auf den Punkt. Wagner versprach: „Wir müssen die Pflege von unnötiger Bürokratie befreien, damit mehr Zeit für die Menschen bleibt.“
In der Telemedizin sieht Wagner Potenziale: „Sie kann gerade in ländlichen Regionen helfen, die ärztliche Versorgung zu verbessern und Wege zu sparen.“ Kreisrätin Karin Ritz zeigte sich beeindruckt: „Hier wird trotz aller Herausforderungen hervorragende Arbeit geleistet. Es ist wichtig, dass die Politik die realen Bedingungen vor Ort kennt.“ Wagner kündigte an, die Anregungen in seine gesundheitspolitische Arbeit im Bundestag einfließen zu lassen