Aus Kloster Banz gingen berühmte Gelehrte und Künstler hervor

Bildungskonzept ist ein Grundpfeiler musealer Arbeit

Von Torsten Renner

In einer Gesellschaft stellt sich hin und wieder die Frage: Was ist eigentlich ein Museum? Ein jeder Mensch hat sein ganz eigenes Bild und seine ganz eigene Vorstellung davon, was ein Museum kennzeichnet. Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln sind die Kernaufgaben eines Museums. Aus diesen Punkten heraus entsteht in unserer Welt und in unserem alltäglichen Leben stets ein neuer Blickwinkel der Antworten liefert und zugleich neue Fragen formuliert. Es sind diese Fragen, die mich bereits in meiner frühen Kindheit faszinierten und deren Antworten ich bei unzähligen Museumsbesuchen in Kloster Banz fand. Als Kurator komme nun ich an das Museum Kloster Banz zurück, um an dem Ort, an dem in meiner Kindheit alles begann, den Kreis zu schließen.

Die Dauerausstellung „Geschichte von Kloster Banz“ dokumentiert als Prolog die wechselvolle Geschichte der historischen Einrichtung, beginnend vom 17. Jahrhundert bis zur heutigen Nutzung der Klosteranlage als Bildungszentrum der Hanns-Seidel-Stiftung.

Das Benediktinerkloster Banz wurde um 1070 gegründet und war bis zur Auflösung 1803 durch den Kurfürst von Bayern fest in der Hand des Traditionsordens. Im 18. Jahrhundert erfuhren die Benediktiner eine unvergleichliche Blütezeit, in der Kloster Banz als ein Zentrum der Wissenschaft galt. In dieser Zeit gingen aus Kloster Banz berühmte Gelehrte und Künstler hervor. Mit der Säkularisation 1803 endete diese Zeit abrupt. Das Kloster verlor an (über)regionaler Bedeutung. Das Inventar des Klosters, wie die umfangreiche berühmte Gemäldesammlung und Bibliothek, wurde zum größten Teil versteigert oder ging in den Besitz anderer Einrichtungen über.

1814 kaufte der Wittelsbacher Herzog Wilhelm in Bayern (1752–1837) für sich und seinen Enkel, den späteren Herzog Maximilian in Bayern (1808–1888), Kloster Banz als fortan kurfürstlich mondäne Sommerresidenz.

Nach dem Ersten Weltkrieg verpachteten die Wittelsbacher Kloster Banz an Trappisten und die Einrichtung wurde wieder zu einem Kloster. 1933 erwarb der bis dahin letzte Orden, die Gemeinschaft von den Heiligen Engeln, die Klosteranlage, die 1979 in einem maroden Zustand von der Hanns-Seidel-Stiftung erworben wurde. Im Zuge umfangreicher denkmalgerechter Renovierungs- und Restaurierungsmaßnahmen wurde das Bildungszentrum Kloster Banz am 22. April 1983 eröffnet.

Die Petrefaktensammlung (Fossiliensammlung) gehört zu einer der ältesten paläontologischen Ausstellungen in Bayern. Die historische Sammlung wurde in den Jahren 1814 und 1857 vom Juristen Carl Theodori (1788–1837) und dem katholischen Geistlichen Augustin Geyer (1774–1837) in Kloster Banz konzipiert und wissenschaftlich kuratiert.

Zahlreiche, in der Gegend um Kloster Banz gefundene Fossilien, wie Ammoniten und Belemniten, Fischsaurier, Flugsaurier, Fische, Seelilien und Meereskrokodile, repräsentieren einen visuell greifbaren Querschnitt der Flora und Fauna im Meer der Jurazeit in Süddeutschland vor rund 200 Millionen Jahren.

Das zentrale Ausstellungsobjekt und ein Alleinstellungsmerkmal der Petrefaktensammlung bildet ein im Jahre 1842 in Unnersdorf am Main gefundener 2,10 Meter langer Ichthyosaurierschädel (Temnodontosaurus), der bislang größte seiner Art in Europa. Diesem beeindruckenden Exponat widmete der Schriftsteller Joseph Victor von Scheffel (1826–1886) zwei Gedichte, in denen er seine Faszination dem Ausstellungsobjekt gegenüber in Worte auf Papier brachte: Den „Bericht vom Meerdrachen“ und „Der Ichthyosaurus“.

Schon längst nährte ich den sehnlichsten Wunsch, den heiligen Boden jenes Landes zu betreten, das die Wiege unserer Religion, das Vaterland unseres Erlösers war. Doch nicht dies allein war es, was mich zu dieser Reise bewog. Es trieb mich ein unwiderstehliches Gefühl, ein nicht zu besiegendes Drängen aus der ewigen Einförmigkeit des bis zur Unbequemlichkeit bequemen Alltagslebens, bei welchem man nicht mehr lebt, sondern nur vegetiert.

Mit diesen Worten beschrieb Herzog Max in Bayern (1808–1888), Vater von Elisabeth von Österreich, seine Beweggründe für eine im Jahre 1838 durchgeführte mehrmonatige Reise in den Vorderen Orient. Im Verlauf dieser Reise sammelte er eine Vielzahl an „Reiseandenken“, die er nach Kloster Banz bringen ließ, um sich dort in seiner Sommerresidenz im Jahre 1858 ein „Kuriositätenkabinett“ im orientalischen Stil seiner Zeit einzurichten. Dieses weltweit einzigartige Ensemble ist heute als Orientalische Sammlung im Museum Kloster Banz der Öffentlichkeit zugänglich. Die Ausstellung beinhaltet in ihrer historischen Konzeption neben archäologischen Objekten der altägyptisch-pharaonischen Kulturgeschichte, wie etwa Grabbeigaben und Mumien, auch naturwissenschaftliche Objekte aus dem Bereich der Flora und Fauna, wie etwa ein 4 Meter langes Nilkrokodil. Des Weiteren zeigt die Ausstellung ethnografische Objekte aus der Zeit des Osmanischen Reiches.

Das Museum Kloster Banz umspannt einen zeitlichen Rahmen von der Jurazeit um 188 Millionen Jahre vor unserer Zeit, der altägyptisch-pharaonischen Kulturgeschichte um 2500–300 vor Christus bis zur Gründung von Kloster Banz im 17. Jahrhundert. Thematisch verbindet das Museum Kloster Banz mit seinem objekt- und kulturübergreifenden Sammlungsbestand, die Wissenschaften Paläontologie, Archäologie / Ägyptologie und Ethnologie.

Wir leben in einer sich rapide verändernden Welt, die es zu verstehen und zu erklären gilt. Vor diesem Hintergrund leistet das Bildungszentrum Kloster Banz der Hanns-Seidel-Stiftung mit seinem politischen Bildungsauftrag auf unterschiedlichen Vermittlungsebenen unverzichtbare Bildungsarbeit. Das Bildungskonzept ist zugleich ein Grundpfeiler musealer Arbeit. In dieser Aufgabe und vor dieser Herausforderung stehend, ist das Museum Kloster Banz als Referenzpunkt von Wissenschaft und Bildung am Bildungszentrum Kloster Banz einordnen.

Insbesondere in Krisenzeiten stellt sich die Frage, was uns die (kulturelle) Vergangenheit wert ist und wie wir auf diese (kulturelle) Vergangenheit zurückblicken wollen. Erinnerungspolitik kann zu einem gesellschaftspolitischen Hemmfaktor wie auch zu einem Ansporn für eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen bzw. einer gegenüber sich selbst fremden kulturellen Vergangenheit führen. Angesichts dessen sind Museen und damit auch das Museum Kloster Banz, partizipative und interaktive Orte der kollektiven Erinnerung und interkulturellen Kommunikation.

Der neue Kurator am Museum Kloster Banz

Torsten Renner ist Klassischer Archäologe

Mein Name ist Torsten Renner. Ich bin Klassischer Archäologe und seit Juli Kurator am Museum Kloster Banz. In dieser Funktion übernehme ich mit großer Freude die Leitung des Sammlungsbereiches des Museums Kloster Banz.

Ich studierte am Institut für Klassische Archäologie der Freien Universität zu Berlin im Profilbereich Klassische Archäologie den Bachelorstudiengang Altertumswissenschaften. Im Anschluss an das Bachelorstudium erfolgte das Studium des Masterstudienganges Klassische Archäologie. Neben dem Schwerpunktstudium belegte ich im komplementären Bereich am Ägyptologischen Seminar der Freien Universität zu Berlin den Studiengang Ägyptologie. Mein Promotionsstudium erfolgte an der Berlin Graduate School of Ancient Studies (BerGSAS).

Im Verlauf meines Studiums absolvierte ich Praktika an Museen und Sammlungen im Inland und europäischen Ausland und sammelte im Anschluss daran Berufserfahrung an den Staatlichen Museen zu Berlin. Ich schätze die vielfältigen Aufgaben der Museumsarbeit und freue mich als Kurator an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Bildung zu stehen und mich dabei mit aktuellen museologischen, konservatorischen und rechtlich-politischen Aspekten einer sich ständig wandelnden musealen Arbeitswelt auseinanderzusetzen.

Die kuratorische Leitung des Museums Kloster Banz mit seiner Petrefaktensammlung und der Orientalischen Sammlung bietet mir daher eine großartige Möglichkeit meine Erfahrungen im Museumsmanagement anzuwenden und auszubauen.