Dem Heimat-Hopper fehlen die Fahrgäste

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Dem Heimat-Hopper fehlen die Fahrgäste

Teures Busvergnügen für den Steuerzahler – wie lange noch?

„Hoppen Sie los“, lautet die grenzüberschreitende Aufforderung jeden Samstag seit Oktober 2021 zur Nutzung der Omnibus-Freizeitlinie zwischen den AGILIS-Endbahnhöfen Ebern und Bad Rodach.

Was beim Start vor annähernd zwei Jahren als „sinnvolle Ergänzung des Personennahverkehrs in der Region“ (Bürgermeister Wolfram Thein, Maroldsweisach) angepriesen wurde, erweist sich unterdessen als Fehlzündung. Das Angebot wird kaum angenommen.

Die Landkreise Haßberge, Hildburghausen und Coburg lassen sich, gemeinsam mit den Städten und Gemeinden entlang der Route (Haltestellen Bad Rodach, Bad Colberg, Heldburg, Hellingen, Maroldsweisach, Voccawind, Todtenweisach, Altenstein, Pfarrweisach, Kraisdorf, Dürrnhof, Lichtenstein, Eyrichshof, Ebern und zurück), die Realisierung ihrer Idee jährlich rund 40 000 Euro kosten.

Auf der Einnahmeseite erscheint jedoch kaum eine bemerkenswerte Zahl des Erfolgs: 1,61 Fahrgäste pro Tour zwischen dem unterfränkischen Ebern und dem „Tor nach Thüringen“, wie sich Bad Rodach mal zwischenzeitlich nannte, ist die magere Bilənz 2022. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum bei 312 Fahrten 502 Fahrgäste gezählt. Und dies auch unter der Berücksichtigung, dass das 9 Euro Ticket anerkannt wurde.

Vom Start Mitte Oktober 2021 bis Ende Dezember, also gut drei Monate, waren es nur 12 Fahrgäste, die sogar kostenlos befördert wurden. Das großzügige Entgegenkommen der „kommunalen Familie“ sollte ein Anreiz sein für weitere Fahrten. Honoriert wurde ihr Bemühen, wie die Zahlen 2022 belegen, jedoch nicht.

Es ist ein schwacher Trost, dass der Heimat-Hopper mit seinen Zahlen ähnlich abschneidet wie zum Beispiel die Freizeitlinien „Burgenwinkel“ und „Bier-Wein-Expreß“, die in den Haßbergen verkehren.

Die Initiative für das Angebot „Freizeitlinie zwischen Bädern und Burgen“ hatten Bürgermeister im unterfränkischen Raum ergriffen. Sie handelten sicherlich in der ehrenwerten Absicht, mit Hilfe eines öffentlichen Nahverkehrsmittels auch jenen Menschen eine Möglichkeit zu bieten, touristische und andere Ziele in der Region zu erreichen, die ihnen sonst verwehrt bleiben. Wieder einmal wird aber zugleich deutlich, dass der Ruf nach mehr Mobilität auf dem flachen Land oftmals stärker ist als der tatsächliche Bedarf.

Das mag ein Grund für das mangelnde Interesse an der Freizeitlinie sein, der alleinige ist er nicht. So hat Bad Rodachs Bürgermeister Tobias Ehrlicher auffallend stark die Nutzung der Busverbindung gefordert, weil er davon ausging, weitere Badegäste für die ThermeNatur zu gewinnen. Doch das war ein weiterer Fehlschuss. Die Menschen in der Region nutzen den Samstag eher für einen Familieneinkauf oder werkeln in Haus und Garten, vor allem im Sommer.

Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann vertrat bei der Präsentation des Projekts im frühen Herbst vor zwei Jahren im Rathaus der Marktgemeinde Maroldsweisach die Ansicht, die Schaffung der Buslinie würde vor allem Wandergruppen ansprechen. Die Realität sieht jedoch anders aus.

Es ist nicht nur ein bloßer Eindruck, dass einerseits mehrere Freizeiteinrichtungen (wie zum Beispiel das Burgeninformationszentrum Altenstein) kaum touristisches Interesse wecken, andererseits nun einmal notwendige zielorientierte Werbung für den „Heimat-Hopper“ in den Kinderschuhen stecken geblieben ist.

Natürlich ist in der Rückschau auch die Pandemie im Restjahr 2021 und in den folgenden zwölf Monaten zu berücksichtigen. Die Schließung der TerrassenTherme Bad Colberg fällt wohl weniger ins Gewicht. Das Deutsche Burgenmuseum auf der Veste Heldburg braucht sicherlich noch einen kräftigen Innovationsschub, um seinen Bekanntheitsgrad endlich deutlich zu verbessern. Personelle Veränderungen in der Museumsleitung sind eingeleitet. Und auch das neue Burgrestaurant „Helene“ könnte zu einer positiven Entwicklung beitragen.

Noch ist der „Heimat-Hopper in der Probephase. Sie ist auf drei Jahre ausgerichtet, also bis viertes Quartal 2024. Wird diese Zeit genutzt, die Freizeitlinie zwischen den beschaulichen Städten Ebern und Bad Rodach bekannter zu machen? Der Wille dazu sei da, ist zu hören. Wenn die Kommunen im Rahmen ihrer freiwilligen Leistungen professionelle Werbung anschieben können und dabei von den touristischen Einrichtungen wie ThermeNatur Bad Rodach und Deutsches Burgenmuseum Heldburg finanziell unterstützt werden, könnten am Ende alle Beteiligten davon profitieren. Das gilt auch für einige Betriebe an der Gesamtstrecke.

Eines jedoch wird wohl schwierig sein zu verändern: Die Fahrtdauer zwischen den beiden Endstationen Ebern und Bad Rodach: 78 Minuten. Ob unbedingt immer alle 16 Haltestationen, wie es derzeit der Fall ist, angefahren werden müssen oder ob es hier auch ein Optimierungspotential gibt, ist sicherlich einer Prüfung wert.

Kostenanteile der Kommunen

Die geschätzten Kosten für die Freizeitlinie „Heimat- Hopper“ betragen für die Jahre 2023 und 2024 jeweils 39.728.– Euro. 50 Prozent davon entrichten die Landkreise Haßberge (11.918,40 Euro), Hildburghausen und Coburg (je 3.972,80 Euro). Den Rest steuern die Städte Bad Rodach, Ebern und Heldburg sowie die Gemeinden Maroldsweisach und Pfarrweisach (je 3.972,80 Euro) bei.

Auf den Bus kommt es an …

Ursprünglich war die Freizeitlinie „Heimat-Hopper“ einem Omnibusunternehmen in Hafenpreppach übertragen worden. Die Zusammenarbeit mit der Firma „war super“ heißt es aus den Reihen der verantwortlichen Kommunalpolitiker. Doch dann habe „jemand moniert“, dass die betreffende Firma einen anderen Bus eingesetzt habe als in der Ausschreibung gefordert. Das wurde dem dafür zuständigen Landratsamt Haßberge gemeldet. Da das Hafenpreppacher Unternehmen nicht „nachbessern“ konnte, musste die Linie an den zweiten Anbieter in Wonfurt vergeben werden. Auch mit ihm „sind wir bisher sehr zufrieden“, bestätigen die Vertragspartner auf Anfrage.