Die Krone der Stadt glänzt und funkelt wieder

Bürgermeister Sven Gregor seit 10 Jahren an der Spitze Eisfelds

Herr Bürgermeister Gregor, seit 10 Jahren stehen Sie an der Spitze des Werra-Städtchens Eisfeld. Was hat Sie 2012 dazu bewogen, als ehrenamtlicher Bürgermeister der damaligen Gemeinde Bockstadt für das Amt des hauptamtlichen Bürgermeisters zu kandidieren?

Gregor: Mir macht die Kommunalpolitik seit jeher viel Spaß und der Wechsel vom Ehrenamt ins Hauptamt war dabei ein Meilenstein. Ich habe die Herausforderungen für die Region erkannt und mit den Eisfelder Freien Wählern ein gutes Team gefunden. Gemeinsam sind wir damals die Kandidatur angegangen und waren mit unserem Konzept durchaus erfolgreich. Wir haben erkannt, dass zukünftige Herausforderungen nur miteinander gelöst werden können.

Wie „schlecht“ ging es finanziell damals der Stadt Eisfeld, wie „gut“ geht es ihr heute?

Die Stadt ist nahezu schuldenfrei
Gregor: Vor 10 Jahren war die Verschuldung noch wesentlich höher und dies bedeutete auch diszipliniert die Verschuldung abzubauen. Dies ist zu großen Teilen gelungen. Lag die Prokopfverschuldung 2012 noch bei 440 Euro, sind es aktuell im Jahr 2022 rund 25 Euro. Die Stadt ist nahezu schuldenfrei und investiert jährlich an die drei Millionen Euro.

Was waren die wichtigsten Aufgaben, die Sie mit dem Stadtrat in den letzten 10 Jahren erledigen konnten?

Gregor: Die Umsetzung des Hochwasserschutzes gemeinsam mit dem Freistaat ist das größte Projekt, hier wurden für die Ufermauern, Brücken, Leitungen und Infrastruktur in den letzten 8 Jahren etwa 25 Millionen Euro verbaut. Somit wird ab dem kommenden Jahr, nach Fertigstellung der Maßnahmen, Harras und Eisfeld in großen Teilen vor Hochwasser geschützt sein.
Weiterhin wurden große Projekte in der Stadtsanierung in Angriff genommen oder fertiggestellt. Mit Kirche und Schloss sind dabei die Leuchttürme der Innenstadt zu nennen. Allein hier flossen rund 10 Millionen Euro Investitionsmittel.
Die Vergrößerung des Industriegebietes Eisfeld Süd hat zu weiteren Ansiedlungen von Unternehmen geführt und zugleich die Erweiterung von bestehenden Betrieben gefördert. Dabei hat die Stadt eine Investition von rund 5 Millionen Euro getätigt.
Kindergärten und Schulen waren aber auch immer im Zentrum des Investitionsgeschehens der letzten 10 Jahre, so konnten alleine am Schulstandort Eisfeld, gemeinsam mit dem Landkreis Hildburghausen, 10 Millionen Euro investiert werden.

Seit 2012 hat sich Eisfeld deutlich verändert. Welche Probleme stellen Bürgermeister und Stadtrat aktuell vor enorme Herausforderungen?

Gregor: Enorme Herausforderungen sehe ich in Zukunft bei der Energieversorgung und der Infrastruktur die damit im Zusammenhang steht. Wir müssen rasch richtige Entscheidungen für nachfolgende Generationen treffen. Dieser Prozess wird die kommunalpolitischen Verantwortungsträger sehr fordern. Wie heize ich, wie kann ich regionale Kreisläufe bei der Energiegewinnung nutzen, wie mache ich mich energetisch autark, wie kann die Energieversorgung bezahlbar bleiben und trotzdem innovativ und klimaneutral sein.

Auf welche Errungenschaften sind Sie besonders stolz?

Gregor: Ganz klar, dass es gelungen ist eine Generalsanierung des Eisfelder Schlosses zu beginnen und auch bedingungslos zu Ende zu führen. Das Schloss ist die Krone der Stadt. Sie glänzt und funkelt wieder.

Schauen wir nach vorn. Was ist in der Kernstadt zu tun, um mehr Leben ins Innere zu bringen?

Große Hoffnungen ruhen auf der Ideenwerkstatt
Gregor:
Kein einfaches Thema, aber wir wollen weiter versuchen mit Innenstadtsanierung und verbesserter Infrastruktur die Rahmenbedingungen zu schaffen. Vielleicht gelingt mit der Ideenwerkstatt, die im Sommer ihre Arbeit wieder aufnimmt, eine Planung für eine aktive und lebendige Innenstadt, mit Stadtkirche, Schloss, Volks- und Brauhaus als Ankerpunkte und mit Gastronomie und kleinen Einzelhandelsgeschäften als lebendige Angebote in der Innenstadt.

Nun sind Sie nicht nur Bürgermeister, sondern auch Mitglied des Kreistages des Landkreises Hildburghausen. Was fällt Ihnen beim Stichwort „Regiomed“ ein?

Gregor: Regiomed ist kein Selbstläufer und die Projektträger haben verschiedene Interessen. Die beteiligten Städte und Landkreise müssen nach meiner Auffassung einen gemeinsamen Weg gehen, auf dem auch alle mitgenommen werden. Das Konzept einer optimalen Krankenhausversorgung kann nicht nur ein Leuchtturmprojekt in Coburg sein. Wir brauchen auch in Hildburghausen eine klare Perspektive für unser Krankenhaus.

In der ersten Juni-Hälfte besuchte der Bundesvorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger (links), den FW-Fraktionsvorsitzenden im Kreistag Hildburghausen, Sven Gregor.

Im Kreistag sind Sie Vorsitzender der Fraktion Freie Wähler. Welche Rolle spielen die „FW“ auf Kreisebene? Kommen Sie über „konstruktive Kritik“ hinaus? Was haben Sie in der laufenden Amtsperiode schon erreicht?

Lohnender Einsatz für die Senkung der Kreisumlage
Gregor:
Unsere Fraktion erreichte bei der Wahl 2019 ein sehr gutes Ergebnis und wurde somit zweitstärkste Kraft im neuen Kreistag. Dieser Aufgabe sind wir uns sehr wohl bewusst. Wir haben eine sehr intensive Fraktionsarbeit, die auch dazu führt, dass wir uns  aktiv in Entscheidungsprozesse einbinden, eigene Ideen einbringen, die schlussendlich auch eine breite Mehrheit im Gremium finden. Ein aktuelles Beispiel ist die Senkung der Kreisumlage im Haushaltsjahr 2022. Wir hatten zur Haushaltdebatte einen Antrag eingebracht, der Mehreinnahmen der Schlüsselzuweisungen für den Landkreis in eine Entlastung bei der Kreisumlage für die Gemeinden finden sollte. Es war unser Vorschlag, der mit breiter Mehrheit des Kreistages zu einer echten Entlastung für die Städte und Gemeinden führte.

Wo sollte der Landkreis Hildburghausen nach Ihrer Meinung seine Aktivitäten verstärken?

Gregor: Das Landratsamt ist eine große Behörde, aber auch ein Dienstleister für die Bürger. Hier muss etwas geschehen, um dem Bürger die Möglichkeit einer vollumfänglichen Dienstleistung zu ermöglichen. Dabei muss das Landratsamt digital gut aufgestellt sein und ein Servicekonzept für den Betrieb zu den Sprechzeiten vorweisen. Mehr Aktivität brauchen wir aber auch in den Bereichen Kreisentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, Feuerwehr und Katastrophenschutz sowie in den sozialen Bereichen.

Zum Wechsel an die Landkreisspitze bereit

Zehn Jahre Bürgermeister, zehn Fragen. Unsere letzte: Wie lange möchten Sie noch Eisfelder Bürgermeister sein? Oder: Könnte Sie in zwei Jahren das Amt des Landrates reizen?

Gregor: 2024 bin ich dann 25 Jahre in der Kommunalpolitik aktiv, erst als 1. Beigeordneter, dann als ehrenamtlicher Bürgermeister und nun hauptamtlicher Wahlbeamter der Stadt Eisfeld. Seit geraumer Zeit treiben mich viele Überlegungen über meinen kommunalpolitischen Werdegang um. Kreistagsfraktion und Kreisverband wünschen sich 2024 neben einer starken Kreistagsliste auch einen Landratskandidaten aus den eigenen Reihen. Als Fraktionsvorsitzender habe ich da eine besondere Verantwortung und möchte dieser auch gerecht werden.

Das heißt?

Gregor: Der wiedergewählte Kreisvorsitzende Heiko Schilling aus Schönbrunn und dessen Stellvertreter Mike Hartung aus Sachsenbrunn haben in unserer Mitgliederversammlung am Mittwoch, 29. Juni, in Altendambach empfohlen, mir die Landratskandidatur im Jahr 2024 anzutragen. Zugleich soll ich zu diesem Zeitpunkt die Kreistagsliste zur Kommunalwahl anführen. Ich freue mich über das in mich gesetzte Vertrauen und habe deshalb meine Bereitschaft zur Kandidatur signalisiert. Mir geht es darum, meinen Beitrag zur guten Weiterentwicklung des Landkreises Hildburghausen zu leisten.

Das Gespräch mit Sven Gregor führte Horst Mitzel