Heldburg und seine Zukunft

Mit neuem Schwung ins Jahr 2023 starten. Nicht nur auf der Veste

Bürgermeister Christopher Other: „Wir brauchen neue Ideen, um auch die Bürger unserer Heimatregion auf „ihre“ Veste zu locken.

Herr Bürgermeister Other, jahrelang wurde ein Gastronomiebau auf der Veste Heldburg gefordert. Jetzt stehen Räumlichkeiten zur Verfügung, doch diese wurden noch nicht mit Leben erfüllt. Wie lange bleibt das noch so?

Bürgermeister Other: Wir alle sind froh, dass wir die lange geplante und immens umfängliche Investition geschafft haben. Das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Akteuren war vielschichtig und gewiss nicht immer einfach. Letzten Endes war aber allen Beteiligten immer klar: Wir müssen dieses Projekt als Grundlage für den weiteren Erfolg des Deutschen Burgenmuseums und der Veste Heldburg als Ganzes zum Gelingen bringen.

Dieser Wille hat ein hervorragendes Ergebnis gezeitigt. Wir haben nun einen modern-zurückhaltenden Gastronomiebau, der den verschiedenen Bedürfnissen Rechnung trägt. Jetzt gilt es, wie Sie es in der Frage genannt haben, diese Immobilie „mit Leben zu erfüllen“. Nach jetzigem Stand kann ich Ihnen sagen, dass wir uns über die groben Linien mit dem künftigen Pächter einig sind. Der Vertrag soll zum 1. Januar 2023 beginnen, vor allem auch um Abläufe einzustudieren und das Personal einzuarbeiten. Zum 1. April soll der Restaurantbetrieb dann komplett starten.

Wurden die Öffnungszeiten des Restaurants im Pachtvertrag festgelegt? Wenn ja, können Sie diese nennen?

Die genauen Öffnungszeiten werden derzeit noch zwischen Stadt, Stiftung und künftigem Pächter abgestimmt. Sie werden sich aber nicht zuletzt an den Museumsöffnungszeiten orientieren, müssen aber nicht deckungsgleich sein.

Bleiben wir bei der Veste Heldburg. Sind Ihnen deren Besucherzahlen der letzten drei Jahre bekannt?

Vor Corona konnten wir auf Besucherzahlen von rund 16.000 Personen blicken. Durch die Krise und die damit verbundenen vom Gesetzgeber verordneten Schließungen und Zugangsbeschränkungen sind die Besuche zurückgegangen. Die Corona-Maßnahmen haben gerade im Bereich der Kultur Spuren hinterlassen und für Einnahmeeinbrüche gesorgt. Nichtsdestotrotz kann man konstatieren: Zu Märkten und sonstigen Festivitäten, wie zum Beispiel zu den Schlössertagen, war die Veste gut besucht. Das stimmt mich positiv für das kommende Jahr. Mit der Gastronomie als deutliches Zeichen einer Service-Verbesserung und weiteren Neuerungen für den Museumsbetrieb, wie den Multimedia-Guide, begehen wir einen verlässlichen Weg aus dem Corona-Tief.

Die „Fränkische Leuchte“ ins angemessene Licht rücken

Sonnenuntergang hinter der Veste Heldburg. Foto: T. Schottenhaml

Wünschen Sie sich mehr Aktivitäten auf der Veste Heldburg? Wenn ja, trauen Sie dem Team mehr zu?

Natürlich will man als Verantwortlicher der Veste-Stadt und zugleich Vorsitzender von Trägerverein und Förderverein immer Neues, ja, Besseres sehen. Ich denke, dass wir allesamt noch ausreichend Potenzial nach oben haben, um unsere „Fränkische Leuchte“ in das angemessene Licht zu rücken. Wir brauchen weiter neue Ideen, gerade auch um die Bürger unserer Heimatregion auf „ihre“ Veste zu locken. Es muss nicht immer die hochwissenschaftlich untersetzte Ausstellung sein, wir müssen vielmehr den Geschmack der Menschen vor Ort treffen. Das spiegelt sich dann – da bin ich mir sicher – in stetig steigenden Besucherzahlen wider. Die Mund-zu-Mund-Werbung mitsamt der Betrachtung von regionalgeschichtlichen Aspekten – das könnte ein Rezept sein. Verstehen Sie mich aber nicht falsch: Die nationale Tragweite unseres Deutschen Burgenmuseums werden wir nicht aus den Augen verlieren! Schon das weitere Mittun von Dr. Großmann, dem Gründer des Museums, in Sachen Fortentwicklung der Ausstellungen unterstreicht dies nachhaltig.

Ist in absehbarer Zeit mit personellen Veränderungen im Deutschen Burgenmuseum auf der Veste Heldburg zu rechnen?

Dazu kann ich momentan nichts Konkretes sagen. Aber vielleicht so viel: Wir werden mit neuem Schwung ins Jahr 2023 starten!

Mehr Begeisterung für die Burg wecken

Hand aufs Herz: Schauen die Heldburger nicht nur gerne zur Veste hinauf, steigen sie aber auch zu ihr hinauf? Nehmen die Heldburger das Angebot der musealen Einrichtung an?

Wie bereits ausgeführt, wird dies eine der vornehmsten Aufgaben sein: Wir müssen die Heldburger wieder für „ihre“ Burg begeistern! Mit einer funktionierenden Gastronomie, einem tollen Hochzeitsangebot des Standesamtes und interessanten, musealen Angeboten in Verbindung mit der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten – denn es geht nur gemeinsam – schaffen wir es mit Sicherheit, die Attraktivität zu steigern. Eins müssen wir aber immer beachten: Entwicklung und Weiterentwicklung von Kultur benötigt Zeit und verläuft in langen Bahnen. Die Veste steht wohl seit 800 Jahren und hat viele Generationen überdauert, sie wird auch in Zukunft Bestand haben. Dass ich mit vielen Partnern einen bescheidenen Anteil zur Fortentwicklung beitragen kann, freut mich über alle Maßen.

An der A73 im Bereich Landkreis Coburg wurden nun neue „Touristikschilder“ angebracht. Die Veste Heldburg repräsentiert dabei die vielfältige Schlösser- und Burgenlandschaft der Region Coburg-Rennsteig. Haben Sie an der Realisierung des Projektes mitgewirkt oder wurden Sie von ihr überrascht?

Ich wurde in der Tat überrascht und habe aus den Medien und von Coburg.Rennsteig direkt davon erfahren. Ich freue mich sehr über die Repräsentation der Region durch „unsere Veste“. Gerne hätten wir den ein oder anderen Hinweis gegeben. Auch ein gemeinsamer Pressetermin wäre wünschenswert gewesen. Jetzt ist es so, wie es ist und wir sind allesamt glücklich, dass es mit einem Leitschild direkt an der Autobahn geklappt hat. Meine Vorgängerinnen waren damit schon seit Jahren beschäftigt, jetzt haben wir diesen Punkt mit etwas Glück auf unserer Liste abgehakt.

Sommernachtsball und Foodtruck-Festival im Juni

Schauen wir ins Jahr 2023. Welche Festivitäten stehen an?

Da kann ich Ihnen ganz großartige, aktuelle Informationen weiterreichen. Nach jetzigem Stand wird es so sein, dass wir am 24. Juni 2023 nach 14 Jahren zum zweiten Mal den MDR-Sommernachtsball ausrichten dürfen. Im nunmehr dritten Jahr hintereinander versuchen wir, dieses Event nach Heldburg zu bekommen. Erst machte uns Corona einen Strich durch die Rechnung, dann die internen Umstrukturierungen beim MDR. Nun aber wird es kommen und ich freue mich sehr.

Hinzu kommt eine Woche zuvor, also am 17./18. Juni 2023, ein Foodtruck-Festival mit vielen verschiedenen kulinarischen Genüssen in die Innenstadt Heldburgs. Dazu soll als Rahmen das Stadtfest laufen, was wir uns zu Corona-Zeiten ersonnen hatten. Wir arbeiten derzeit an den Details, sind aber guten Mutes, ein mannigfaltiges Programm auf die Beine stellen zu können. Daneben wird klassischerweise am Freitag, 6. Januar 2023, der Jahresempfang im Stadtsaal stattfinden. Ende März wollen wir in die 2. Auflage des Starkbieranstiches gehen. Insofern sollte für jeden geneigten Besucher etwas dabei sein!

Innenstadt mit privatem Engagement beleben

Diese Veranstaltungen werden nicht nur die Heldburger erfreuen, sie locken sicherlich auch viele Gäste an. Aber ist es nicht endlich an der Zeit, dass die Innenstadt mehr belebt wird? Was kann die Stadt, was können ihre Bürger dafür tun?

Genau mit diesen Veranstaltungen, wie dem Sommernachtsball oder dem Foodtruck-Festival samt Stadtfest, wollen wir unseren Anteil als Stadt zur Belebung der historischen Altstadt beitragen. Wir wollen allen zeigen: Ja, wir können feiern! Ja, wir fühlen uns wohl in unserer Stadt! Und ja, wir wollen Euch als regelmäßige Gäste bei uns haben. Denn wenn Engagierte vor Ort mitbekommen, dass die Kommune alles Mögliche dafür tut, um die Innenstadt zu beleben, dann ergibt sich vielleicht auch das ein oder andere Geschäftsmodell. Wissen Sie, wir können als Stadt immer nur Impulse setzen und als Möglichmacher agieren. Ohne privates Engagement wird es aber nicht funktionieren. Dazu rufe ich auf. Wir stehen für alle Initiativen zur Verfügung!

Was wird aus Bad Colberg?

Still ist es um Bad Colberg geworden. 20 Jahre Heilbad-Zertifizierung wurde aus verschiedenen Gründen nicht gefeiert. Kann es überhaupt noch einmal nachgeholt werden?

Für meinen Geschmack ist es ebenfalls so: Es ist zu ruhig um Bad Colberg! Ein Kurort mit über 100-jähriger Geschichte hat so viel zu bieten, aus der Historie heraus und auch auf Grundlage unseres herausragenden Wassers, was – Gottseidank – unter unserem Grund und Boden liegt und gefördert werden will. Ich hoffe sehr, dass auch das 20-jährige Prädikatisierungsjubiläum gefeiert werden kann. Aber für mich ist glasklar, dass das nur funktioniert, wenn zu diesem Zeitpunkt die Therme wieder geöffnet hat. Ich hoffe ebenso, dass die Bemühungen von MEDIAN als Betreiber zur energetischen Sanierung des Gebäudekomplexes Früchte trägt. Die lange Schließzeit für die Öffentlichkeit ist ein riesiges Problem für unser Image als Kurort. Auch in Sachen Vermarktung unserer touristischen Highlights fällt uns der Blick auf Bad Colberg schwer. Sie können also das ein oder andere Stirnrunzeln bei mir sehen. Dennoch will ich für 2023 optimistisch bleiben und glauben, dass wir in ein „Chancenjahr“ für unsere Therme samt Reha-Klinik kommen!

Mit Bürgermeister Christopher Other sprach Horst Mitzel

Anmerkung: Wie geht es mit der Therme und der Klinik in Bad Colberg weiter? Sebastian Linsler, kaufmännischer Leiter, ließ zwei Anfragen unserer Redaktion unbeantwortet.