Stadtrat wird zu strategischer Neuausrichtung „gezwungen“
Herr Bürgermeister Neeb, mal hü, mal hot. Noch vor wenigen Wochen gingen breite Teile der Öffentlichkeit davon aus, dass das traditionelle Altstadtfest im August in Seßlach wieder stattfindet. Was sind die wahren Gründe für die Absage?
Neeb: Auch wir selbst sind vor wenigen Wochen noch davon ausgegangen, dass unser beliebtes Altstadtfest wieder stattfinden wird. Immerhin haben wir uns als Stadtrat bewusst dazu entschlossen, die frei gewordene Stelle im Tourismusbüro schnellstmöglich zu besetzen. Nur so konnte davon ausgegangen werden, dass unsere Veranstaltungen durchgeführt werden können. Mittlerweile ist es aber so, dass die Stelle erneut zum 1. Juni des laufenden Jahres frei wird und somit schlichtweg das Personal fehlt, eine solch große und vielfältige Veranstaltung durchzuführen.
Welchen Stellenwert nimmt der Tourismus in Seßlach noch ein?
Natürlich nimmt der Tourismus weiterhin einen sehr großen Stellenwert in Seßlach ein. Man muss hier vielleicht auch differenzieren, dass Tourismus und Veranstaltungen zwar zusammen gehören, unterm Strich aber zwei eigene Bereiche sind. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, Traditionen weiterhin aufrecht zu erhalten und den Tourismus auch weiterhin zu stärken. Schließlich ist der Tourismus für viele in unserem Stadtgebiet eine wichtige Einnahmequelle, stärkt die Kaufkraft in unserer Kommune und sichert somit auch einige Arbeitsplätze.
Als touristische Attraktionen würde ich unter anderen auch unser Kommunbrauhaus und unsere Freizeitanlage in Autenhausen aufführen, welche zum einen natürlich für unsere Bürgerinnen und Bürger da sind, zum anderen aber ja auch Touristen aus Nah und Fern anziehen.
Was wollen Sie tun, um den Bekanntheitsgrad Seßlachs einerseits zu festigen und andererseits auszubauen?
Entscheidend wird die zukünftige strategische Ausrichtung des Tourismusbereiches der Stadt sein. Der Ausarbeitung dieser strategischen Ausrichtung werden wir uns in den politischen Gremien in sehr naher Zukunft widmen. Dabei ist es wichtig, dass alle Partnerinnen und Partner sowie die lokalen Leistungsanbieter mit einbezogen werden. Natürlich werden wir die ab Juni vakante Stelle im Tourismusbüro dann auch wieder besetzen und den Bekanntheitsgrad versuchen auszubauen.
Auf der einen Seite kümmern sich mit dem Tourismusbüro in Seßlach, mit der Initiative Rodachtal und mit dem Verein Coburg.Rennsteig (sind es noch mehr?) weitere Einrichtungen um mehr Gäste, auf der anderen Seite werden attraktive Veranstaltungen abgesagt. Wie sehen Einnahmen und Ausgaben im touristischen Bereich für Seßlach aus?
Da gibt es schon noch einige Verbände, bei denen wir Mitglied sind. Stellvertretend hierfür möchte ich die Burgenstraße und die Deutsche Fachwerkstraße nennen. Die Stadt Seßlach lässt sich den touristischen Bereich gerne etwas kosten. Zu Buche schlagen unter anderen natürlich die Personalkosten für eine Vollzeitstelle im Tourismusbüro, Marketingmaterial, Beiträge für die verschiedenen Verbände, Personalkosten für Bauhofmitarbeiter, etc.
Die Einnahmen hingegen sind nicht unbedingt messbar. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es bei den Veranstaltungen so, dass wir mit einer sogenannten „Schwarzen Null“ zufrieden sind. Im Allgemeinen bin ich aber schon der Meinung, dass – wie schon erwähnt – durch den Tourismus die Kaufkraft in unserem Stadtgebiet steigt und über Umwege natürlich auch der ein oder andere Euro in den Stadtsäckel wandert.
Auch bei unserem Brauhaus und dem Naturbad in Autenhausen versuchen wir „kostendeckend“ zu arbeiten – eine genaue Aufsplittung in Einnahmen und Ausgaben für den touristischen Mehrwert ist aber auch hier sehr schwierig und letztendlich nur abschätzbar.
Mit Bürgermeister Maximilian Neeb sprach Horst Mitzel.