Broadway-Musical „High Society“ auf der Waldbühne Heldritt

Interview mit Harald Wurmsdobler, Tenor als Sith Lord

Von Donnerstag, 8. August, bis Sonntag, 18. August, bringt die Sommeroperette Heldritt das Broadway-Musical „High Society“ (in deutscher Sprache) auf die Waldbühne Heldritt. Diese von Cole Porter geschaffene Mischung aus Romantik und Komödie basiert auf dem gleichnamigen Film von 1956.

Einer der Mitwirkenden ist Harald Wurmsdobler (Foto). Seit 2013 ist er Intendant der Pramtaler Sommeroperette/Schloss Zell an der Pram, und seit 2018 zeichnet er auch für die Sommeroperette Heldritt verantwortlich. Der Oberösterreicher schlüpft als Tenor in die Rolle des Sith Lord. In einem Gespräch mit dem hm-.ZweiLänder-Magażin äußert sich Harald Wurmsdobler zu aktuellen Fragen.

Herr Wurmsdober, ist die Operette unsterblich?

Wurmsdobler: Das kann ich nicht beantworten, aber die Operette ist jedenfalls zeitgemäß. Ich bin jedes Mal aufs Neue überrascht, wie aktuell die Themen sind. Vielleicht nicht immer beim ersten Blick, jedoch bei genauerer Betrachtung findet man Anknüpfungspunkte zum Hier und Jetzt. Leben wir nicht auch in einer Zeit des großen Umbruchs, der großen Unsicherheit wie vor gut 100 Jahren, als mit dem Ersten Weltkrieg eine Epoche endete? Jeder wusste um 1910, so geht es nicht weiter – aber was wird kommen? Das spiegelt sich in den Operetten jener Zeit wider. Aber die Operette ist auch Unterhaltung – musikalisches Unterhaltungstheater, und nach Unterhaltung hat die Menschheit immer verlangt. Also ist die Operette doch unsterblich! (lacht)

Welche Möglichkeiten sehen Sie, um auch die jüngere Generation für die klassische Operette zu begeistern?

Wurmsdobler: Da würde ich an die erste Antwort anschließen: Ich denke, Werke, die wir spielen, müssen uns auch heute noch etwas zu sagen haben, und das haben sie auch. Darüber hinaus ist die Operette nicht die kleine Schwester der Oper, sondern die große Schwester des Kabaretts. Kabarett funktioniert auch bei der jüngeren Generation. Witz und Ironie, gepaart mit einer Prise Gesellschaftskritik spricht jeden und jede an. Gute niveauvolle Unterhaltung ist für alle Generationen attraktiv. Möglicherweise verhindert die Konnotation des Wortes „Operette“ bei jüngeren Menschen den Besuch einer Vorstellung.

Oftmals werden Operetten „der Zeit angepasst“. Das gefällt vielen älteren Menschen nicht. Können die Theater dann auf dieses Publikum verzichten?

Wurmsdobler: Wir sind ein Privattheater und finanzieren uns zu über 90 Prozent durch Eintrittsgelder. Somit kann ich auf gar niemanden verzichten. Wir können nur Angebote legen, die dann angenommen werden oder eben auch nicht, was sehr schade wäre. Die hohe Kunst liegt darin, auf dem schmalen Grad zwischen Anbiederung und künstlerischer Selbstverwirklichung nicht abzustützen. Was heißt es: „der Zeit angepasst“? Der Aussage der Werke auf den Grund zu gehen und die Stücke in einem zeitgemäßen Spielstil auf die Bühne zu bringen? Das kann nicht falsch sein. Der Wille der Urheber wird dabei respektiert, aber klarer Weise darf man das Genre nicht überfordern, denn es handelt sich um musikalisches Unterhaltungstheater, und das muss es bleiben.

„High Society“ in neuer Inszenierung – so lautet Ihr Angebot für die Zeit von Sonntag, 8. August, bis Sonntag, 18. August, in Heldritt. Was dürfen die Besucherinnen und Besucher erwarten?

Wurmsdobler: Eine romantische Komödie. Ein Musical mit weltberühmten Songs von Cole Porter. Eine Satire auf das Geld, das nicht immer glücklich macht – und die oberen Zehntausend, die jederzeit und überall von den Medien beherrscht werden. Ein bisschen Neid ist doch immer dabei, wenn man die Illustrierten durchblättert und auch Schadenfreude, wenn etwas unangenehmes passiert. Es menschelt halt bei uns allen…

Welche Vorhaben will der Verein Coburger Operetten-Freunde e.V. kurz-, mittel- und langfristig realisieren?

Wurmsdobler: Kurzfristig: Die Saison erfolgreich über die Bühne zu bringen. Mittelfristig: Den Fortbestand des musikalischen Unterhaltungstheaters auf der Waldbühne in Heldritt abzusichern. Langfristig: Da müssen Sie jemand anderen fragen, da bin ich nicht mehr zuständig. (lacht)

Die Fragen stellte Horst Mitzel