Das neue Naturfreibad „Autilus“ am Mittwoch, 1. Juni, in die Saison
„Für jemanden, der Natur liebt, ist das ein sehr entspannender und entdeckungswürdiger Ort!“ Die Noch-Berlinerin Wiebke Langguth war gleich bezaubert, als sie zum ersten Mal den Weg zum neuen Naturfreibad „Autilus“ in Autenhausen fand. Durch Zufall hatte sie während eines Besuchs bei ihren Eltern im Coburger Land von der Ausschreibung der Stadt Seßlach gelesen, die einen Pächter oder eine Pächterin für den Kiosk im Bad suchte. Erfolgreich bewarb sich die Naturkostkauffrau mit langjähriger Erfahrung in der Lebensmittelbranche für die Stelle. Zum 1. Juni wird sie die Verpflegung der Badegäste übernehmen. Dann öffnet das „Autilus“ auch seine Tore für die neue Badesaison.
Der Neue am Becken ist bereits seit Mitte Mai vor Ort. Andreas Einwag, 53-jähriger Agraringenieur und Diplompolitologe aus Ebern, ist nicht nur als erfahrener Rettungsschwimmer und Taucher prädestiniert für den Job als Bademeister, er bringt auch über zwölf Jahre Erfahrung als Badeaufsicht für die Wasserwacht im Eberner Freibad mit. „Ich liebe es in der Natur zu sein und mit Wasser zu arbeiten“, schildert er seine Beweggründe für den neuen Job. „Ob Badegäste oder Erholungssuchende: Jeder soll das Ambiente hier genießen können“, umschreibt er seine Ziele. Sein Hauptjob wird darin bestehen, den Betrieb aufrechtzuerhalten: mit morgendlichem Check der Technik, Reinigen der Filter und Skimmer, Prüfen der Wasserqualität und Sauerstoffsättigung sowie Bewahrung der Sauberkeit in und ums Becken. Daneben obliegt ihm auch die Pflege der Rasenflächen, Hecken und Pflanzen in den Filterbecken, der „natürlichen Kläranlage“.
Welch‘ Publikumsmagnet das chlorfreie Schwimmbad werden kann, deutete sich schon in der kurzen Sommersaison 2021 an. Obwohl es erst kurzfristig zum ersten Sommerferientag öffnete und mit Beginn der Schule wieder schließen musste, wurde das Naturbad sehr gut angenommen. Rund 3000 Euro konnten in den knapp sechs Wochen an Eintrittsgeldern eingenommen werden, trotz teils widriger Wetterbedingungen.
„Das ist ein erstaunlich gutes Ergebnis“, freute sich Andreas Gsänger, der Vorsitzende des „Fördervereins Freibad, Freizeitanlage Autenhausen“ bei der Mitgliederversammlung im Oktober 2021.
Die Rückmeldungen der Badegäste waren durchweg positiv: Vor allem die breite Wellenrutsche und der Sprungstein kamen gut an. Statt konventionell wird das Wasser des Beckens nun biologisch-mechanisch über das benachbarte 50 qm große Aquakultur-Regenerationsbecken mit einer Trockenfilteranlage gereinigt. Infolgedessen ist es nicht mehr so klar wie beim Einsatz von Chemikalien, dafür aber „sehr angenehm für die Haut“, wie Badegäste im letzten Jahr berichteten. Beim jüngsten Nachwuchs beliebt: der Wasserlauf des Kleinkinderbereichs.
Aus gesundheitlichen Gründen fiel der ursprünglich eingestellte Bademeister für die vergangene Saison aus, weshalb das Bad trotz Hygienekonzepts nur für die Ferien öffnen konnte. 70 Personen durften sich gleichzeitig in der Anlage aufhalten, 26 Badegäste konnten gleichzeitig das Schwimmbecken benutzen. Zwölf Ehrenamtliche aus den Reihen des Fördervereins übernahmen während der kurzen Premierensaison als Rettungsschwimmer die Badeaufsicht, andere Mitglieder kümmerten sich um den Betrieb des Kiosks. Die Stadt unterstützte ebenfalls, sie stellte Bauhofmitarbeiter und Ferienarbeiter ab. „Eine ganze Saison halten wir so aber nicht durch“, gab sich Gsänger im Anschluss realistisch. Zusammen mit der Stadt arbeite der Verein an einer Dauerlösung. Diese konnte nun rechtzeitig gefunden werden. Über die Perspektive nach langem „Hürdenlauf“ freut sich auch Bürgermeister Maximilian Neeb: „Endlich kann es losgehen! Nun hoffe ich nur, dass wir mit dem personellen Neubeginn eine langfristige Lösung gefunden haben.“ Dass mit Andreas Einwag und Wiebke Langguth „die Richtigen“ die Aufgaben übernehmen, davon zeigt sich Gsänger überzeugt: „Ihnen gefallen nicht nur die Anlage und das Naturbadkonzept, beide zeigen sich obendrein sehr engagiert.“
Wegen der pandemie-bedingten Einschränkungen fand im vergangenen Jahr keine offizielle Eröffnung statt. Nach der langen Wartezeit mochte sich der Förderverein nicht dazu gezwungen sehen, Gäste abweisen und enttäuschen zu müssen. Auch der Badestart am 1. Juni wird leise vonstatten gehen. Ein großes Eröffnungsfest könnte gleichzeitig mit dem Geburtstag des Bades begangen werden, wurde das ursprüngliche Freibad doch bereits 1972, vor 50 Jahren, eröffnet. Angedacht ist, beides mit dem Mittsommerfest am Samstag, 25. Juni zu verbinden.
Die neue Kiosk-Pächterin war bereits beim letzten Fest am 1. Mai vor Ort. Nicht nur der „bezaubernde Ort“ überzeugte die 57-jährige Langguth von der neuen Aufgabe. „Ich bin Schrebergärtnerin, ein Vereinstyp, da stimmte auf Anhieb so viel“, beschreibt die gebürtige Aachenerin, „auch die Herzlichkeit der Leute vom Förderverein hat mich begeistert“. Als selbstständige Trainerin im Bereich Lebensmittel konnte die Fachfrau flexibel reagieren. Ohne Erfahrung im Catering sowie im Ein- und Verkauf von Nahrungsmitteln hätte sie sich die neue Aufgabe nicht zugetraut, beschreibt sie. Eine Speisekarte ist bereits erstellt: „Sie entspricht der Erwartungshaltung eines Badbesuchers und enthält natürlich Pizza, Pommes, Wiener Würstchen und Eis.“ Dazu möchte Langguth wechselnde Tagesgerichte anbieten. Täglich von 10 bis 19 Uhr wird sie die Fenster des Kiosks öffnen. „Ich freue mich auf die Zeit!“, beendet sie das Telefonat. Bekannte und Verwandte hat sie schon „animiert zum Campen zu kommen“. Eventuell sind da auch Personen dabei, die ihr im Kiosk aushelfen können. Der Verein hat beiden neuen Kräften ebenfalls angeboten, sie wann immer nötig personell zu unterstützen. Denn im Sommer geht es – auch dank des gut gebuchten Freizeitanlage nebenan und des dort stattfindenden Ferienprogramms der Stadt – mitunter hoch her im Bad.
Bademeister Andreas Einwag (rechts) zeigt Bürgermeister Maximilian Neeb ein aus dem Becken geholtes Bergmolchmännchen.
Foto: B. Knauth
Haben große wie kleine Gäste Fragen zur Ökologie, sind sie beim ausgebildeten Naturführer („Streifengänger der Wasserwacht) und BUND-Mitglied Einwag an der richtigen Adresse. Dieser freut sich sehr darüber, wenn ihn jeden Morgen die Frösche im Bad lautstark begrüßen oder er dem Dorfnachwuchs zeigen kann, wie sensibel die Haut eines Molchs ist. „Andy ist der absolute Fachmann, wenn es um Molche und Frösche in unserem Bad geht“, schwärmt Gsänger. So fischte Einwag ein Bergmolchmännchen aus dem Becken, um es Neeb zu zeigen. Auch für den Bürgermeister bringt der neue Bademeister das „Herzblut“ mit, das nötig sei, um das Bad am Laufen zu erhalten. „Er ist hier der Chef, es ist seine Anlage!“ lässt er Einwag weitgehend freie Hand.
Vor dem Start wurden Wasserproben entnommen, außerdem musste das Becken noch gereinigt werden. Passen auch die wöchentlich untersuchten pH-Werte und besteht das Wasser den monatlichen Biotest, steht dem ungetrübten Badespaß im „Autilus“ in diesem Sommer dank des neuen Personals nichts mehr entgegen.