Gesundheitsvorsorge durch privaten Träger?
Quo vadis Regiomed? Unter diesem Titel beschäftigte sich der viel besuchte Kommunalpolitische Arbeitskreis der FDP Coburg mit der möglichen Entwicklung der Gesundheitsversorgung im Gebiet von Regiomed (Coburg-Lichtenfels-Hildburghausen-Sonneberg).
Eingeladen waren Fachleute des Konzerns und der Helios-Klinik Kronach. Wohl wegen der ungesicherten rechtlichen Situation war kein Vertreter von Regiomed erschienen.
Die Teilnehmer ebenso wie die FDP-Stadträte Dr. Zimmermann und Dr. Eidt (beide Coburg), gingen zunächst davon aus, dass die Zukunft der Gesundheitsvorsorge zumindest in der Vestestadt nur mit einem kommunalen Krankenhaus gesichert sei. Bei einem privaten Betreiber wie Helios wurde befürchtet, dass dieser die Gesundheitsfürsorge ausschließlich an der Gewinnmaximierung orientierten würde.
Den beiden Gästen aus Kronach gelang es jedoch, anhand ihrer Kenntnisse von Regiomed ein völlig anderes Bild zu zeichnen: bei einem stringenten Management gibt es nicht wie bisher Eifersüchteleien und schädliche Eigeninteressen der Politiker. Durch geschultes Management wird der Geschäftsablauf kontrolliert, wozu inkompetente Politiker als Vertreter der Gesellschafter und Aufsichtsräte nicht befähigt sind. Eine nur nach Eigeninteressen ausgerichtete Verteilung der Projekte nach dem Motto: mir die Zentralküche, dir die Alte Post werden durch eine neutrale Kontrolle ausgeschlossen. Während Personal und Leistungsträger motiviert in Entscheidungen einbezogen werden, muss vor allen Dingen ein ineffektiv aufgeblähter Verwaltungsapparat verschlangt werden.
Anhand einer Vielzahl von Kritikpunkte an der Organisation von Regiomed wies vor allen Dingen der Geschäftsführer von Kronach nach, warum der Konzern in wirtschaftliche Schieflage geraten ist. Eine Zerschlagung des Konzerns lehnte er jedoch ab. Die Grundidee von Regiomed, eine Kooperation von vier Krankenhäusern auszubauen – er nennt dies ein Cluster – erscheint ihm grundlegend richtig. Bei einem von Fachleuten geführten Management sieht er jedoch am Beispiel der von Helios geführten Krankenhäuser die Möglichkeit, innerhalb von zwei Jahren schwarze Zahlen zu schreiben.
Außerdem hält der Referent zwar die Planung eines neuen Krankenhauses in Coburg anstelle des „verbrauchten Gebäudes“ für zwingend erforderlich, sieht aber den derzeit geplanten Bau angesichts der Entwicklung im Krankenhauswesen für bei weitem überzogen. Dabei verweist er auf ein kürzlich von Helios gebautes Krankenhaus in Wiesbaden.
Dieses sei bei vergleichbarer Größe innerhalb von drei Jahren für etwa zwei Drittel der hier geplanten Kosten fertiggestellt worden. Allerdings habe man auf staatliche Zuschüsse verzichtet, weil durch die Förderung des Staates die Planung bürokratisch verlängert werde. Helios sei in der Lage, den Neubau in Coburg schneller und wirtschaftlich erheblich günstiger auszuführen.
Angesichts der immensen Belastungen, die auf Stadt und Landkreis Coburg zukommen, kamen den Teilnehmern des Arbeitskreises Zweifel an der bisher ausschließlichen Ausrichtung auf ein kommunales Gesundheitswesen auf.
Überzeugend erschienen demgegenüber die vorgeschlagenen Alternativen, etwa die Krankenhäuser im kommunalen Eigentum zu belassen, jedoch das gesamte Management ausschließlich auf einen privaten Träger zu übertragen, dabei aber auf jede Einflussnahme auf dessen Verwaltungstätigkeit zu verzichten. Eine andere Möglichkeit der Verknüpfung zwischen kommunalen Eigentum und privatwirtschaftlicher Verwaltung wäre die Verbindung in einer Gesellschaft, an der zum Beispiel 49 Prozent der private Träger, 51 Prozent die Kommunen beteiligt wären.
Inwieweit eine solche Konstruktion durch die nunmehr dem Insolvenzverwalter obliegende Entscheidung möglich wäre, musste offenbleiben. Dennoch sollten diese Anregungen geprüft und verfolgt werden, weil damit eine Zukunft eröffnet werden könnte, in der einerseits die Gesundheitsvorsorge der Bürgerinnen und Bürger gesichert, andererseits durch die Kostenübernahme des privaten Trägers die beengten Haushalte der Kommunen entlastet werden könnten.
Zumindest sollten die Regiomed-Gesellschafter sich diese überzeugenden Argumente vortragen lassen, bevor eine möglicherweise zukunftsträchtige Alternative verworfen wird, hieß es zum Schluss der Veranstaltung.