Französische Generalkonsulin besucht „Bonne causette“ in Coburg

Bayern und Frankreich ähneln sich in ihrer Kultur

Von Iris Kroon-Lottes

Die französische Generalkonsulin, Corinne Pereira (Mitte), zu Gast in Coburg: mit André Tessier, dem Leiter der Sprachgruppe „Bonne causette“ und Iris Kroon-Lottes vom Europe Direct Coburg.

Die französische Generalkonsulin, Corinne Pereira, ist ein Fan der bayerischen Kultur und Lebensart. Für sie ist vor allem der gegenseitige Austausch zwischen Franzosen und Bayern wichtig und das funktioniere vor allem durch das Erlernen der französischen Sprache.

Deshalb besuchte sie jetzt Coburg, um die deutsch-französische Gesprächsgruppe „Bonne causette“ (auf Deutsch „unterhaltsame Plauderei“) kennenzulernen. Eingeladen hatte der langjährige Vorsitzende André Tessier, der die „Bonne causette“ bereits seit 40 Jahren leitet. Die Sprachgruppe ist kein Verein im klassischen Sinne, aber im französischen Konsulat eingetragen. Damit wird der Leiter der Gruppe zum Jahresempfang und, am 14. Juli, zum Nationalfeiertag eingeladen. André Tessier nutzte diese Möglichkeit, um mit der Generalkonsulin in Kontakt zu treten.

Corinne Pereira, die Literatur- und Politikwissenschaften studierte, arbeitet nach zahlreichen diplomatischen Tätigkeiten als politische Beraterin und Sprecherin, seit Herbst 2021 in München als Generalkonsulin der Französischen Republik für Bayern. Bayern und Frankreich würden sich in ihrer Kultur, der industriellen Basis und der wunderschönen Landschaft sehr ähneln, sagte die französische Generalkonsulin. Die Beziehung zwischen den Ländern seien ihrer Meinung nach stabil. „Das ist mehr als Zusammenarbeit, sondern echte Integration“, so die Diplomatin.

Frau Pereira, wie wichtig sind Konsulate, um die Partnerschaft zwischen Frankreich und Deutschland zu stabilisieren und zu erhalten?

Das ist sehr wichtig. Wir haben die französische Botschaft in Berlin und insgesamt sechs Konsulate in Deutschland. Man könnte denken, dass die Botschaft in Berlin die ganze Arbeit macht, aber dank des bestehenden Föderalismus ist jedes Bundesland anders und Bayern ist für Franzosen ein ganz besonderes Bundesland. Es ist wichtig für uns, dass wir hier vor Ort sind.

Warum ist Bayern für Sie besonders wichtig?

Bayern und Frankreich verbindet eine lange zurückreichende, enge und bewährte Partnerschaft. Frankreich hat die Entwicklung des Freistaats maßgeblich geprägt. Das Königreich Bayern hatte bei seiner Gründung im Jahr 1806 Kaiser Napoleon als Geburtshelfer. Diese wichtigen Weichenstellungen wirken bis heute nach. Ich glaube, dass wir uns sehr ähnlich sind und viele gemeinsame Interessen haben. Hier gibt es etwas besonders, das kein anderes Bundesland hat: Eine gemeinsame Agenda im Bereich Innovation, die zwischen dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Ministerpräsident Markus Söder vereinbart wurde.  Wir arbeiten in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Quantencomputing, Luft- und Raumfahrt zusammen. Diese Agenda wurde erst kürzlich um den Bereich Energie insbesondere um den Bereich Wasserstoff erweitert.

Wie können sich Bürgerinnen und Bürger die tägliche Arbeit einer Konsulin vorstellen?

Ich vertrete Frankreich in allen Bereichen und wir betreuen die Franzosen, die in Bayern leben. Es sind rund 20.000 französische Bürgerinnen und Bürger registriert. Allerdings ist es keine Pflicht sich registrieren zu lassen, deshalb ist es schwierig zu sagen, wie viele Franzosen genau in Bayern leben. Wir vergeben Pässe und Personalausweise und organisieren die Wahlen wie Präsidentschaftswahlen, Parlamentswahlen, Europawahlen und Volksabstimmungen. Wir geben den Bürgern die Möglichkeit in Deutschland wählen zu gehen. Wir haben ein französisches Gymnasium in München und erteilen Stipendien für Franzosen. Und wir betreiben deutsch-französische Institute in Bayern. Über diese Strukturen organisieren wir Veranstaltungen und unterstützen das Erlernen der französischen Sprache in Bayern. Ich habe zwei Prioritäten bei meiner Arbeit in Bayern: Innovationen im Rahmen der deutsch-französischen Agenda und das Erlernen der französischen Sprache, weil es in meinen Augen sehr wichtig ist, die kommende deutsch-französische Generation vorzubereiten.

Wie wichtig ist die deutsch-französische Freundschaft als Motor für die Europäische Union?

Für mich gibt es keine Europäische Union ohne die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich. Es ist die Basis und das wird so bleiben. Wir sind zwar sehr unterschiedlich und haben unterschiedliche Interessen, aber wenn diese beiden Ländern Kompromisse finden können, ist das immer gut für die gesamte EU. Das war schon vor 20 Jahren so und das wird sich nicht ändern. Diese Zusammenarbeit bleibt die Grundlage für Europa. Und deswegen ist es sehr wichtig, dass Frankreich und Deutschland immer im Gespräch bleiben.

Wer Mitglied der „Bonne causette“ werden möchte, meldet sich einfach per Mail unter: iris.kroon-lottes@vhs-coburg.de. Die Gesprächsgruppe freut sich über weitere Mitglieder. Treffen finden alle 14 Tage im AWO Mehr Generationen Haus Coburg am Bürglassschlösschen statt.