Gedanken zum Advent

Jedes Fest braucht seine Vorbereitung

Weihnachtslieder, glitzernde Einkaufsbuden, Glühwein in einer angenehmen Runde. Was will man eigentlich mehr? Wir sind schon an der Weihnachtskrippe angekommen. Wozu eine Vorbereitung, wenn es auch sofort zu haben ist! Weihnachten – ohne diesen Weg dorthin: Advent.

Sie haben recht: Jedes Fest braucht seine Vorbereitung. Das ist bei allen großen Festen so. Und weil es nicht so einfach ist, den Schalter einfach umzulegen:

Pfarrer Stefan Fleischmann
  • Menschen sind innerlich gestresst und haben Mühe, Orte der Ruhe und Stille zu finden.
  • Menschen stecken im Dunkeln. In ihrer Krankheit und in ihrem Leid – umgeben von unendlich vielen Krisen – können sie keinen Lichtblick sehen.
  • Menschen sind unversöhnlich. Inmitten von Streit und Ärger ist alles so verfahren, dass nichts mehr zu retten ist.

 

Jedes Jahr ist die Spannung mehr und mehr zu erfahren und zu spüren, während sich diese Tage vor Weihnachten losgelöst haben von der Vorbereitung auf das Fest der Geburt Jesus Christi.

 

Und doch weiß ich den Advent und manche Adventsmomente zu schätzen. Dabei geht es nicht nur um die Ankunft Jesu Christi vor 2000 Jahren, nicht nur um die Ankunft am Ende meines Lebens und unserer Zeit, sondern es geht um seine Ankunft und Gegenwart hier und jetzt – mitten in meinem Alltag. Was heißt das?

Ja, es gilt die geschenkte Zeit – den Moment und den Augenblick – nicht zu verschlafen.

Wachsam zu sein – im hier und jetzt.
Offen zu sein für das, was kommt.
Ausschau zu halten nach den Spuren Gottes in meinem Leben!

Im Advent sehen wir viele Lichter und Laternen, die leuchten. Sie laden ein, zu wachen und auch mit Gott fest zu rechnen oder zumindest nach ihm zu fragen und Ausschau zu halten – heute, morgen und am Ende meines Lebens. Sie erinnern mich an Gott, der mir entgegen kommt in seiner Liebe, in seinem Trost, in seinem Frieden – jeden Tag aufs Neue. Ob ich das heute spüre?

Ich wünsche uns eine gesegnete Adventszeit: Kindliche Vorfreude, Sehnsucht nach Heil, Gestalten und Botschaften der Verheißung und Erwartung, hoffnungsvolle Adventslieder oft geschrieben in schwierigen Zeiten, Kerzenschein und Lebkuchenherzen, Glühweinduft und vieles mehr – all das prägt diese Zeit vor Weihnachten, die Adventszeit.

„Wo ist der neugeborene König der Juden. Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen?“ Diese Frage hat sich über all die Jahrhunderte gehalten. Der Jesuit Friedrich von Spee formulierte im 30-jährigen Krieg die Adventsfrage: „Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt?“ Gleich einem Werbeslogan könnte man sagen: „Lebst du nur oder fragst du schon?“ Wie kommt der Mensch in dieser Zeit bei Gott an – ohne sich diese adventliche Frage zu stellen?

Pfarrer Stefan Fleischmann
Leitender Pfarrer im katholischen Seelsorgebereich Hofer Land
früher Stadtpfarrer in Seßlach
stefan.fleischmann@erzbistum-bamberg.de