Gelingt Wiederbelebung des Kurortes Bad Colberg?

Heldburgs Bürgermeister bringt Gründung einer Besitz-GmbH ins Spiel

„Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“. Dieser sprichwörtlichen Aufforderung, die Initiative in die eigene Hand zu nehmen und keinem anderen zu überlassen, ist jetzt Heldburgs Bürgermeister Christopher Other (CDU) gefolgt. Nach seiner kühnen und zugleich mutigen Idee soll die Stadt Heldburg eine kommunale Besitz-GmbH gründen, mit ihr das elf Hektar große Areal mit Klinik und den drei Heilquellen im Stadtteil Bad Colberg erwerben und diese dann an einen Betreiber verpachten.

Nicht nur die Bewohner des Dorfes, sondern auch viele im Heldburger Land und darüber hinaus waren geschockt, als an jenem „schwarzen Montag“ (20. November) vorigen Jahres der Median-Konzern von seinem Stammsitz in Berlin aus kühl und mit wenigen Worten die Nachricht verbreitete, seinen Standort in Bad Colberg zum 31. Dezember 2023 zu schließen.

Während sich das Unternehmen in der Folge mehr defensiv als kooperativ zeigte, setzte Christopher Other „Himmel und Hölle“ in Bewegung, um die sich immer mehr ausdehnende Resignation innerhalb der Bürgerschaft einzudämmen.

Doch die Erfolge blieben aus, weder beim Bund, noch beim Land öffneten sich für den rastlosen Bürgermeister Türen, erbetene Hilfe blieb ungehört. Noch deprimierender wirkten die Reaktionen von Kliniken in mehreren Bundesländern. Von 16 kontaktierten zeigten nur zwei – eine in Thüringen, eine in Sachsen – vorübergehend spürbares Interesse. Im Juni des laufenden Jahres winkten beide endgültig ab.

Bürgermeister Christopher OtherSchon im Dezember vorigen Jahres hatte Christopher Other (Foto) mit dem Ortsteilbürgermeister von Bad Colberg, Robin Fleck, eine Taskforce gegründet, um auf möglichst breiter Basis nach einer Lösung zu suchen. Doch diese Arbeitsgruppe, in der unter anderen der Landkreis Hildburghausen, die Initiative Rodachtal und die Median-Klinikleitung berufen wurde, stieß schon bald an ihre Grenzen.

Aber der Bürgermeister gab nicht auf. Er war sich seiner Verantwortung für sein Städtchen und seine Bürgerschaft bewusst. Denn: Mit der Stilllegung der Gesundheitseinrichtung waren nicht nur Arbeitsplätze verloren gegangen, sondern auch das einst pulsierende Leben in dem staatlich anerkannten Ort mit Heilquellenkurbetrieb, der oftmals mehr Patienten in seinen Mauern hatte als Einwohner (261 Klinikbetten, 142 Einwohner). Und ein Steuerzahler fehlte fortan auch.

Bei all den negativen Erkenntnissen, die im Heldburger Rathaus registriert wurden, blieb dem Bürgermeister auch etwas Positives nicht verborgen: der Median-Konzern hielt das Gelände in Bad Colberg betriebsbereit. Das lässt die Hoffnung zu, dass ein künftiger Betreiber relativ rasch das Klinik- und Kurgeschäft wieder aufnehmen könnte. Und Christopher Other bekam aus dem Thüringer Wirtschaftsministerium signalisiert, dass der Freistaat auch für 2025 den sogenannten Bäderpfennig gewähren wird (dauerhafte finanzielle Förderung von Tourismus-Kommunen).

Dies ermutigte das Stadtoberhaupt an seiner Idee weiter festzuhalten, sie zu präzisieren. Zuerst trug er seine Vision einer Schar von Bürgerinnen und Bürgern in Bad Colberg vor, dann in einer Stadtratssitzung in Gompertshausen. Hierzu war auch Landrət Sven Gregor (FW) gekommen; sein Besuch und Interesse wurden dort als moralische Unterstützung gewertet. Wie in Bad Colberg die Einwohner, so reagierte in ähnlicher Weise auch der Stadtrat: positiv. Letzterer nicht zuletzt deshalb, weil das Gremium erfuhr, dass der Berliner Klinikkonzern bereit sei, über die neue „Zukunftsidee“ zu verhandeln.

Diese hatte unterdessen auch die Kommunalaufsicht beim Landratsamt Hildburghausen erreicht. Und von ihr liegt bereits eine Stellungnahme in Heldburg vor. Sie macht deutlich, Heldburg könne an seinem Projekt weiter feilen.

Welche Möglichkeiten sich bei entsprechenden Prüfungen ergeben, ist derzeit natürlich total offen. Beeindruckend ist der eiserne Wille des Bürgermeisters, nichts unversucht zu lassen, Thüringens TerrassenTherme wieder zu nutzen, wie in den letzten 120 Jahren. Und eine Klinik, deren Schwerpunkte zuletzt Orthopädie und Onkologie waren!

Wie sagte doch Landrat Sven Gregor: „Heldburgs Ansatz ist unterstüzenswert.“ Gemeinsam müsse versucht werden, eine tragbare Lösung zu finden. Im Interesse einer ganzen Region. Da widerspricht wohl keiner.

Horst Mitzel