Glück auf, Weitramsdorf!

horst-mitzel-tagebuch-bild

Glück auf, Weitramsdorf!

Zunächst einmal ist es positiv zu werten, dass in der vielerorts zerstritten wirkenden Gemeinde Weitramsdorf sich drei Interessenten finden, die mutig und entschlossen das Amt des Ersten Bürgermeisters anstreben. Alle drei haben sicherlich den guten Willen, Weitramsdorf in eine bessere Zukunft zu führen.

Zugleich erscheint es auch verständlich, dass es nach dem überraschenden frühzeitigen Rückzug des bisherigen Amtsinhabers Christian Brettschneider ernsthafte Bemühungen gab, möglichst nur einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen zu schicken. Diese Absicht war sicherlich von dem Gedanken getragen, auf einen Wahlkampf zu verzichten, in dem möglicherweise „schmutzige Wäsche“ gewaschen wird und dabei die Gemeinde noch mehr an Ansehen verliert. Doch die politischen Gruppierungen konnten sich auf keinen parteiübergreifend anerkannten und zugleich kompetenten Bewerber einigen. Der sich wohl selbst ins Gespräch gebrachte Interessent aus dem Neustadter Raum erfüllte zumindest bei einem Teil seiner Gesprächspartner nicht deren Erwartungen.

So kommt es, wie in einer Demokratie gewünscht und üblich, zu einer Wahl zwischen drei Kandidaten. Der Jüngste im Trio, Dominic Juck (SPD), verweist auf eine neunjährige Tätigkeit im Gemeinderat, ist obendrein derzeit antierender Bürgermeister und im Gemeindeleben relativ gut verwurzelt.

Mit Hans Steinfelder ist der CSU zweifellos ein Überraschungscoup gelungen. Sein Bekanntheitsgrad in der Gemeinde Weitramsdorf ist noch ausbaufähig. Beim TSV Weitramsdorf, dem Obst- und Gartenbauverein und dem Förderverein der Hermann-Grosch-Grundschule erscheint sein Name bereits in den Mitgliederlisten. Steinfelder führt ins Feld, dass er auch von den Vergangenheitsproblemen im Gemeinderat nicht belastet ist. Das ist objektiv betrachtet korrekt.

Bleibt noch Christian Platzer. Den Sprung in den Gemeinderat hat der nunmehr 46-Jährige 2020 trotz günstiger Platzierung auf der Liste nicht geschafft. Respekt wird ihm in der Bürgerschaft dafür gezollt, dass er seit fast zwei Jahrzehnten sich ehrenamtlich an der Spitze der Freien Wähler und des Bürgervereins Weitramsdorf e.V. engagiert, die Arbeit des Gemeinderates oftmals hautnah beobachtet und in vielen gemeindlichen Belangen durchaus mitreden kann.

Wer von den drei Kandidaten im zeitigen Frühjahr 2024 zum Ersten Bürgermeister auch immer gewählt werden mag, jeder von ihnen wird sich im Gemeinderat um Mehrheiten bemühen müssen. Dem einen könnte dies rascher, dem anderen weniger zeitnah gelingen. Weitramsdorf hat vieles aufzuholen, allein der Investitionsstau ist enorm.

Wer es auch immer von dem Dreigespann am Ende schafft, die Nase vorn zu haben, eines ist der Gemeinde Weitramsdorf zu wünschen: Einen Bürgermeister, der das Prädikat „Meister der Bürger“ verdient. Kurzum: Eine Persönlichkeit, die vom Gemeinderat respektiert wird und diese umgekehrt ihn als legislative Basis anerkennt. Die Kommune braucht schließlich einen Verwaltungschef, der im Rathaus die Richtung vorgibt und sich in brenzligen Situationen souverän durchzusetzen weiß.

Der Gemeinde benötigt deshalb ein Oberhaupt, das für alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen ein vertrauenswürdiger Ansprechpartner ist. Sein Parteibuch, so fern er eines hat, spielt dabei keine Rolle, darf keine spielen. Und deshalb sollten sich aus dem Wahlkampf, der wohl kurz sein wird, Mandatsträger aller politischen Parteien und Gruppen auf nächsthöherer Ebene, heraushalten. Lasst die drei Kandidaten mit ihrem Anhang vor Ort den Wettkampf bestreiten – sachlich und fair. Es geht um Weitramsdorf. Glück auf!

Siehe auch „Kandidaten-Trio in Weitramsdorf am Start“