Kandidaten-Trio in Weitramsdorf am Start 

EWG am 18. Februar oder später

Wer vor einigen Wochen noch vermutet hat, für das Amt des Ersten Bürgermeisters in der Gemeinde Weitramsdorf (Landkreis Coburg) könnte es unter den gegebenen Umständen an Interessenten fehlen, der sieht sich eines Besseren belehrt. Jetzt stehen drei Kandidaten in den Startlöchern, um in einer Wahl am Sonntag, 18. Februar, den Grundstein für ihre Berufung an die Spitze Weitramsdorfs zu legen.

Bei einem Trio erscheint es möglich, dass im ersten Wahlgang noch keine endgültige Entscheidung fällt, also kein Bewerber mehr als 50 Prozent Stimmenanteil auf sich vereint. Deshalb ist eine Stichwahl zwei Wochen darauf zwischen dem Erst- und Zweitplatzierten beim ersten Wahlgang nicht ausgeschlossen; hierbei ist dann die einfache Mehrheit ausreichend.

Die Neuwahl des Gemeindeoberhauptes wird erforderlich, weil der im Juni vorigen Jahres gewählte Erste Bürgermeister Christian Brettschneider (CSU) vorzeitig das Handtuch geworfen hat. Die Amtsgeschäfte erledigen bereits Zweiter Bürgermeister Dominic Juck (SPD) und Daniel Dressel (DGN) in seiner Eigenschaft als „Dritter“. Offiziell scheidet Brettschneider zum Jahreswechsel 2023/24 aus dem Amt.

Der SPD-Ortsverein Weitramsdorf schickt den 39-jährigen Dominic Juck ins Rennen. Für ihn ist es der zweite Versuch, das höchste Amt, das die Gemeinde zu vergeben hat, zu erobern. Im März 2020 war Juck dem später erfolgreichen Ersten Bürgermeister Andreas Carl (DGN) unterlegen. Dieser hatte nach etwas mehr als zwei Jahren frustriert den Chefsessel im Rathaus geräumt. Für die CSU erscheint ein Neuling auf dem kommunalpolitischen Parkett: Hans Steinfelder (47), Stabsfeldwebel bei der Bundeswehr in Roth bei Nürnberg. Der Wahl-Weitramsdorfer – seit drei Jahren – hat sich besonders intensiv auf seine Nominierung vorbereitet, wie die von der CSU Weitramsdorf herausgegebene Pressemitteilung vermuten lässt.

Seit knapp 20 Jahren ist Christian Platzer Erster Vorsitzender der FREIEN WÄHLER/Bürgerverein Weitramsdorf. Jetzt will er es wissen. Oftmals hat er der nunmehr 46-jährige Werbedesigner aus beruflichen Gründen in Wahlkämpfen mitgewirkt, jetzt führt er seinen eigenen.

Alle drei Aspiranten sind innerhalb von fünf Tagen von ihren politischen Gruppierungen (FW/BV – CSU – SPD) nominiert worden. Diesen Zusammenkünften gingen Diskussionsrunden voraus, in denen es Bemühungen gab, sich auf einen Bürgermeisterkandidaten gemeinsam zu einigen. Er sollte, so dessen Befürworter, parteiübergreifend den Wählerinnen und Wählern empfohlen werden. Vor allem der CSU war daran viel gelegen. Doch der dafür ins Gespräch gebrachte Interessent – eine bereits in der Gemeindeverwaltung Weitramsdorf tätige Führungskraft – fand nicht die erforderliche Rückendeckung der politischen Entscheidungsträger. So machten sich SPD, CSU und FREIE WÄHLER/Bürgerverein Weitramsdorf auf die Suche nach eigenen Kandidaten und wurden dabei fündig.

Das Ergebnis ihrer „Suchaktion“ fassten sie nun in Pressemitteilungen zusammen, die wir nachstehend teilweise leicht gekürzt veröffentlichen.

Dominic Juck (SPD): Erledigung der Amtsgeschäfte haben Vorrang

Der SPD-Ortsverein Weitramsdorf traf seine Entscheidung zugunsten des Bürgermeisterkandidaten Dominic Juck im Willy-Brandt-Haus in Coburg. Sein Plazet „wurde im Zuge der zurückliegenden Entwicklungen getroffen“, heißt es in der Mitteilung der Sozialdemokraten. Gemeint ist damit der frühzeitige Rückzug von Christian Brettschneider aus dem Amt des Ersten Bürgermeisters zum Jahresende 2023. Offiziell ist Brettschneider jetzt im Urlaub.

Anmerkung der Redaktion: Den nutzt er unter anderem dafür, als Sitzungspräsident des Karnevalvereins Weidach Einladungen zu Prunksitzungen am Samstag, 27. Januar und 3. Februar 2024 persönlich zu unterschreiben.

„Aufgrund der besonderen Situation“, so formuliert es die SPD, „in der Dominic Juck bereits die Rolle des amtierenden Bürgermeisters ausfüllt und die Geschicke der Gemeinde lenkt, hat er sich entschieden, auf einen traditionellen Wahlkampf zu verzichten“.

Dominic Juck, der in Neundorf wohnt, lässt sich weiter wie folgt zitieren: „Die aktuellen Herausforderungen erfordern eine konzentrierte und effektive Arbeit zum Wohl unserer Gemeinde. Als amtierender Bürgermeister sehe ich meine Hauptaufgabe darin, die laufenden Amtsgeschäfte verantwortungsbewusst zu führen und die Interessen der Bürgerinnen und Bürger bestmöglich zu vertreten. In dieser besonderen Zeit möchte ich weniger auf Wahlkampfinszenierungen setzen, sondern vielmehr durch meine Arbeit überzeugen, um die notwendige Stabilität für unsere Gemeinde sicherzustellen. Gerade jetzt ist es entscheidend, dass jemand Verantwortung übernimmt, der Erfahrung in der Kommunalpolitik und der Kommunalverwaltung mitbringt.“

Hans Steinfelder (CSU): Für frischen Wind sorgen

Hans Steinfelder (CSU) sieht sich nach eigenen Angaben als Brückenbauer und Möglichmacher. „Das Ganze im Blick“ will der Berufssoldat die Themen in Weitramsdorf angehen. Er verspricht im Falle seiner Wahl größtmögliche Transparenz, Bürgernähe und Durchhaltevermögen.

Laufende Projekte der Gemeinde Weitramsdorf will Steinfelder gemeinsam mit den Mitgliedern des Gemeinderates fortführen. Zudem macht er sich dafür stark, neue Projekte zu verwirklichen. Der CSU-Kandidat spricht unter anderen vom Kindergartenbau in Weidach, der Planung des Gerätehauses der Feuerwehr Weidach, von der Neugestaltung der Ortsmitte Weitramsdorfs, dem Projekt boden:ständig, Projekt Hochwasser-/ Erosionsschutz, Sanierung der Schulturnhalle Weitramsdorf. Zudem will Steinfelder die Hermann-Grosch-Grundschule für ihre kommende Aufgabe als Ganztagsschule ertüchtigen.

Die Digitalisierung in der Verwaltung soll bürgerfreundlicher gestaltet und intensiv vorangetrieben werden. Zeitnah möchte Steinfelder ein Projekt starten zur Wiederaufforstung des stark geschädigten Gemeindewaldes. Den Ausbau erneuerbarer Energien wird er, schenken ihm die Bürgerinnen und Bürger ihr Vertrauen, unter deren Berücksichtigung fördern.

Grundsätzlich geht es dem 47-Jährigen um „frischen Wind“ für die Gemeinde. Dass er bisher dem Gemeinderat nicht angehört, sieht Hans Steinfelder als Vorteil. Objektiv und unbelastet will er sich den großen Aufgaben stellen.

Der gebürtige Bamberger ist Vater von drei Kindern (12, 16 und 21) und lebt seit drei Jahren mit seiner Partnerin (gebürtige Weitramsdorferin) in der Gemeinde, an deren Spitze er jetzt rücken möchte. Als Berufssoldat hat er Führungsverantwortung bei den Feldjägern. Steinfelder verweist auf mehrjährige Er- fahrung in Auslandseinsätzen bei der Bundeswehr. Zugleich gibt er an, Fachkaufmann für Einkauf/Logistik mit Hochschulreife (Groß- und Außenhandelskaufmann) zu sein. Der CSU trat er erstmals 2013 bei.

Christian Platzer (FW/BV): Tragfähige Lösungen anbieten

Kurz und knapp – im Vergleich zu den beiden anderen Pressemitteilungen – fällt diese der FREIEN WÄHLER/ Bürgerverein Weitramsdorf aus. Sie hoben in einer Mitgliederversammlung im Gasthaus Helbig ihren langjährigen Vorsitzenden Christian Platzer auf den Schild. Der 46-Jährige unterstrich in seiner Vorstellungsrede, dass er sein Handeln und sein Engagement „aus Überzeugung in den Dienst der Gemeinde stellen möchte, um durch Stabilität und Kontinuität eine erfolgreiche Entwicklung der Gemeinde zu ermöglichen“.

Zweiter Vorsitzender und Versammlungsleiter Matthias Helmprobst würdigte das langfristige und zukunftsorientierte Engagement Platzers. Für die anstehenden Aufgaben brauche die Gemeinde einen Bürgermeister, der Ideen einbringen, Meinungen aufnehmen, Interessen ausgleichen und tragfähige Lösungen erarbeiten könne. All das habe Christian Platzer in beinahe 20 Jahren als Erster Vorsitzender der Freien Wähler/Bürgerverein Weitramsdorf oft bewiesen, so Matthias Helmprobst abschließend.

Horst Mitzel

*EWG = Einer wird gewinnen
*DGN = Dorfgemeinschaft Neundorf

Siehe auch „Glück auf, Weitramsdorf“ im Tagebuch