Pro und Contra Windenergieanlage Breitenau
Zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Windenergieanlagen (WEA) hat der Verein „Bürgerinitiative Energiewende mit Vernunft“ in das Jagdschloss / Haus des Gastes in Bad Rodach eingeladen. Etwa 40 Interessenten, unter ihnen Erster Bürgermeister Tobias Ehrlicher, nahmen das Angebot an und wurden von Dipl.-Ing. Jan Stahl umfassend mit dem Thema vertraut gemacht. Der Referent schickte voraus, dass es ihm nicht darum gehe, Informationen auf „Stammtisch Niveau“ zu streuen, sondern das Thema mit fundierten Fakten zu durchleuchten. „Ich will keine Panikmache, ich will informieren“, betonte Jan Stahl immer wieder. Was dann kam, war eine Flut von Informationen, mit denen der Referent über eine Power-Point-Präsentation die Zuhörer regelrecht überschüttete.
Fast oberlehrerhaft stapfte Jan Stahl durch den Saal und erklärte immer wieder, dass seine vorgestellten Zahlen fundiert seien, durch „Ingenieurskunst“ errechnet werden können, oder sich durch einen einfachen „Dreisatz“, dessen Beherrschung er dem Auditorium zustand, erschließen lassen.
In einem ausgelegten Flyer der Bürgerinitiative „Vernunftkraft“ heißt es am Ende: „Akzeptanz der Windenergie gibt es nur dort, wo das Wissen um ihre Auswirkung fehlt“. Mit dieser Wissenslücke wollte Jan Stahl offensichtlich gründlich aufräumen
Um es vorweg zu nehmen. Jan Stahl stellte WEA als unnötige, unwirtschaftliche, umwelt- und gesundheitsgefährdende Monster vor, die es mit allen Mitteln zu verhindern gilt. Bevor er in seinen knapp 60-minütigen Vortrag einstieg, gab er eine Regel vor: Fragen ja, Statements nein.
Nachdem Jan Stahl das Auditorium mit dem Aufbau und den technischen Details von WEA vertraut gemacht hatte, ging er zunächst auf die geografische Lage der geplanten Windräder beim Stadtteil Breitenau ein. Nach seinen Ausführungen müssten dort 30 Hektar Wald für den Bau der WEA abgeholzt werden. Er versäumte es dabei nicht, mit einem Modelbild plastisch vor Augen zu führen, wie sich die „Monster“ im Landschaftsbild wiederfinden werden.
Ein großes Spektrum widmete Stahl der Wirtschaftlichkeit von WEA, die nach seinen Ausführungen nicht so gut ist, wie sie von den Befürwortern immer wieder dargestellt wird. Mit einer Beispielrechnung arbeitete der Referent heraus, dass durch eine WEA im Breitenauer Forst lediglich 650 Haushalte im Jahr mit Strom versorgt werden können. Deutlich machte er, dass der Wirkungsgrad eine WEA bei einer zu erwartenden durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von vier bis sechs Meter pro Sekunde zwischen fünf und 20 Prozent der Nennleistung von sieben Megawattstunden beträgt. Als „Achillesferse“ der erneuerbaren Energie bezeichnete er deren Unzuverlässigkeit.
Jan Stahl führte aus, dass in Deutschland täglich 1.600 Gigawattstunden (GWh)Strom verbraucht werden, aber nur für 0,45 GWh Speichermöglichkeiten vorhanden sind. „Es werden aber 27.000 GWh Speicherkapazität benötigt“, so Jan Stahl. Er rechnete weiter und kam zu dem Ergebnis, dass nach 2031 die Menge der Energiespeicher 0,033 Prozent dessen beträgt, was tatsächlich benötigt wird. Den „Grünen Wasserstoff“ sieht er als einzige technische Alternative um überschüssigen Wind- und Solarstrom zu speichern. Allerdings, so Stahl, müsse bei der Erzeugung des Wasserstoffs rund 80 Prozent der eingesetzten Energie Wirkungsgradverlust hingenommen werden. Am Ende kam er zu der Erkenntnis, dass es noch viele Jahre der Forschung und damit auch viel Geld benötigen werde, um Wasserstoff herzustellen.
Mit ausgiebigem Bildmaterial führte Stahl vor Augen, dass WEA auch Quellen von Unfällen sein können. Hier versäumte er es allerdings, mit konkreten Zahlen aufzuzeigen, in welchem Verhältnis Unfälle zu installierten WEA stehen. So malte er das düstere Bild auf, dass WEA Anlagen Öl verlieren, Rotoren brechen oder in Brand geraten können. Kein Wort verlor er darüber, dass auch von anderen technischen Errungenschaften wie Personenkraftwagen, Gefahren ausgehen. Kritik übte er an der Bundesregierung, die zum Thema WEA vieles unterdrückt und reihenweise Gutachten hierzu einsammelt. Kein Verständnis hat er für die Grundstücksbesitzer, die dem Ruf des Geldes folgen und Flächen für WEA zur Verfügung stellen. Am Schluss seines umfassenden Vortrages fasste er unter der Überschrift „Windige Behauptungen“ Aussagen zu WEA zusammen und visualisierte die negativen Seiten von WEA. So stellte er in den Raum, dass bei Herstellung Aufbau und Betrieb von einer WEA über 800 Tonnen Kohlendioxid freigesetzt werden und es kein Verfahren gibt, die Rotorblätter zu recyclen. Weiter hielt Stahl fest: „Bisher sind noch keine stahlarmierten Fundamente beim Rückbau aus dem Boden entfernt worden.“ Des Weiteren stellte er die Behauptung auf, dass kein Betreiber WEA zurückbauen wird. „Die Betreiber lösen ihre GmbHs mit der Mindesteinlage auf und lassen die Windräder stehen“, meinte Jan Stahl. Das Wort „Rückbaubürgschaft“ kam in seinem Wortschatz nicht vor.
Auch ist nach Worten Stahls die Aussage, dass WEA aus Sicht der Volkswirtschaft wirtschaftlich seien, schlichtweg falsch. Daneben wirken sich WEA nach Darlegung von Jan Stahl negativ auf das Klima aus. Ein Lieblingsthema von Windkraftgegnern ist der „Infraschall“, der sich nach deren Darlegung negativ auf die Gesundheit der Menschen auswirkt, die im Umfeld von WEA leben.
Als selbsterklärter Experte zu dem Thema kam Jochen Langzettel (Vorstandsmitglied des Thüringer Landesverbandes Energiepolitik mit Vernunft e.V,) zu Wort. Er hielt fest: „Infraschall gibt es überall.“ Der Experte weiter: „Infraschall kann Auswirkungen auf die Gesundheit haben.“ Die Betonung liegt hier auf kann. Weiter hielt Jochen Langzettel fest, dass im Bereich des Möglichen liegt, dass Menschen, die Infraschall ausgesetzt sind, sich unwohl fühlen. Kommentar aus dem Publikum: „Passiert bei wetterfühligen Menschen auch“.
Zu der im Raum stehenden Frage, wie sich Infraschall konkret auf die Gesundheit von Menschen auswirkt, blieb Jochen Langzettel jede Antwort schuldig. Bürgermeister Tobias Ehrlicher ergriff dann das Wort und hielt trotz Statement Verbots fest: „Wir haben ganz andere Prognosen über die Stromerzeugung der Windräder bei Breitenau.“ Ehrlicher zu Jan Stahl, als dieser die Aussage des Bürgermeisters in Frage stellte: „Ich lasse mich von ihnen nicht vorführen.“
Ein anderer Teilnehmer führte aus eigener Erfahrung aus, dass die Zahlen über die Stromproduktion von WEA von Jan Stahl nicht stimmen können. Antwort: Keine Statements, ich kenne ihre Zahlen nicht, lassen sie uns bei einem Kaminfeuer darüber sprechen, bei denen sie ihre Zahlen und ich meine Berechnungen vorlege. Damit „würgte“ er den Gast ab, der sich noch weiter äußern wollte. Zwei anderen Teilnehmer gestattete Stahl hingegen, dass sie sich umfassend zu den Thema WEA äußern durften. So warnte Matthias Engel aus Mittelwasungen davor, dass der Gesetzgeber einen allein lässt, wenn die Anlagen erst einmal stehen. Als Beispiel nannte er, dass die Höchstgrenze für den nächtlichen Lärmpegel auf Grund der Gasmangellage einfach erhöht wurde. „Da machst du nichts dagegen“ führte Engel aus.
Martin Rebhan