Stellenangebot: Brückenbauer gesucht!
Weitramsdorf hat sich in den letzten Monaten unter jene Städte und Gemeinden eingereiht, in denen der „Dorffriede“ stark gestört ist. Es geht nicht darum, dass der Gemeinderat in wichtigen Fragen unterschiedlicher Meinung ist und in hitzigen Diskussionen um eine Lösung ringt, die zwangsläufig – zumindest zeitweise – die gewünschte Harmonie vermissen lassen, nein, es geht um das menschliche Miteinander der Verantwortlichen. Denn die sollten eigentlich auch eine Vorbildfunktion in Sachen gesitteten zwischenmenschlichem Umgang erfüllen. Haben sich bestimmte Kommunalpolitiker zu viel von der „großen Politik“ in Berlin abgeschaut?
Mit Hans Steinfelder steht seit Frühjahr des laufenden Jahres ein Bürgermeister an der Spitze der Gemeinde (etwa 5.200 Einwohner) – der dritte innerhalb von fünf Jahren. Seine zwei Vorgänger haben jeweils schon nach kurzer Zeit das Handtuch geworfen, was bei allem Verständnis für ihren Frust nicht ohne Einschränkung gutgeheißen werden kann. Die Verantwortung für ihr Handeln tragen zu einem bedeutenden Teil dafür einige Gemeinderäte, die sich eigentlich verpflichtet fühlen sollten, auf das Wohl der Allgemeinheit zu achten.
Unter Hans Steinfelder hat sich das einst schlechte Klima im Gesamt-Gemeinderat in Weitramsdorf auf das Bürgermeister-Trio „reduziert“. Sein hauchdünner Erfolg bei der Bürgermeisterwahl, der dem Polit-Youngster Steinfelder gelang, scheint seinen Gegnern noch immer ein Stachel im Fleisch zu sein.
Wie also gehen die drei Bürgermeister – Erster Hans Steinfelder, Zweiter Dominik Juck und Dritter Daniel Dressel – miteinander um?
Hans Steinfelders Argumente überzeugen nicht alle
Hans Steinfelder wird in Teilen der Bevölkerung weiterhin verübelt, dass er zunächst für und schließlich gegen den Bau einer Beachsportanlage auf dem Gelände des heimischen TSV votierte, was zu einem endgültigen Nein des Gemeinderates führte. Steinfelder betont, bei seinen Begegnungen mit Menschen im Gemeindegebiet sei er in zunehmendem Maße auf Ablehnung des Projektes gestoßen, er habe immer mehr Schwachstellen erkannt. Überzeugend klingt das in den Ohren vor allem sportlich Interessierter nicht.
Aktuell geht es jetzt auch um die ins Gespräch gebrachte „Potenzialfläche für Windenergie ‚Mönchswald‘ am Röderberg südlich von Tambach“ (siehe „Je zwei Windkraftanlagen in Weitramsdorf und Ahorn?“ unter der Rubrik „Weitramsdorf“.).
Bürgermeister Steinfelder hat bis zu seiner „Info aus erster Hand“ im Amtsblatt der Gemeinde Weitramsdorf (Ausgabe Nr. 46 vom 14. November) nur äußerst wenig in der Öffentlichkeit dazu gesagt. Zumindest der Dorfgemeinschaft Neundorf (DGN) reichte das nicht. Sie holte sich, so Vorsitzender Christian Schramm, das, was sie wissen wollte, stattdessen im Seßlacher Rathaus. Dessen Chef, Bürgermeister Maximilian Neeb, machte selbst in Bürgerversammlungen innerhalb seines Stadtgebietes weniger Geheimnistuerei um das Vorhaben. Für das, was er dort auf Anfrage mitteilte, hatte er sich zuvor mit der Regierung von Oberfranken abgestimmt
Doch ganz so ahnungslos sind die Weitramsdorfer aber auch nicht geblieben. Denn längst ist durchgesickert, dass sich der Gemeinderat am 10. Juni dieses Jahres im nichtöffentlichen Teil seiner Sitzung mit dem Thema „Windenergie“ beschäftigt hat.
Mit 7:6 Stimmen wurde ein entsprechender Beschluss gefasst. In ihm heißt es, „der Gemeinderat beschließt die Abgrenzung der Potenzialfläche für die Teilfläche auf dem Gebiet der Gemeinde Weitramsdorf…“. Bedingung für die Ausweisung dieses Gebietes sei ein Mindestabstand von 1.000 Meter zur Wohnbebauung von Neundorf. Vor der Beschlussfasung war eine E-Mail eines Eigentümers größerer Grundstücke Gegenstand der Beratungen.
Hinter dem Rücken des „Meisters der Bürger“
Zweiter im Bunde der Weitramsdorfer Bürgermeister ist Dominik Juck. Er war bei der Wahl Anfang 2024 aus der Position des ehrenamtlichen ersten Bürgermeister-Stellvertreters im Finale dem späteren hauptamtlichen Ersten Bürgermeister unterlegen. Seine Aufgabe als Vize erfüllt Juck bereits seit Mai 2020.
Nun wird von Bürgermeistern, egal ob Erster oder Zweiter, grundsätzlich erwartet, dass sie über Parteigrenzen hinweg loyal zusammenarbeiten. Das tun Hans Steinfelder und Dominik Juck nicht. Wenn Letzterer also hinter dem Rücken des „Meisters der Bürger“ einen ihm nicht passend erscheinenden Gemeinderatsbeschluss der Aufsichtsbehörde zur Prüfung vorlegt, so fördert das bestimmt nicht das Miteinander. Die Aufsichtsbehörde, sprich: das Landratsamt Coburg, sah nach gewünschter Prüfung keinen Anlass, einzuschreiten. Im Gegenteil: In ihrer mehrfachen Stellungnahme klang die Aufforderung an den Beschwerdeführer an, Ruhe zu geben.
Ein Vorgang mit Symbolkraft!
Bleibt Bürgermeister 3, Daniel Dressel. Er hat, das wird ihm vielerorts bescheinigt, viel Herzblut in das vom ehemaligen Bürgermeister Andreas Carl (2020-2022) initiierte Vorhaben „Beachsportanlage“ gesteckt. Dass es von dessen Nachfolger Christian Brettschneider (2022-2023) nicht weiter verfolgt wurde, der Gemeinderat aber auch seine Kontrollfunktion gegenüber der Verwaltung vernachlässigte, gehört zum Inhalt verpasster Gelegenheiten kommunaler Projekte in Weitramsdorf. So hat Daniel Dressel seine Zeit als Vertreter des erkrankten oder bereits aus dem Dienst ausgeschiedenen Ersten Bürgermeisters genutzt, das Thema „Beachsportanlage“ zu beleben.
Doch schließlich wurde es vom Gemeinderat im Spätsommer ’24 begraben. Das mag für die Befürworter ärgerlich sein, ihre Enttäuschung ist verständlich. Doch ein Gemeinderatsbeschluss ist nun einmal zu respektieren, so gehört sich das in einer Demokratie.
Das gilt erst recht für einen Mandatsträger. Nicht akzeptiert werden kann deshalb das Verhalten des Dritten Bürgermeisters gegenüber dem Ersten. Teilnehmer der Bürgerversammlung in Neundorf berichten, dass dort Daniel Dressel die ausgestreckte Hand des Ersten Bürgermeisters zur Begrüßung ignoriert habe. Vorgang mit Symbolkraft!
Das sind nur ein paar Beispiele aus dem Gemeindegeschehen Weitramsdorfs, die das Klima vergiften. Was also nun? Wem ernsthaft an einer harmonischen Zusammenarbeit zum Wohle der Gemeinde Weitramsdorf gelegen ist, der sollte, der muss jetzt die Initiative für ein besseres Miteinander ergreifen. Oder wollen die Drei um den Ruf eines Trotzkopfes wetteifern? Dann sind sie sich ihrer Verantwortung als gewählte Volksvertreter nicht ausreichend bewusst.
Weitramsdorf benötigt dringend einen Brückenbauer.
Wen will die DGN aus ihren Reihen ausschließen?
Die Dorfgemeinschaft Neundorf (DGN) hatte für den Volkstrauertag abends zu ihrer Hauptversammlung eingeladen. Mag schon die Wahl des Tages für manche ungewöhnlich erscheinen, noch ungewöhnlicher ist es wohl, zu einer Hauptversammlung zwei verschiedene Tagesordnungen vorzulegen.
Im Mitteilungsblatt der Gemeinde Weitramsdorf vom 31. Oktober umfasste die Tagesordnung für Sonntag, 17. November, 11 Punkte. In der Ausgabe vom 7. November waren es dann nur noch 10 Punkte.
Gestrichen worden war der ursprüngliche Punkt 10: Ausschlusskriteriken von Mitgliedern. Nanu, was sind die Gründe für ein solches Vorhaben? Will die DGN ein Mitglied ausschließen? Und wenn ja, wen?
Wir haben deshalb beim DGN-Vorsitzenden Christian Schramm nachgefragt. Der reagierte ebenso mürrisch wie wortkarg. Also bleibt die Frage offen. Sollte sie noch beantwortet werden, steht unsererseits einer Veröffentlichung nichts im Wege.