Sven Gregor erzielt höchstes Stimmenergebnis
Freie Wähler Hildburghausen sind Gewinner der Kommunalwahlen 2024
„Die Ärmel hochkrempeln!“ Mit diesen drei klaren Worten beendete Sven Gregor als frisch gewählter Landrat des Landkreises Hildburghausen seine Dankesrede an die politischen Freunde und Gäste für ihre vielfältige Unterstützung in den zurückliegenden Monaten.
Zu diesem Zeitpunkt – am Abend der Stichwahl um 20.45 Uhr im Biergarten am Eisfelder Schloss – gab es zwar noch kein Endresultat zur Ermittlung des neuen Landrates, doch das Stimmenergebnis aus 119 von 127 Wahlbezirken ließ längst keinen Zweifel mehr darüber aufkommen, wer von den beiden Kandidaten vom 1. Juli an den Chefsessel im Landratsamt Hildburghausen besetzen wird.
Bereits um 19.53 Uhr hatte der zum 30. Juni altersbedingt aus dem Amt scheidende Landrat Thomas Müller seine Glückwünsche telefonisch übermittelt. Das Endergebnis stand jedoch erst fest, als schon ein neuer Tag anbrach, nachdem die Nachzügler in Hildburghausen und Schleusingen ihr Ergebnis gemeldet hatten.
Nie zuvor hat ein Bewerber um das höchste kommunalpolitische Amt im Landkreis Hildburghausen ein solch hohes Wahlergebnis erzielt wie Sven Gregor im zweiten Wahlgang. 23.519 Wählerinnen und Wähler gaben dem 47-jährigen Vollblutpolitiker ihre Stimme.
Es gibt keinen Zweifel: die Freien Wähler in dem 61.ooo Einwohner zählenden Landkreis Südthüringens sind die Gewinner der Kommunalwahlen 2024. In der Gemeinde Schleusegrund stellen sie mit Heiko Schilling den wiedergewählten Bürgermeister. In Eisfeld rückt aus ihren Reihen Christopher Bauer nach und beerbt Sven Gregor, der vom Werrastädtchen in die Kreisstadt Hildburghausen wechselt. In dem 40-köpfigen Kreistag besetzen die Freien Wähler in Zukunft 10 Sitze und stellen sogleich die stärkste Fraktion. Sie lösen damit die CDU in ihrer Führungsrolle nach über 30 Jahren ab. Daraufhin gratulierte FW-Bundesvorsitzender Hubert Aiwanger per WhatsApp: „Ein ermutigendes Zeichen für die Landtagswahl im Herbst.“
Die Wahl des Landrates hat über die Kreisgrenzen Hildburghausens hinaus großes, lebhaftes Interessse ausgelöst. Doch nicht der erfrischende, ideenreiche wie intensive Wahlkampf von Gregor & Co. war es, auch nicht der Erfolg der Freien Wähler auf mehreren Ebenen des kommunalen Geschehens, nein, eine einzige Person wurde in den Mittelpunkt gestellt und in den Fokus gerückt: Tommy Frenck. Der 37-jährige Gastwirt und Kreisrat hat den Ruf eines unverbesserlichen Neonazis. Zum zweiten Mal in Folge bewarb er sich (erfolglos) um das Amt des Landrates. Medien zwischen München und Berlin widmeten ihm ihre Aufmerksamkeit in einem Maße, wie diese oftmals Bundes- und Landtagsabgeordnete nie erreichen. In Einzelfällen sogar soviel, dass überfleißige Journalisten in ihrer Berichterstattung „vergaßen“, den Namen des FW-Landratskandidaten zu erwähnen.
Nicht übersehen werden darf an dieser Stelle in der Rückschau, dass der Betreffende ein höchst bemerkenswertes Stimmenergebnis in beiden Wahlgängen erreichte: Bei drei Gegenkandidaten waren es 8.422 Wählerinnen und Wähler, die ihm ihre Sympathie schenkten. Und bei der Stichwahl konnte er sogar 10.331 Kreuzchen hinter seinen Namen auf den Stimmzetteln verbuchen.
Wieder einmal löst solches Wahlverhalten etlicher Menschen bei anderen Parteien und in verantwortlichen Kreisen Alarm aus. Sven Gregor weiß um seine Verantwortung. Und deshalb hat er auch schon wissen lassen, dass er weitere Kräfte bündeln und Ursachenforschung betreiben will („Alle an einen Tisch“). Sein Ziel ist es, die Zahl der Unzufriedenen zu reduzieren und zur Mitarbeit im demokratischen Sinn zu bewegen.
Im Wahlkampf ist Sven Gregor rund 200 Kilometer durch den Landkreis Hildburghausen gewandert. Dies, sagt er jetzt rückblickend, sei wohl seine beste Idee gewesen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Viele haben ihm auf den Wegen und Straßen, über den Gartenzaun oder beim Metzger, ihre Sorgen und Nöte vorgetragen. „Landrat zum Anfassen“, das mag oftmals lapidar klingen, aber das will Sven Gregor werden.
Das gilt auch für sein zukünftiges Wirken im Landratsamt. Dort hat ihm in der Vergangenheit vieles nicht gefallen. Deshalb ist schon bald mit Veränderungen zu rechnen. Vor allem soll deutlicher werden, dass es eine Behörde für den Bürger ist.
Die Worte „Ärmel hochkrempeln“ stehen wohl für eisernen Willen, zielorientiertes Handeln und respektvolles Miteinander. Das sind die Eigenschaften eines Mannes, auf dessen Wort man sich verlassen kann.
Wie abschließend dieses: Am Sonntag, 26. Mai, feierte in Sachsenbrunn Irma Stärker ihren 100. Geburtstag. Eigentlich üblich, dass der Landrat persönlich oder einer seiner Stellvertreter erscheint. Doch weder der Noch-Amtierende noch einer der beiden Beigeordneten ließen sich sehen, aber aus Termingründen entschuldigen. Stattdessen kam die Amtsleiterin des Rechnungsprüfungsamtes, Doreen Hoffmann. Sie überbrachte Glückwünsche und ein Präsent. Anders verhielt sich Eisfelds Noch-Bürgermeister Sven Gregor. Er besuchte die alte Dame und versprach: „Zu Ihrem 101. Geburtstag kommt der Landrat. Das bin dann ich.“
Zwei Wochen später wurde Sven Gregor in dieses Amt gewählt. Mit 69,5 Prozent aller abgegebenen Stimmen.