Weitramsdorfs Erster Bürgermeister gibt auf 

Die Amtszeiten des Dorfoberhauptes werden immer kürzer

Im Wahlkampf 2022 strahlte Christian Brettschneider. Jetzt resigniert er. Foto A. Corn

Weitramsdorfs Bürgermeister Christian Brettschneider (42) hat es über Nacht geschafft, was anderen Kommunalpolitikern höchst selten, vielleicht sogar nie gelingt: Mit seiner überraschenden Rücktrittserklärung vom Amt des Ersten Bürgermeisters zum Jahresende 2023 wurde Brettschneider in Windeseile zum Tagesgespräch in der Region. Nach aktuell 15 Monaten wirft der ehemalige Polizeibeamte das Handtuch.

Es ist wohl die kürzeste Amtszeit eines Ersten Bürgermeisters in Stadt und Land Coburg. Brettschneiders Vorgänger, Andreas Carl, brachte es immerhin auf rund zwei Jahre. Zuvor war Wolfgang Bauersachs nach Ablauf einer Amtsperiode ausgeschieden. Er hatte, mit dem Vertrauen einer breiten Wählerschaft, im Jahr 2014 Christian Gunsenheimer nach zwölf Jahren aus dem Amt gedrängt. Vor Gunsenheimer war Hermann Lənkl 30 Jahre (1972-2002) an der Spitze der heute über 5.1oo Einwohner zählenden Gemeinde.

Christian Brettschneider legte am Montag, 25. September, zunächst dem Geschäftsführer der Gemeinde Weitramsdorf, Heiko Geuß, seinen Antrag auf Entlassung vor. Wenige Stunden später informierte der CSU-Politiker den Gemeinderat über seinen Entschluss in einer obligatorischen Monatssitzung. Und kurz darauf wandte sich Brettschneider mit der Anrede „Hallo zusammen“ in den neuen digitalen Medien an die breitere Öffentlichkeit. Sein Kernsatz: „Aus persönlichen, privaten, aber vor allem gesundheitlichen Gründen blieb mir nach langen und intensiven Überlegungen am Ende keine andere Möglichkeit, diese Entscheidung so zu treffen.“

Das Amt eines Bürgermeisters erfordert eine stabile Gesundheit und starke Nerven. „In Weitramsdorf besonders“, fügen Beobachter des gemeindlichen Geschehens oftmals an. Wenn Brettschneider, der auch als Hoffnungsträger in der CSU galt, seinen Rückzug aus den geschilderten Gründen untermauert, verbietet es der Respekt, nach Details zu fragen.

Nun also stehen die Bürgerinnen und Bürger in Weitramsdorf innerhalb von etwas mehr als drei Jahren (Frühjahr 2020, Sommer 2022 und Winter 2023/24) zum dritten Mal in Folge vor einer Bürgermeisterwahl. Bei den vorangegangenen Wählerentscheidungen hat es an Kandidaten nie gefehlt. Geht es so weiter?

Werden bald schon bekannte Namen genannt? Mit Christian Brettschneider hatte erstmals die CSU das Dorfoberhaupt gestellt. Aber eben nicht lange. Trägt dafür auch die Union auf Kreisebene ein Stück Verantwortung?

Horst Mitzel