Kommt das Kandidatenkarussell im Herbst in Schwung?

Kommt das Kandidatenkarussell im Herbst in Schwung?

Parteien sind auf der Suche nach Bewerbern für die Kommunalwahl ’26

Noch gibt es nicht überall ausreichend Kandidaten zur Kommunalwahl ’26 im Coburger Raum. Nur da und dort wagte sich bereits ein Bewerber für das Bürgermeisteramt seiner Heimatgemeinde oder -stadt aus der Deckung. Von den wenigen Anwärtern für eine neue Aufgabe hat vor allem einer mit seinem ebenso selbstbewussten wie mutigen Entschluss in Stadt und Land gleichermaßen für Furore gesorgt: Christian Gunsenheimer aus Weitramsdorf-Schlettach.

Mit dem ehemaligen Weitramsdorfer Bürgermeister (2002 bis 2014) und derzeitigen Zweiten Stellvertreter des Coburger Landrates, greift erstmals nach 17 Jahren ein Politiker aus dem Umland nach dem Amt des Oberbürgermeisters der kreisfreien Stadt Coburg.

Im Juni 1972 – zu Beginn der Gebietsreform in Bayern, die der Stadt Coburg die Eingliederung von mehreren Nachbargemeinden brachte – schickte die vestestädtische CSU den Lichtenfelser Bürgermeister Dr. Günther Hauptmann gegen den amtierenden OB Dr. Wolfgang Stammberger (SPD) ins Rennen – und verlor. Anfang 2008 versuchte die CSU mit Christine Lochner aus Grub am Forst den seit 1990 amtierenden Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) aus dem Rathaus zu verdrängen – und scheiterte.

Christian Gunsenheimer will, so ist schon auf einem fast druckreifen Plakat (Foto) vor der offiziellen Nominierung durch die Wählergruppe Freie Wähler-CSB (Christlich Soziale Bürger) vermerkt, mit dem Slogan antreten: „Stimme der Mitte“

Der 50-Jährige sagt, Stadtpolitik habe er schon immer „interessant“ gefunden, und fügt rasch hinzu, sein politisches Denken habe auch nie an der Kreisgrenze geendet.

Der Kreisverband Coburg der Freien Wähler wird von elf Ortsvereinen getragen, an seiner Spitze steht Christian Gunsenheimer. Die Suche nach einem Nachfolger ist natürlich längst im Gange, gestaltet sich jedoch schwierig. Sollte sich zeitnah kein Interessent finden, kommt wohl vor allem auf die beiden „Freien“ Bürgermeister Marco Steiner (Rödental) und Maximilian Neeb (Seßlach) eine Menge Arbeit zu.

Aus seiner Position des Ersten Kreisvorsitzenden heraus pflegt Gunsenheimer seit längerem regen Kontakt zu den Parteilosen der Stadt Coburg, wo er nun auch offiziell einen Wohnsitz hat. Diese „grenzenlose“ Zusammenarbeit ist anderen politischen Gruppierungen im Coburger Raum fremd.

Christian Gunsenheimers Interesse an der weiteren Entwicklung der Stadt Coburg mag in gewisser Weise in der Vergangenheit auch daran zu erkennen gewesen sein, dass er zum Beispiel zu den „Treuesten der Treuen“ bei Veranstaltungen der Industrie- und Handelskammer zu Coburg zählte. Kein Politiker aus Stadt und Land wurde wohl bei Freisprechungsfeiern, Empfängen und anderen Terminen so oft gesichtet wie Gunsenheimer.

War und ist dies auch als Indiz für seine Wertschätzung gegenüber der Coburger Wirtschaft, also Industrie, Handel, aber auch Handwerk und Gewerbe zu werten? Vermutlich wird Gunsenheimer besonders im Wahlkampf zu erkennen geben, welchen Stellenwert er in seinen Überlegungen insbesondere dem Coburger Mittelstand einräumt.

Die Bürgerinnen und Bürger müssen wohl davon ausgehen, dass die OB-Wahl in der Stadt Coburg nicht schon im ersten Wahlgang (Sonntag, 8. März) entschieden wird. Bei rund einem halben Dutzend Kandidaten, die bisher „Hier“ gerufen haben und wohl im Herbst offiziell nominiert werden, ist mit einer Stichwahl (voraussichtlich am Sonntag, 22. März) zwischen den beiden erfolgreichsten Bewerbern im ersten Wahlgang zu rechnen.

Nicht jede Partei oder politische Gruppe wird ihre beliebteste Persönlichkeit zur Wahl als OB den Wählerinnen und Wählern empfehlen können. Die Parteidisziplin setzt hierbei oftmals Grenzen. Ja, Erinnerungen an die letzte Bundestagswahl werden wach … Verstanden?

Indirekt wird bei der OB-Wahl in Coburg möglicherweise auch über die Besetzung der beiden Bürgermeister-Stellvertreterposten entschieden, die ab 1. Mai 2026 neu zu vergeben sind. Auch das macht die Kommunalwahl im März so spannend.

Michael Kunz meldet sich – nicht in Meeder – aber in Bad Rodach zurück

Vor etwa drei Jahrzehnten galt der damals etwa 30-jährige Michael Kunz als Hoffnungsträger auf der kommunalpolitischen Bühne. Im Jahr 1995 wurde er als Nachfolger für den verstorbenen Hans Sollmann an die Spitze der Gemeinde Meeder berufen. Ein Jahr darauf zog Michael Kunz auch in den Coburger Kreistag ein und übernahm schließlich das Amt des Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler.

Doch die politische Laufbahn des beliebten Bürgermeisters und Kreisrates fand bereits im Frühjahr 2002 ihr Ende. Aus vorwiegend privaten Gründen gab Kunz alle Ämter auf und verließ mit seiner Frau sogar für längere Zeit die Region.

Jetzt hat Michael Kunz mit ihr den Weg in die Coburger Heimat zurückgefunden. Wieder sind es familiäre Gründe, die ihn zu einem erneuten Wechsel veranlasst haben, wenn auch andere wie vor rund 20 Jahren

Michael Kunz (Foto), unterdessen ein 60-Jähriger, will sich an seinem neuen Wohnort Bad Rodach wieder in die Kommunalpolitik einbringen. Das wurde im CSU-Ortsverband begrüßt. Jedenfalls sind sich CSU-Ortsvorsitzender Stephan Schink und Michael Kunz in Grundsatzfragen rasch einig geworden

Letzterer lässt sich als Parteiloser auf die Kandidatenliste zur Stadtratswahl 2026 setzen. Kurz stellt keine Ansprüche, er will schlicht mit seinem Wissen und seiner Erfahrung im Stadtrat mitwirken.

Kein Interesse hat der Rückkehrer an einer Nominierung für den Kreistag. Die überlässt er gern anderen, Jüngeren. Mal sehen, ob die Rodacher CSU bald wieder einmal im Coburger Kreistag vertreten ist Grummelt da nicht schon einer?

Für Michael Kunz soll es also nur der Stadtrat Bad Rodachs sein. Als Schwerpunkte seiner Arbeit sieht der Neu-Bürger die Themen Haushalt und Tourismus. Ihn schmerzt es, dass Bad Rodach relativ wenige Angebote für Feriengäste bereit hält. Hier sieht er Ansatzpunkte für diverse Initiativen. Konkret wünscht er sich eine Wiederbelebung der Minigolfanlage, um nur ein Beispiel für seinen Blick in die Zukunft zu nennen.

In die Zukunft ohne Bürgerverein

Der CSU Bad Rodach geht es wie vielen anderen Parteien und politischen Gruppen in den Wochen und Monaten vor der nächsten Wahlentscheidung: Sie sucht noch Kandidaten. Möglicherweise nicht so viele wie beispielsweise die Freien Wähler vor Ort, die wohl vor allem deshalb eine Kooperation mit dem „Zukunftsforum“ anstreben.

Das geschieht nicht zum ersten Male. Schon zur Wahl 2014 gab es entsprechende Bemühungen, die damals allerdings im Nichts endeten und daraufhin das „Zukunftsforum“ aufleben ließen. Unterdessen hat auch das „Zukunftsforum“ als selbstständige politische Gruppe Federn lassen müssen. Und vom Vorgänger der Freien Wähler, dem einst stolzen Bürgerverein, der über mehrere Jahrzehnte hinweg sogar den Ersten Bürgermeister stellte, ist nichts mehr zu sehen.

Verzichtet Martin Mittag auf Mandat?

Von Bad Rodach nach Seßlach, dem Wohnsitz des CSU-Kreisvorsitzenden Martin Mittag (CSU). Er war dort von Frühjahr 2014 bis Herbst 2018 Erster Bürgermeister, ehe sein Wechsel in den Bayerischen Landtag erfolgte. 2020 wurde Mittag in den Stadtrat gewählt. Damit soll es, so raunt man sich in Seßlach zu, mit Ablauf der derzeitigen Legislaturperiode Ende April 2026 Schluss sein.

„Vernünftig“, lauten hierzu etliche Kommentare. Zu oft nämlich konnte Mittag an Stadtratssitzungen nicht teilnehmen; Beobachter meinen, es sei wohl im Schnitt jede dritte gewesen. Grund für sein Fehlen waren seine Verpflichtungen in München.

Martin Mittag ist auch Mitglied des Coburger Kreistages. Seine Anwesenheit bei Sitzungen soll sich der in Seßlach ähneln. Deshalb fragen seine Kritiker, ob er diesmal auch auf eine Nominierung für den Kreistag verzichtet

Hierüber sind in der CSU-Kreistagsfraktion die Meinungen gespalten. Dort stehen nämlich beachtenswerte Veränderungen an. Mit Gerhard Ehrlich (Neuses a.d.Eichen) scheidet zum Beispiel eines der dienstältesten Mitglieder nach exakt 30 Jahren aus. Über ein „Ade“ denkt auch Ehrlichs Berufskollegin Heidi Bauersachs (Beuerfeld) nach. Die ehemalige Kreisbäuerin aus der Gruppe „Landvolk“ würde aber wohl doch noch einmal kandidieren, wenn sie gerufen werden sollte. Und das ist momentan nicht ausgeschlossen. Noch sind 60 Bewerberinnen und Bewerber nicht zusammen. BBV-Kreisobmann Sebastian Porzelt (Merkendorf/Itzgrund) neigt eher zum „Nein“ als zum „Ja“. Aus guten Gründen. Auf jeden Fall möchte er lieber eine Lücke füllen als einen der vorderen Plätze belegen. Heidi Bauersachs Nachfolgerin im Amt der Kreisbäuerin, Kathrin Bauer (Trübenbach), ist zur Übernahme des Ehrenamtes bereit. Was die Frauen-Union anbietet? Antwort: Schulterzucken. Und die Junge Union? Sie hat schon vor einigen Monaten eine eigene Liste angekündigt. Ihr Ziel waren 60 bereitwillige Nachwuchskräfte.

Aus den anderen Parteien und Gruppen ist wenig zu hören. Oder doch? SPD-Kreisvorsitzender Carsten Höllein teilt mit, „dass unsere Liste steht. Mit 60 Frauen und Männern.“ Allerdings müsse an den Platzierungen noch ein bisschen gefeilt werden, ergänzt Höllein lächelnd. Und wie steht es um einen Landratskandidaten? Näheres dazu kündigt der Sozialdemokrat für Oktober an. Bis dahin will sich auch die CSU zur Nominierung eines OB-Kandidaten in Neustadt äußern.