„Bad Rodach braucht eine starke SPD“ 

Neuer Ortsvereinsvorsitzender Matthias Kempf nimmt zu aktuellen Fragen Stellung

Herr Kempf, Ihr Amtsantritt beim SPD-Ortsverein Bad Rodach hat viele Menschen überrascht. Zugleich war uns in Erinnerung, dass Sie vor mehr als zwei Jahrzehnten für den Stadtrat Bad Rodach kandidiert haben. Mit einem Einzug hat es jedoch nicht geklappt. Blieben Sie daraufhin aus Enttäuschung dem kommunalpolitischen Geschehen fern?

Kempf: Nein, als ich damals angetreten bin, war ich Anfang 20. Die Chancen als relativ unbekannter junger Mensch aus einem kleinen Stadtteil waren realistisch betrachtet damals nicht gerade groß. Auch später war ich nochmals auf der Kandidatenliste, eher auf den hinteren Plätzen. Im Ortsverein habe ich mich in all den Jahren stets je nach zeitlichen Ressourcen eingebracht. Ich bin Ende 2000 zum Studieren nach Jena gezogen und habe neben dem Studium noch eine Berufsausbildung zum Rettungsassistenten absolviert. Nach dem zweiten Staatsexamen habe ich meine erste Stelle in Sonneberg angetreten und musste wie viele Menschen die Erfahrung machen, dass es nach dem Abschluss erst so richtig losgeht mit dem Lernen der praktischen Umsetzung. Natürlich hat sich in dieser Zeit auch privat einiges verändert und meine ehrenamtlichen Tätigkeiten im Rettungsdienst des Landkreises Coburg sowie in der Feuerwehr meines Heimatortes haben auch einiges an Zeit in Anspruch genommen. Aber die Politik und insbesondere die kommunalen Fragestellungen haben mich in all den Jahren fasziniert und ich bin dankbar, dass meine Partei mich in der ganzen Zeit stets mit Verständnis an allen Fragen im Ortsverein hat mitwirken lassen. Als Beisitzer bin ich ja seit Jahren im Vorstand des Ortsvereins der SPD Bad Rodach.

Sie sind Jurist. Waren Sie als solcher schon im Coburger Raum tätig?

Kempf: Im Jahr 2009 habe ich im Sonneberger Klinikum als Jurist angefangen. 2012 bin ich im Zuge der Zentralisierung der jetzt in schwierige Zeiten geratenen Regiomed nach Coburg in die Zentralverwaltung gewechselt. Zeitgleich habe ich mich nebenbei als Rechtsanwalt in Sonneberg niedergelassen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich damals wie heute nur wenige Mandate angenommen habe, der Schwerpunkt meiner Tätigkeit liegt naturgemäß bei meiner Haupttätigkeit.

Die SPD war jahrzehntelang die prägende politische Kraft in Bad Rodach. Und das zu einem Zeitpunkt, als sie nicht den Ersten Bürgermeister stellte (1948 bis 2012). Wo wollen Sie ansetzen, um dem Ortsverein wieder mehr Leben einzuhauchen?

Kempf: Die SPD Bad Rodach war und ist eine treibende Kraft in der kommunalen Politik meiner Heimatstadt. Die SPD stand stets für eine verantwortungsbewusste, lösungsorientierte und unaufgeregte Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister und der Verwaltung. Wir haben engagierte Mitglieder und daher wird auch in Zukunft die SPD für die Belange der Bürgerinnen und Bürger Bad Rodachs eintreten. Natürlich möchte ich die Gelegenheit nutzen, interessierte Menschen zur Mitwirkung aufzurufen. Kontaktieren Sie mich, kommen Sie zu unseren Veranstaltungen und bringen Sie Ihre Ideen ein! Bad Rodach braucht eine starke SPD.

Wie viele Mitglieder zählt der SPD-Ortsverein Bad Rodach?

Kempf: Die Zahl ist gewissen Schwankungen unterworfen, liegt aktuell bei rund 65. Erfreulicherweise können wir zuletzt wieder Neueintritte verzeichnen.

Was sollte getan werden, um die Jugend allgemein wieder mehr für Politik zu interessieren? Wo wollen Sie in Bad Rodach ansetzen?

Kempf: Das ist sicherlich nicht einfach. Politik ist für viele Jugendliche nicht spannend und kaum greifbar. Ich persönlich möchte in Kontakt kommen und dann gemeinsam mit den Mitgliedern des Ortsvereins über die Möglichkeiten neuer Formate – auch in den sozialen Medien  – diskutieren. Gerade dieses Feld dürfen demokratische Parteien nicht den radikalen Kräften überlassen. Aber das wird viel Arbeit!

Sie haben schon in unserer Mai-Ausgabe angedeutet, bei der Kommunalwahl im Frühjahr 2026 (wieder) für den Stadtrat Bad Rodach kandidieren zu wollen. Wann beginnt die SPD, dort nach weiteren Bewerberinnen und Bewerbern Ausschau zu halten?

Kempf: Wir stehen ständig mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern im Austausch. Wir wollen Menschen von unseren Ideen für eine aktive Mitarbeit begeistern. Natürlich wird diese Arbeit in den 24 Monaten vor einer Wahl intensiver sein.

Warum erscheint es Ihnen attraktiv, für den Stadtrat zu kandidieren und sich schließlich für Bad Rodach zu engagieren?

Kempf: Ich bin ein Bad Rodacher, habe hier meine Kindheit und meine Jugend verbracht. Nun möchte ich meiner Stadt etwas zurückgeben, auch um Bad Rodach für meine Kinder und alle übrigen Familien dauerhaft attraktiv zu halten.

Die Verlängerung der Bahnlinie von Bad Rodach nach Hildburghausen wird immer wieder einmal ins Gespräch gebracht. Zählen Sie zu den Befürwortern oder Gegnern dieses Projektes?

Kempf: Grundsätzlich stehe ich der Idee positiv gegenüber. Dies kann man naturgemäß auch anders sehen und die mir bekannten Daten zeigen, dass das Interesse gerade auch auf Thüringer Seite zumindest keine Priorität erkennen lässt. Wichtig ist zunächst der weitere Ausbau der Bestandsstrecke, gegebenenfalls auch eine Elektrifizierung.

Seit mehr als 50 Jahren nutzt Rodach seine Therme. Vor 25 Jahren erhielt die Stadt das Prädikat „Bad“. Passt es zu einem Kurort, dass über seine Hauptverkehrsstraße täglich etliche Lastwagen „donnern“ und dabei oftmals Fußgänger – vor allem im Marktplatzbereich – stark gefährdet werden? Wie ist die aktuelle Meinung der SPD Bad Rodach hierzu? Haben Sie Verbesserungsvorschläge?

Kempf: Es gab im September 2020 eine Verkehrszählung. Etwa 83 Prozent des Verkehrs kommen aus der Stadt oder haben diese zum Ziel. Der Durchgangsverkehr macht nur rund 17 Prozent aus. Damit ist eine Finanzierung einer Umgehung durch den Freistaat Bayern kaum denkbar und auf die nächsten Jahre nicht realistisch.

Was fällt Ihnen beim Stichwort „Regiomed“ ein?

Kempf: Ich war viele Jahre in Regiomed tätig. Es ist schade, dass dieses großartige Projekt gescheitert ist. Wichtig ist jetzt, dass die Versorgung der Bevölkerung dauerhaft auf hohem medizinischen Niveau gesichert wird und auch die Arbeitsplätze sowie die Tarifstrukturen im Interesse der Mitarbeitenden erhalten bleiben.

Die Fragen stellte Horst Mitzel