CSU und Junge Union Coburg-Land treten zur Kommunalwahl ’26 mit 120 Frauen und Männern an
Nominierung des Landratskandidaten gleicht einer Formsache
Des Büro des Landtagsabgeordneten Martin Mittag in der Luitpoldstraße 19 in Seßlach erreicht der Besucher über drei Stufen – nicht behindertengerecht angelegt. Durch eine schmucke Glastür betritt man einen modernen neuzeitlich gestalteten Raum, der einer Wohnküche gleicht. Rechts der Arbeitsbereich, links Tisch und Sitzgelegenheiten.
Martin Mittag hat an diesem Freitag seinen Mitarbeitern Tim Pechauf und Marcel Trost freigegeben. Der 43-jährige Politiker wirkt etwas müde, und begründet dies sogleich unaufgefordert: Er sei relativ spät in der Nacht heimgekommen. Nicht von einer Party, sondern von einer mehrtägigen Auslandsreise. Die CSU-Landtagsfraktion war zu Gast im Nachbarland Polen, in historischen Städten und an geschichtsträchtigen Stätten.

Dem Empfangsbereich schließen sich die Büroräume des Abgeordneten und seines kleinen Teams an. Durch eine geöffnete Tür ist ein Blick in den Hof des Anwesens möglich, wo mehrere Spielgeräte für Kinder ins Auge fallen.
Unterdessen hat sich Martin Mittag, der Gastwirtssohn, an der Kaffeemaschine zu schaffen gemacht. Er stellt seinem Besucher eine gut gefüllte Tasse auf den Tisch, dazu eine Zuckerdose und einen Liter H-Milch in der Originalpackung.
Drei Wochen vor dem Treffen in Seßlach ist Martin Mittag in einer Vertreterversammlung des CSU-Kreisverbandes Coburg-Land in Rödental in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt worden. Die Zusammenkunft war erst mit 20-minütiger Verspätung eröffnet worden, weil ein Großteil der Delegierten eher im beheizten (!) Saal erschienen war als das Servicepersonal.
Atmosphärisch glich die Versammlung mit rund 70 Teilnehmern zeitweise einer größeren Familienfeier. Der Landrat hatte seine Mama mitgebracht, ein Baby aus Neustadt übertrumpfte mit seinem Geschrei mehrere Male verschiedene Redner und oftmals galt die Aufmerksamkeit der Teilnehmer mehr dem Angebot an Matjesfilet, Schnitzel und Sülze als den obligatorischen Rechenschaftsberichten – mit einer Ausnahme. Bei der Erörterung der Finanzlage lauschten alle – und waren von den bemerkenswerten Zahlen beeindruckt.
Seit 2017 steht Martin Mittag an der Spitze des Kreisverbandes, in dem 17 Ortsverbände mit über 700 Mitgliedern vereint sind. Den Vorsitz hatte Mittag vor acht Jahren von Jürgen W. Heike übernommen und ihn ein gutes Jahr später auch im Amt des Landtagsabgeordneten beerbt. Heike ist Mitte März 2022 im Alter von 73 Jahren gestorben.
Turnusgemäß wurde Mittag unterdessen vier Mal wiedergewählt, diesmal mit 67 von 68 Stimmen. Sein Rückblick auf die vergangene Wahlperiode seit 2023 war geprägt von erfolgreichen Wahlen (Landtagswahl in Bayern, Bürgermeisterwahl in Weitramsdorf, Bundestagswahl).
Jetzt gilt es für die CSU, sich auf die nächsten Wahlentscheidungen vorzubereiten. Im März nächsten Jahres sind Kommunalwahlen im weiß-blauen Freistaat. Am Sonntag, 8. März 2026, werden Landrat, Kreistag, Oberbürgermeister, Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte neu bestimmt. Für Kreisvorsitzenden Martin Mittag war dies in Rödental ein Grund mehr, seine Parteifreunde aufzurufen, „an einem Strang“ zu ziehen.
Beobachter im Saal wollen dabei registriert haben, dass sich bei Mittags Appell auffallend viele Blicke auf die kleine Delegation der CSU Coburg-Stadt richteten, die in freundschaftlicher Verbundenheit zur Union des Landkreises zur Versammlung gekommen war. Tatsächlich sorgt die vestestädtische CSU in diesen Wochen mit parteiinternem Gezänk und personellen Konsequenzen für Schlagzeilen.
Neuer Kreisgeschäftsführer nimmt Arbeit auf
Ganz anders bei der CSU auf Kreisebene?! Sie bekommt jetzt zunächst einmal einen neuen Kreisgeschäftsführer. Wohl schon zum 1. Juli. Der Neue wird kein Neuling sein, sondern voraussichtlich aus dem Umfeld von Martin Mittag kommen. Ebenfalls in Rödental kündigte der Vorsitzende der Jungen Union, Florian Mulz (Lautertal), für die Kreistagswahl ’26 eine eigene Kandidatenliste an, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Details erfahren wir im Gespräch mit Martin Mittag. Für die JU-Bewerberliste gibt es bisher rund 40 Interessenten, weitere 20 sollen noch hinzukommen.
Im Spätsommer will die CSU die Namen ihrer Kandidaten für die Kommunalwahl preisgeben. Für den Kreistag benötigt sie 60 Frauen und Männer. Zwölf davon wird das „Landvolk“ benennen. Wie dies schon seit Jahrzehnten geschieht. Noch unter dem unvergessenen Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Erich Flohrschütz (Kipfendorf), schloss sich die einst selbstständige Gruppe „Landvolk“ im Coburger Kreistag der CSU an und belegt seither auf der alle sechs Jahre erforderlichen Kandidatenliste jeweils zwölf Plätze (bei 5 beginnend und bei 60 endend).
Die Nominierung des Landratskandidaten scheint nicht erst seit der Versammlung in Rödental zur reinen Formsache zu werden. Jedenfalls empfahlen die Delegierten dort dem Vorstand, den knapp 42-jährigen Amtsinhaber Sebastian Straubel wieder ins Rennen zu schicken. Mit ihm war es der CSU im Februar 2019 erstmals gelungen, das höchste politische Amt des Landkreises Coburg zu erobern. Bis dahin hatten in mehreren Wahlen jeweils die Sozialdemokraten Rudolf Kaemmerer, Dr. Klaus Groebe, Helmut Knauer, Karl Zeitler und Michael Busch den Wettstreit um den Chefsessel im Landratsamt gewonnen.
Jetzt kam es der CSU darauf an, frühzeitig ein Signal zu setzen. Warum diese Eile? Einer einmaligen Show glich die Aufforderung Martin Mittags in der Delegiertenversammlung an alle Anwesenden, sich um Sebastian Straubel zu scharen – für ein Foto. „Wir stehen hinter ihm und stärken ihm den Rücken.“ So sollte es wirken.
Wessen Idee dies war? Martin Mittag drückt sich um eine klare Aussage herum. Schließlich soll es das Ergebnis einer Diskussion im Vorstand gewesen sein, dem Straubel als stellvertretender Vorsitzender angehört.
Wie sieht die Erfolgsbilanz des Landrates im Endstadium seiner ersten Wahlperiode aus? Wie auch die der CSU-Fraktion im Kreistag? Und wie in allen Kommunen des Landkreises? Diese werden, so Martin Mittag, zu gegebener Zeit auf den Tisch kommen. Die Ortsverbände sind nicht erst in diesen Wochen aufgerufen, aktiv zu wirken. Martin Mittag: „Ich kann immer nur wieder meine Unterstützung anbieten, werde mich aber nicht anbiedern.“ Sein Rat: Veranstaltungen mit interessanten Themen ansetzen. Bei der Suche nach namhaften Rednern für Informationsabende will der Stimmkreisabgeordnete behilflich sein. Er selbst forciert regelmäßige Treffen mit Parteifreunden, gerne sogar über Bezirksgrenzen hinweg. Ein Beispiel: Am ersten Juli-Wochenende gibt es ein größeres Fest in Hafenpreppach (Landkreis Haßberge, Unterfranken), in das die beiden CSU-Ortsverbände Seßlach und Maroldsweisach den SV Hafenpreppach mit einbezogen haben. Ähnlich dem „Spiel der Langen Berge“ kommt es in Hafenpreppach zu einem Wettbewerb mehrerer Kommunen. Mittag teilt sich die Vorfreude darauf mit seinem Landtagskollegen Steffen Vogel (Stimmkreis Haßberge), der in Wasmuthhausen aufgewachsen ist.
Zu den wichtigen Themen, mit denen Informationen und praktische Hilfe vermittelt werden, gehören laut Mittag Gesundheitsfürsorge, die Pflege alter Menschen, Patientenverfügung, Erbrecht und andere. Über einige von ihnen referiert Mittag als Mitglied des Ausschusses für Gesundheit, Pflege und Prävention im Bayerischen Landtag gerne selbst, für andere bemüht er sich um kompetente Redner, wenn entsprechende Wünsche an ihn herangetragen werden.

In diesem Zusammenhang drängt sich die Frage nach der Hausarztversorgung in der Region auf. Martin Mittag weiß zu berichten, dass bei seinem Wechsel vom Amt des Bürgermeisters in Seßlach in den Bayerischen Landtag (Spätherbst 2018) von damals 23 vakanten Arztpraxen unterdessen wieder zehn besetzt werden konnten. Dies sei das Werk einer parteiübergreifenden Solidargemeinschaft.
Was den Pflegebereich landesweit betrifft, vertritt Martin Mittag die Ansicht, „dass wir Strukturen verbessern müssen“. Die Reduzierung des Familien- und Landespflegegeldes, also Markus Söders Streichkonzert, wie es dessen Kritiker umschreiben, verteidigt Martin Mittag vehement. Wie auch andere Sparmaßnahmen auf Länder- und Bundesebene.
Schön und gut, wann aber beginnen Politiker bei sich selbst zu sparen? Wann setzen sie ein Zeichen des guten Willens ? Wir verweisen darauf, dass zum Beispiel bayerische Landräte und Oberbürgermeister zu ihrem oftmals üppigen Gehalt einschließlich Zusatzeinkommen als Bezirksräte, Aufsichtsräte, Verwaltungsräte bei Geldinstituten, Zweckverbandsvorsitzende etc. monatliche Aufwandsentschädigungen in bedeutender Höhe bekommen.
Martin Mittag versucht das Thema zu wechseln und meint schließlich: „Es muss vieles auf den Prüfstand.“ Da geben wir ihm recht. Und werden jetzt noch konkreter. Coburgs Landrat Sebastian Straubel kassiert jeden Monat zu seinen „normalen“ Einkünften eine Dienstaufwandsentschädigung in Höhe von 1.270,18 Euro. Das ist der Höchstsatz. Genehmigt vom Kreistag des Landkreises Coburg. Im Februar 2019.
Oberbürgermeister Dominik Sauerteig begnügt sich mit etwas weniger. Ihm stehen zwar 1.216.67 Euro monatlich zu, doch hat er zu Beginn seiner Amtszeit am 1. Mai 2020 dem Stadtrat vorgeschlagen, sich nicht – wie üblich – am Maximalsatz zu orientieren, sondern anhand der Einwohnerzahlen Coburgs. So werden ihm monatlich 1.001,46 Euro von der Stadtkasse überwiesen.
Geregelt wird die Vergütung in Bayern durch Artikel 46 KWBG Absatz 1 (Kommunal-Wahlbeamten-Gesetz) vom 24. Juli 2012. Dort heißt es: „Der Beamte oder die Beamtin auf Zeit erhält für die durch das Amt bedingten Mehraufwendungen in der Lebensführung eine angemessene Dienstaufwandsentschädigung.“ Sind rund 1.200 Euro monatlich aus Steuermitteln in Zeiten angespannter Finanzlage von Bund und Ländern, zunehmender Armut und Wirtschaftsflaute „angemessen“?
Wenn die betreffenden Politiker Mut haben, dann äußern sie sich jetzt oder in einer der auf sie zukommenden Veranstaltungen im Vorfeld der Kommunalwahl 2026 zu diesen Fragen. Oder der Bayerische Landtag stellt die Dienstaufwandsentschädigung nicht nur auf den Prüfstand, sondern ändert mit den Stimmen aller Fraktionen in einer beispielhaften Geschlossenheit das Gesetz.
Siehe auch „MdL Martin Mittag bleibt an der Spitze“ (Rödental)