Deutsches Burgenmuseum unter neuer Leitung 

Dr. Wilfried Keil will für „frischen Wind“ und mehr Besucher sorgen

Dr. Keil: „Das Deutsche Burgenmuseum gibt mir die Möglichkeit über Burgen und ihre Ausstattung und Bewohner intensiver zu forschen.“

Vom 1. November an hat das Deutsche Burgenmuseum in der Veste Heldburg einen neuen Leiter: Dr. Wilfried E. Keil. Mit welchen Ideen will der  44-Jährige der Kulturstätte neues Leben einhauchen? Dazu äußert sich Dr. Keil im nachstehenden Interview.

Herr Dr. Keil, was hat Sie bewogen, sich um die Stelle des Leiters „Deutsches Burgenmuseum auf der Veste Heldburg“ zu bewerben? 

Dr. Keil: Ich bin in einem kleinen Ort mit Burg aufgewachsen und habe als Kind mit Ritterfiguren gespielt. Daher entstand mein Interesse am Mittelalter. So habe ich in meinem zweitem Studium mit Hauptfach Kunstgeschichte viele Seminare zum Mittelalter belegt. Im Studium werden leider fast nur Sakralbauten und ihre Ausstattung behandelt. Daher bin ich als Doktorand 2009 in die Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern e. V. eingetreten, um mich auch wissenschaftlich mit Burgen zu beschäftigen. Hier habe ich auch bei Tagungen Vorträge gehalten.

Das Deutsche Burgenmuseum gibt mir die Möglichkeit über Burgen und ihre Ausstattung und Bewohner intensiver zu forschen. Die neuen Ergebnisse von mir und von Kolleginnen und Kollegen aus der Burgenforschung können sowohl in Sonderausstellungen als auch in der Dauerausstellung einem breiten Publikum vermittelt werden. Dazu helfen mir auch meine internationalen Beziehungen. Mich reizt die Aufgabe das Deutsche Burgenmuseum sowohl lokal, als auch regional, überregional und international bekannter zu machen.

Welche Ideen wollen Sie kurzfristig einbringen? 

Dr. Keil: Die Museumsbeschilderung soll für internationale Besucher auch in englischer Sprache erfolgen. Eine englische Version der Website ist geplant. Um Neugierde zu wecken wird künftig ein Objekt des Monats auf der Website vorgestellt werden. In Hinblick auf die Forschung und Ausstellungen sind zunächst Treffen mit regionalen Burgenforschern und Burgenbesitzern geplant.

Liebäugeln Sie bereits mit einer Sonderausstellung, die Impulsgeber für eine Belebung des Museums sein könnte? 

Dr. Keil: Es sind künftig mehr Sonderausstellungen in unterschiedlicher Größe mit verschiedenen Themen geplant, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Konkret plane ich eine Ausstellung zu Burgen im Bauernkrieg. Dieser fand von 1524 bis 1526 statt und hatte seinen Höhepunkt 1525 vor allem in Thüringen, Franken und Schwaben. Es handelt sich hierbei um ein Thema von überregionalem Interesse. In Baden-Württemberg ist eine Landesausstellung zum Bauernkrieg geplant. Hierdurch ist der Bauernkrieg in den Medien präsent und wird auch mehr Besucher auf die Veste Heldburg locken, da wir unseren Schwerpunkt auf die Burgen im Bauernkrieg legen.

Kennen Sie schon die Region Rennsteig und das Museumsland Thüringen? 

Dr. Keil: In Teilen ist mir beides bekannt, aber es gibt noch einiges zu entdecken.

Interview: Horst Mitzel

Dr. Wilfried E. Keils „Steckbrief“

  • Aufgewachsen in Möckmühl (Landkreis Heilbronn)
  • Studium zum „Film- und Fernsehwirt (WAM)“ an der privaten Werbe- und Medienakademie
  • Marquardt WAM in Dortmund. Abschluss 2003 (Diplom der WAM)
  • Tätigkeiten in der Filmbranche
  • Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Klassischen Archäologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Magister Artium 2008. (Magisterarbeit: Die Grabmäler der Herren von Berlichingen im Kreuzgang des Klosters Schöntal an der Jagst)
  • Freiberufliche Tätigkeiten in der Bauforschung (unter anderem am Wormser Dom), Archäologie und in der Filmbranche
  • 2011 Promotion zum Dr. phil. an der philosophischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Dissertation: Romanische Bestiensäulen)
  • 2011 bis 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereichs 933 Materiale Textkulturen an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
  • 2019 Gastwissenschaftler an der Universitat Autònoma de Barcelona
  • 2020 Habilitation im Fach Kunstgeschichte und Ernennung zum Privatdozenten an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
  • 04/2021 bis 06/2021 Stipendium des Paul Mellon Centre for Studies in British Art / Yale University für die British School at Rome (BSR); Projekt: „Robert Turnball Macpherson and his photographic vedute of Rome in comparison to works of other photographers in his time”
  • seit 2021 freiberufliche Tätigkeiten als Kunsthistoriker, vor allem in der Bauforschung und Archäologie