Wo Geldquellen sprudeln und das Wasser fließt

Staatsminister Thorsten Glauber sprach von einem „Tausendsassa“. Finem Mann, der seit 50 Jahren an der Spitze eines der größten Wasserversorgungsunternehmen, der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO), in Bavern steht: Dr. Heinz Köhler. Kronachs Landrat Klaus Löffler richtete voller Respekt seinen Blick auf dessen „riesiges Lebenswerk“. das wiederum für Kulmbachs Landrat Klaus Peter Söllner Anlass war, über einen Eintrag ins „Guinessbuch der Rekorde“ nachzudenken.
Gibt es noch eine ähnliche Institution in Bayern oder sogar in Deutschland von der Größe und Bedeutung der FWO, an deren Spitze ein und dieselbe Person seit fünf Jahrzehnten steht? Mehr noch: Die zugleich auch deren Erfolgsgeschichte maßgeblich mitgeprägt hat?
Aktuell verkauft die FWO jährlich 16 Millionen Kubikmeter Wasser. Das ist Rekord! Dies nutzen etwa 500.000 Menschen.
Den Zweckverband FWO mit Sitz in Kronach im Frankenwald bilden acht Landkreise und sieben (kreisfreie) Städte. Längst werden durch ihn nicht nur Industrie und Verbraucher in Oberfranken mit Trinkwasser versorgt. Seit dem letzten Jahr werden auch die Stadt Erlangen mit einer Million Kubikmeter und der Zweckverband Lobensteiner Oberland in Thüringen mit knapp 1oo.ooo Kubikmeter Wasser beliefert.
Die Versorgung der Städte. Gemeinden und weiterer Zweckverbände erfolgt über Fernleitungen von rund 500 Kilometer Länge. 29 Hochbehälter und 21 Pumpwerke nennt die FWO ihr Eigen.
Vor 50 Jahren zählte die FWO neun Mitarbeiter, jetzt sind es 80. Im Jahr 1977 betrug die Bilanzsumme etwa 70 Millionen D-Mark (rund 35 Millionen Euro), unterdessen wurde die stolze Summe von 105 Millionen Euro erreicht.
Diese eindrucksvollen Zahlen präsentierten Staatsminister Thorsten Glauber und Dr. Heinz Köhler in ihren Reden einer größeren Gästeschar – unter ihnen politische Weggefährten Dr. Köhlers, Repräsentanten der Landkreise (mit Ausnahme des Landkreises Lichtenfels), Städte und Gemeinden sowie Behörden – im Historischen Rathaus in Kronach.
Heute bewegen sich die Schulden der FWO bei fünf Millionen Euro, und das bei einem moderaten Wasserpreis, „den wir am 1. Juli 2023 nach fast 25 Jahren erstmals erhöht haben“, sagte Dr. Köhler.
Zu diesem Ergebnis haben auch die Dienstleistungen beigetragen, „die wir“, so Dr. Köhler, „den Gemeinden anbieten“. Eine weitere kluge Entscheidung sei es gewesen, ergänzte der noch bis zum Jahresende 2025 amtierende FWO-Vorsitzende, vor etwa eineinhalb Jahrzehnten in das Geschäft der Erneuerbaren Energien zu investieren.
Die FWO besitzt zwölf Photovoltaikanlagen und ist an drei Windkraftanlagen beteiligt. Obendrein betreibt die FWO eine kleine Wasserkraftanlage im Hochbehälter Zobelberg bei Bad Staffelstein.
Damit erzielt der Zweckverband Erträge in Höhe von 500.000 Euro und erzeugt Strom, „den wir benötigen, bilanziell selbst“. Das heißt, das Trinkwasser wird CO2-frei aufbereitet. O-Ton Dr. Köhler: „Das ist ein bedeutender Beitrag für den Klimaschutz, denn wir sind ein großer Stromverbraucher!“
Natürlich gab es in den zurückliegenden Jahren Höhen und Tiefen. Dr. Köhler, der schon als Regierungsrat am Landratsamt Lichtenfels (vor seiner Wahl zum Landrat des Landkreises Kronach am 11. Juni 1972) FWO-Sitzungen begleitete, erinnerte daran, dass die FWO im Oktober 1971 eine Million DM benötigte. Ihr sprangen der Bezirk Oberfranken mit einer Zuwendung in Höhe von 600.000 DM und die Oberfrankenstiftung mit einem Darlehen über 400.000 DM unterstützend zur Seite. Dr. Köhler fragend in die Runde: „Wer weiß das noch?“
Auch später sei die wirtschaftliche Lage der FWO nicht immer rosig gewesen, erinnerte Dr. Köhler. So betrug der Schuldenstand Ende 1990 fast 20 Millionen DM „bei wesentlich geringeren Wasserabgaben“. Später habe sich die Situation „schrittweise entspannt, so dass wir in den 201oer Jahren auf ein beträchtliches Finanzvermögen aufbauen konnten“.
Bevor Dr. Köhler einen Blick nach vorn wagte, stellte er zufrieden fest: „Die FWO steht heute hervorragend da und wird auch von unseren 70 Kunden so gesehen: technisch und wirtschaftlich!“
Der Schwerpunkt der FWO wird in Zukunft in der Gewährleistung der Versorgungssicherheit liegen. Etwa ein Drittel der belieferten Kommunen „sind von uns 100-prozentig abhängig“, erinnerte Dr. Köhler. Zu bedenken sei auch, dass das Netz teilweise über 50 Jahre alt ist. Deshalb sei vorgesehen, eine Querspange zu schaffen, die den Bamberger -, Coburger- und Scheẞlitzer Ast mit dem Bayreuther Ast verbindet. Geplant ist auch ein neuer Hochbehälter mit einem Volumen von 12.ooo Kubikmetern im Bereich des Zobelberges zur Versorgung des Bamberger und Lichtenfelser Raumes.
Schließlich ist vorgesehen, das größte oberfränkische Grundwasservorkommen im Steinachtal (Raum Mitwitz) zu aktivieren, für das die FWO seit vielen Jahren ein Wasserschutzgebiet besitzt. Derzeit sind zwei Gutachten (Hydrologie und Wassererschließung) in Arbeit. Dr. Köhler wandte sich in diesem Zusammenhang an seine Kritiker: „Es handelt sich um keine Spielerei, sondern es geht um die essenzielle Absicherung der Trinkwasserversorgung großer Teile Oberfrankens.“
Horst Mitzel
++ Dr. Heinz Köhler (Jahrgang 1942, SPD) war von 1972 bis 1989 Landrat des Landkreises Kronach. Das Amt des FWO-Vorsitzenden übernahm der Mitwitzer am 28. Januar 1975. Seine Amtszeit läuft Ende des laufenden Jahres ab. Ein Nachfolger soll im Herbst gewählt werden. 1989 wechselte Dr. Köhler in das Europaparlament. Danach war er zwei Wahlperioden lang Mitglied des Bayerischen Landtages, ehe er 2002 in den Deutschen Bundestag gewählt wurde. Dort schied der langjährige Berufspolitiker 2005 aus. Schließlich war Dr. Köhler auch etliche Jahre als Bezirksrat tätig, obendrein auch als Kreis- und Gemeinderat.
Den Zweckverband Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) bilden die Landkreise Bamberg, Bavreuth, Coburg, Haßberge, Hof, Kronach, Kulmbach und Lichtenfels. Hinzu kommen die Städte Bamberg, Bayreuth, Coburg, Hof, Kulmbach, Neustadt und Selb.