SÜC fehlen Busfahrer, dem Heimat-Hopper Fahrgäste

SÜC fehlen Busfahrer, dem Heimat-Hopper Fahrgäste

Unter „höherer Gewalt“ stuft Alexander Roth, Leiter des Verkehrsbetriebs der SÜC, den Ausfall des Busverkehrs durch die Veste-Stadt und in einige Randgemeinden an drei Sonntagen im November ein.

Mit den betreffenden Kommunen im Landkreis Coburg – Ahorn, Lautertal, Dörfles-Esbach und Niederfüllbach – bestehen Personen-Beförderungsverträge. Waren die Kommunen über die Sparmaßnahme vorab informiert worden, wie es unter Vertragspartnern in solchen und ähnlichen Fällen üblich sein sollte? Und wie gleicht die SÜC gegenüber den Inhabern von Jahres- oder Monatsnetzkarten den reduzierten Service im November aus, der praktisch im Voraus bezahlt worden ist?

Alexander Roth vergleicht in einem Telefongespräch mit der Redaktion des hm-.Zwei Länder-Magazins die „Zwangspause“ an drei hintereinander folgenden Sonntagen (1o./17./24. November) mit einer Schulklasse, deren Unterricht ausfallen muss, weil ein Lehrer plötzlich erkrankt ist.

Nun geht es aber nicht um Schule und Lehrer, sondern um Busfahrten, auf die auch an Sonntagen bestimmte Menschen angewiesen sind. Frauen und Männer, die zu ihrer Arbeitsstätte müssen oder solche, die Angehörige in der Klinik oder in einem Altenheim besuchen wollen.

Mit „Personalnot“ begründet Alexander Roth die umstrittene Entscheidung und fügt hinzu: „Fünf Busfahrer-Stellen sind derzeit nicht besetzt.“ Schließlich sei es auch darum gegangen, die Zahl der Überstunden des Busfahrerteams durch die drei freien Sonntage abzubauen.

Haben denn die Bürgermeister der anfangs genannten Gemeinden bei der SÜC interveniert ? Haben sie dies als ihre Daseinsfürsorgepflicht angesehen? Antwort Roth: „Nur euer Bürgermeister Finzel hat hier angerufen“, kommt etwas salopp über seine Lippen.

Ahorns Bürgermeister Martin Finzel bestätigt seine Initiative. Sein Groll über die Entscheidung – Kritiker nennen sie „selbstherrlich“, andere sprechen von einer „Notbremse“  – ist noch etliche Tage nach den drei „busfreien Sonntagen“ deutlich zu spüren.

Erstens, so Finzel, sei die Gemeinde Ahorn über Dritte und nicht direkt durch die SÜC, also dem Vertragspartner, kurzfristig auf die sonntäglichen Ruhepausen hingewiesen worden, und zweitens lasse er das Argument „höhere Gewalt“ nicht gelten. Wenn ein Lehrer plötzlich erkranke, dann fallen möglicherweise an einem Tag mehrere Unterrichtsstunden aus, nicht aber gleich an drei Tagen.

Eltern schulpflichtiger Kinder wissen, dass in solchen Situationen dann die „mobile Reserve“ aushilft. Die SÜC aber hat offensichtlich geplant, an drei Sonntagen ihre Busse im Depot zu belassen.

Liegt also ein Vertragsbruch vor? Können Regressansprüche geltend gemacht werden? SÜC-Kunden in Coburgs Nachbargemeinden dürfen gespannt sein, in welchen öffentlichen Gemeinderatssitzungen hierzu Fragen gestellt werden. Übrigens: Ahorns Anteil an der SÜC-Buslinie beträgt im zu Ende gehenden Jahr 72.700 Euro.

In Ahorn also ist Bürgermeister Martin Finzel aktiv geworden, wie es Bürgerinnen und Bürger von einem „Meister der Bürger“ erwarten dürfen. Aus anderen Kommunen sind solche oder ähnliche Reaktionen nicht bekannt. Nur soviel: Deren Bürgermeister sollen sich mit ihrem Kollegen Martin Finzel über das sonntägliche Bus-Problem „ausgetauscht“ haben…

Der „Heimat-Hopper“ hat für 100.000 Euro ausgedient

Ein Bus-Problem ganz anderer Art wird jetzt gelöst: Der „Heimat-Hopper“, eine vor drei Jahren eingerichtete Freizeit-Buslinie zwischen Ebern und Bad Rodach, verkehrt am Samstag, 28. Dezember, letztmals.

Seit Oktober 2021 gab es dieses Angebot. Drei Landkreise (Haßberge, Hildburghausen und Coburg) und mehrere Städte und Gemeinden – von Ebern über Maroldsweisach und Heldburg bis Bad Rodach – investierten gemeinsam rund 100.000 Euro in die „Förderung des Tourismus“ im Burgen- und Bäderland. Die Resonanz war jedoch gleich Null! Oftmals blieb der Busfahrer auf allen Fahrten allein. Zwei Passagiere auf einer Tour waren schon eine Seltenheit.

Still und leise soll nun der Bus, der jeweils samstags verkehrte, von den abgelegenen Straßen weichen. Gewiss, wer nicht wagt, der nicht gewinnt, ist eine alte Volksweisheit. Aber sind im aktuellen Fall nicht etwas leichtsinnig Steuergelder für ein Projekt eingesetzt worden, das von Anfang an wenig Aussicht auf Erfolg versprach?

Haben dabei Politiker einmal mehr persönliche Interessen in den Vordergrund gestellt und dabei „vergessen“, den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln? Samstags eine Freizeitlinie mit relativ wenigen Angeboten, vor allem im gastronomischen Bereich, einzurichten – davor haben sogar vereinzelt Realpolitiker gewarnt. Doch sie blieben ungehört.

Wie sieht es im Alltag aus? Viele Menschen, vor allem Berufstätige, kaufen samstags ein, Männer unterstützen dabei ihre Frauen. Im Frühjahr werkeln viele von ihnen in ihren Gärten. Im Sommer steht ihr Urlaub an. Im Herbst wiederholt sich ihr Einsatz wie im Frühjahr. Im Winter … Vorbei. Freilich ist bekannt, dass das Burgeninformationszentrum in Altenstein genauso sich mehr Gäste wünscht wie die ThermeNatur in Bad Rodach. Aber samstags …

Das wollten die Verantwortlichen auch in Ebern nicht hören, dessen Attraktionen im Heldburger wie im Rodacher Umland vielen noch unbekannt sind.

Welche der an der gesamten Strecke von Unterfranken über Südthüringen nach Oberfranken gelegenen Gemeinden hat aktiv für die Nutzung des „Heimat-Hoppers“ geworben? Was hat zum Beispiel der Landkreis Coburg zur Werbung beigetragen? Seine Öffentlichkeitsarbeit und die seiner Partner gehört auf den Prüfstand.