Fast drei Jahrzehnte Partnerschaft zwischen Eisfeld und Ham / Frankreich

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Fast drei Jahrzehnte Partnerschaft zwischen Eisfeld und Ham / Frankreich

Verbundenheit überwindet 800 Kilometer

Die Anfänge liegen weit zurück. Schon zu Beginn der 90er Jahre, als die Mauer gefallen war und man nun ohne Probleme „in den Westen“ und andere westliche Länder Europas fahren durfte, hatten Edith und Manfred Weniger (die damals noch in Eisfeld wohnten) die ersten Kontakte nach Frankreich geknüpft.

Wenig später, am 28. Oktober 1995, unterzeichneten die beiden Bürgermeister – Gerd Braun für Eisfeld und Marc Bonef für Ham – die Urkunden der Städtepartnerschaft. Doch Bürgermeister allein können eine solche Partnerschaft nicht organisieren. Sie mit Leben zu erfüllen, dafür hatten sich in beiden Städten Vereine gegründet, die bis zum heutigen Tag mit viel Engagement und immer neuen Ideen ans Werk gehen und alles dafür tun, dass die Verbindung nicht abreißt.

Viele Jahre hatte Hartmut Bürger als Präsident des Eisfelder Städtepartnerschaftsvereins die Zügel fest in der Hand, ehe er im vorigen Jahr den Staffelstab an Dirk Hebestreit weiter reichte. In Ham waren es Michel Mignot, Pascale Froissart und nun Frédérique Duval, die die Partnerschaft der Städte pflegen. Obwohl sie dies nie als Arbeit empfinden, sondern eher als Leidenschaft. Sonst wären die vielen Stunden, die nötig sind, um allen gerecht zu werden, wohl kaum zu bewältigen.

Um es vorweg zu sagen: Kein Reisebüro könnte bei einer gebuchten Reise solche Erlebnisse vermitteln, wie dies bei jedem Besuch und Gegenbesuch in die Partnerstadt der Fall ist. Längst sind persönliche Freundschaften entstanden, zumal die Reisenden nicht im Hotel unterkommen, sondern bei privaten Gastgebern und so der persönliche Kontakt zu den Familien weit schneller entsteht.

Natürlich ist das Kennen der jeweils anderen Sprache von Vorteil, doch keinesfalls Voraussetzung, schließlich gibt es ja noch das Sprachprogramm auf einem modernen Handy, das dann weiterhilft. Eines bedauern die Eisfelder: In ihrem Verein fehlt es an Nachwuchs. Die Mitglieder sind in den 28 Jahren der Partnerschaft nicht jünger geworden, und für so manchen ist die zwölfstündige Busfahrt unterdessen zu einem Problem geworden.

Damit die Partnerschaft nicht irgendwann aus Altersgründen endet, werden dringend jüngere Mitglieder für die Vereine der Städtepartnerschaft gesucht. Gerade für Schüler an einem Gymnasium müsste es doch eine willkommene Gelegenheit sein, die Sprache, die sie an ihrer Schule erlernen, einmal vor Ort zu pflegen. Doch bisher hielt sich das Interesse daran – leider – in engen Grenzen.

Entmutigen ließen sich die Eisfelder indes nicht in diesen Tagen, dafür waren die Stunden von Beginn an von einer eindrucksvollen Herzlichkeit. Selbst bei der Begrüßung im Rathaus in Ham werden keine langen Reden gehalten – es kennen sich alle gut genug, so dass darauf verzichtet werden kann. Ein „Es lebe Eisfeld, es lebe Ham – es lebe die deutsch-französische Freundschaft“ genügt, um sich gegenseitig zu versichern, dass es für beide Seiten eine Herzensangelegenheit ist.

Dass dies alles keine Selbstverständlichkeit ist, betonte Eisfelds Bürgermeister Sven Gregor in seiner Begrüßung beim letzten Besuch in Ham: „Leider gibt es in Europa derzeit wieder Krieg, was wir lange nicht mehr für möglich gehalten haben. Wir sind auf der Fahrt hierher an mehreren Soldatenfriedhöfen vorbeigekommen. Da wurde mir wieder deutlich bewusst, dass Krieg nur Verlierer kennt. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir einen anderen Weg gehen und Europa gemeinsam ein Stück voranbringen. Auch dazu soll und kann unsere Freundschaft beitragen. Lasst uns also in diesem Sinn das Beste aus diesen Tagen machen!“

Neben gemeinsamen Besuchen von touristischen Attraktionen und Begegnungen im privaten Bereich wurden weitere Ideen geboren, um die Partnerschaft auch künftig zu bereichern. Als beim Besuch in der Kathedrale Notre Dame in Senlis die Eisfelder zwei Radlern begegneten, die von Aachen aus mit ihrem Fahrrad hierher gefahren waren – und das „ohne Schummelei mit einem E-Motor“, wie sie versicherten – wurde wieder einmal darüber diskutiert, eine Radtour von Eisfeld nach Ham oder in umgekehrter Richtung zu organisieren. Man könnte sich ja auch auf halbem Weg treffen, damit die Strecke nicht allzu lang wird. In fünf Etappen müsste dies zu schaffen sein, denn es sind nicht nur die 800 Kilometer Entfernung, je nach Route sind auch bis zu 7.000 Höhenmeter dabei zu bewältigen.

Nach vier erlebnisreichen Tagen bei den Freunden im Nachbarland – kräftemäßig für einige das Limit -, gab es für die Eisfelder dennoch kein langes Ausruhen. Schließlich stand das größte Ereignis in ihrer Stadt – das Kuhschwanzfest – an. Und da wollten sie natürlich ebenfalls präsent sein.