Museumsverband Thüringen: „Wir brauchen eine neue Schule der Demokratie“
Ein Jahr ist der neugewählte Vorstand mit Dr. Roland Krischke als Präsident im Amt. Zur Mitgliederversammlung kamen rund 90 Museumsleitungen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Thüringer Museen sowie politische Vertreterinnen und Vertreter im Stadtmuseum Saalfeld im ehemaligen Franziskanerkloster zusammen.
In seiner Begrüßung verwies der Präsident des Museumsverbandes Thüringen auf die besondere Bedeutung der Thüringer Museen nach dem prekären Wahlergebnis vom 1. September: „Mehr als je gilt es, Thüringen als weltoffen, tolerant und zukunftsfroh zu zeigen. Die Museen seien das kühne Herz des Freistaats. Wir brauchen eine neue Schule der Demokratie für ein gesellschaftliches Miteinander ohne Hass und neue Wege für die Kommunikation ohne Schranken.“, so Dr. Roland Krischke.
Der Museumsverband Thüringen ergab vier Bernhard-August-von-Lindenau-Medaillen. Mit diesen Ehrenmedaillen werden außerordentliche Leistungen für das Thüringer Museumswesen gewürdigt.
Dr. Ralf Werneburg, Paläontologe, Kurator und ehemaliger Direktor des NaturHistorischen Museums Schloss Bertholdsburg in Schleusingen, erhielt die Auszeichnung für seine herausragenden Verdienste und sein großes Engagement für die Naturkundemuseen und Museen mit naturkundlichen Abteilungen in Thüringen. Als Wissenschaftler hat er einen weltweiten Ruf im Bereich der Paläontologie erlangt. Er widmete sich darüber hinaus besonders den Interessen der Naturkundemuseen und machte auf die Probleme und Erfolge der Südthüringer Museen im Vorstand des Verbandes aufmerksam.
Eva-Maria von Máriássy erhielt die Bernhard-August-von-Lindenau-Medaille für ihr langjähriges Engagement und ihre bedeutenden Beiträge zur Förderung und Entwicklung der Thüringer Museumslandschaft. Seit 1996 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sommerpalais in Greiz, dessen Leitung sie 2007 bis zu ihrem Ruhestand übernahm. Als Vorstandsmitglied im Museumsverband Thüringen betreute sie den Arbeitskreis Kunst und die Museen in Ostthüringen, wobei Eva-Maria von Máriássy sich besonders für die kleinen und mittleren Museen einsetzte. Das umfasste nicht nur die Vermittlung von musealen Fachkenntnissen und Beratung in allen Fragen des Museumsalltages, sondern auch die Unterstützung gegenüber den Verwaltungen.
Dr. Gert-Dieter Ulferts war seit 1997 in der Klassik Stiftung Weimar tätig, seit 2005 als Leiter der Kunstsammlungen und stellvertretender Direktor der Museen in der Stiftung. Sein besonderes Augenmerk galt und gilt weiterhin der Provenienzforschung in den Thüringer Museen. Für diese war er stets ein Ansprechpartner in seiner Funktion als Vorstandsmitglied im Museumsverband Thüringen e. V. Maßgeblich brachte er den Aufbau der Koordinierungsstelle Provenienzforschung in der Geschäftsstelle voran. Dr. Gert-Dieter Ulferts engagiert sich weiterhin ehrenamtlich im Vorstand der Weimarer Kunstgesellschaft von Cranach bis Rohlfs e. V. und setzt damit weitere Impulse.
Dr. Thomas Wurzel war Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und Vorsitzender des Hessischen Museumsverbandes e. V. In den 25 Jahren seiner Tätigkeit in Hessen und Thüringen hat er sich weit über den Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit hinaus für die Thüringer Museen engagiert und besondere Impulse gesetzt. Darüber hinaus engagiert er sich weiterhin ehrenamtlich in der Thüringer Museumslandschaft, zum Beispiel gehört er seit ihrer Gründung 2018 dem Vorstand der Gerhard Altenbourg Gesellschaft in Altenburg an.
Vor einem Jahr, in der Mitgliederversammlung auf Schloss Ehrenstein in Ohrdruf, wurde der „Forderungskatalog des MVT bis 2035“ den Mitgliedern vorgestellt. Darin fordert der Verband die Einrichtung dezentrale und flexible Personal-Pools sowie gemeinschaftlich betriebene Zentraldepots, die mit eigenem Personal und Infrastruktur ausgestattet werden. Eine weitere Forderung bezieht sich auf die Schaffung einer Projektstelle „Notfallplanung“, die beim Museumsverband Thüringen angesiedelt ist und die diesbezüglichen Fehlstellen vor allem in den kleineren und mittleren Museen abbaut und zuletzt die Aufstockung von institutionellen und investiven Förderungen durch die Thüringer Staatskanzlei.
„Mit der Thüringer Landespolitik fanden bereits Gespräche statt, die uns wiederum ihre Bereitschaft zur Unterstützung bei der Umsetzung unserer Forderungen signalisierten. Nachdem sich die neue Landesregierung konstituiert hat, werden wir weiterhin im Austausch mit den politischen Vertreterinnen und Vertretern stehen, um gemeinsam an der Umsetzung der Forderungen zu arbeiten.“, sagte der Präsident des Museumsverbandes Thüringen, Dr. Roland Krischke.
Die Museumsleitungen und Mitarbeitenden haben in der Mitgliederversammlung Maßnahmen diskutiert, wie der Forderungskatalog weiter umgesetzt werden kann. Als Beispiel für die Errichtung eines Personal-Pools wurde das MuseumsNetzwerk Süd e. V. vorgestellt, bei welchem bereits gemeinsame personelle und finanzielle Ressourcen in einer Region gebündelt werden. Im Bereich der gemeinschaftlichen Depotnutzung befindet sich das „Sammlungszentrum Henneberg“ bereits im Bau. Hier handelt es sich um eine erfolgreiche Kooperation zwischen dem Hennebergischen Museum Kloster Veßra, dem NaturHistorischen Museums Schloss Bertholdsburg Schleusingen und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.
Der Museumsverband Thüringen e. V. vertritt die Interessen seiner institutionellen und persönlichen Mitglieder. Sein Netzwerk umfasst rund 240 Mitgliedsmuseen in ganz Thüringen jeglicher Sparte von volkskundlichen und kulturgeschichtlichen Einrichtungen bis hin zu Kunst- und Naturkundemuseen. Die Museumsberaterinnen der Geschäftsstelle unterstützen die Mitglieder in allen musealen Belangen und bieten verschiedene Informations- und Weiterbildungsformate an.