Interview mit Bürgermeister Christopher Other

Waldschäden – Katastrophe für Heldburg

Etwa 220 Hektar Waldfläche sind im Raum Heldburg verschiedenen Schädlingen zum Opfer gefallen. Freiwillige Helfer unterstützten Fachleute bei zwei Pflanzaktionen.

Herr Bürgermeister Other, wieviel Hektar umfasst der Heldburger Stadtwald?

Der komplette Kommunalwald der Stadt Heldburg umfasst 3.256 Hektar und spiegelt damit fast 30 Prozent der Gesamtfläche der Stadt Heldburg dar. Er ist nicht nur für uns eine nahezu unvorstellbarer Reichtum, sondern mithin und aktuell auch der größte Kommunalwaldbesitz im Freistaat Thüringen.

Kommt Privatwald von Einwohnern noch hinzu?

Ja, in der Tat. Es kommen noch insgesamt 1.350 Hektar Privat- und Staatswald zum hiesigen Kommunalwaldbesitz hinzu.

Wieviel Hektar Wald ist davon noch gesund?

Durch die Dürrejahre seit 2018 haben wir enorme Käferschäden bisher ungekannten Ausmaßes zu erleiden. Wir gehen momentan davon aus, dass ca. 220 Hektar den diversen Schädlingen zum Opfer gefallen sind. Somit blicken wir derzeit auf rund 3.000 Hektar gesunden Kommunalwald. Das hört sich zunächst wenig an, aber wenn man die Dimension sieht, ist es bedrohlich. Wir haben immerhin ca. sieben Prozent der Waldfläche in fünf Jahren eingebüßt. Zudem ist der Arbeitsaufwand für die Revierleiter sehr hoch. Sie rennen dem Borkenkäfer in der Saison quasi nur noch hinterher, die übliche Durchforstung leidet dementsprechend. Wir können dennoch froh sein, solch engagierte Forstmenschen hier vor Ort zu haben. Wer vor dem Hintergrund dieser Katastrophe immer noch derart motiviert zur Arbeit geht, dem kann man nur dankbar sein für die Leidenschaft und die damit zum Ausdruck gebrachte Berufsehre.

Nun gab es eine große Pflanzaktion. Wie kam diese zustande?

Wir hatten in den vergangenen Wochen insgesamt sogar zwei Baumpflanzaktionen im Stadtgebiet. Ende März wurde in der Gemarkung Gellershausen eine Käferschadfläche wiederaufgeforstet. Mitte April konnten am Reitweg in Heldburg 1,5 Hektar Kahlfläche neu bepflanzt werden. Bereits im vergangenen Jahr wurde im Völkershäuser Teil des Staatswaldes neu angepflanzt. Allesamt ehrenamtliche Aktionen, die unter der Leitung des Revierförsters Uwe Schurg durchgeführt wurden. Bei der Heldburger Baumpflanzung gab es jedoch eine tolle Initiierung seitens der Bäckerei Kaiser. Diese haben vor geraumer Zeit und unter dem Eindruck der damals schon wütenden Borkenkäferplage „Brot für den Wald“ gebacken! Die Einnahmen aus dem Brotverkauf haben die Inhaber dem Revierleiter zur Beschaffung von Pflanzen zur Verfügung gestellt. Aus diesem Budget konnten insgesamt 1.000 Pflanzen erworben werden, die nun in die Erde gepflanzt worden sind.

Wer hat sich an der Pflanzaktion beteiligt?

Es waren ausschließlich Freiwillige, die sich hier unter Leitung von Förster Uwe Schurg trafen und in anderthalb Stunden die 1.000 neuen Bäume gepflanzt haben. Dieses Engagement der über 30 Personen trotz des schlechten Wetters (Dauerregen) ist einfach toll und man kann seitens der Stadt nur danke sagen. Hier wurde einmal mehr unterstrichen, wie sehr unsere Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Heimat verbunden sind. Großartig!

Welche Baumsorten sollen jetzt wachsen, blühen und gedeihen?

Raststätte für die fleißigen Helfer bei der Pflanzaktion.

Ansinnen solcher Aktionen ist es ja, zukunftsträchtige, dem Klima angepasste Baumarten in die Erde zu bekommen. Allerdings kann das immer auch nur ein langsames Vorantasten sein nach dem Motto „Probieren geht über Studieren“. Bei den Pflanzungen wurden jetzt Rot- und Stieleichen sowie Douglasien, Elsbeeren und Bergahorne eingebracht. Eine Diversifizierung der Pflanzen macht im Sinne der Risikominimierung immer Sinn. In etlichen Jahren kann man dann sehen, welche Sorten den klimatischen Veränderungen trotzen.

Haben Sie in Zukunft solche und ähnliche Vorhaben „auf dem Schirm“?

Natürlich unterstreichen derlei Aktionen immer die Wichtigkeit des Themas Wald für unsere Stadt und Region. Auch das dabei erzielte Gemeinschaftsgefühl etwas für seine Heimat getan zu haben, ist anders kaum zu erreichen. In allererster Linie muss aber die Naturverjüngung im Fokus stehen, schon allein die jetzigen Schadflächen unterstreichen diese Herangehensweise. Nur mit einer funktionierenden Verjüngung aus dem Bestand heraus kann ein zukunftsträchtiger Wald geschaffen werden. Denn der Aufwand bei Pflanzungen ist groß: Teures Pflanzmaterial käuflich erwerben, Helfer organisieren oder Firmen für die Arbeit bezahlen. Im Rahmen der Naturverjüngung wird das, wie es der Name schon verrät, von der Natur übernommen. Und das sicher günstiger und nach unseren Erkenntnissen noch nachhaltiger. Vor allem auch, weil die Pflanzen das mikroklimatische Umfeld samt der Bodenverhältnisse quasi in der DNA verinnerlicht hat. Insofern werden wir in Sachen Wiederaufforstung einen Methodenmix anwenden, in welchem auch ehrenamtliche Baumpflanzaktionen eine gewisse Rolle spielen werden.

Mit Bürgermeister Christopher Other sprach Horst Mitzel.