Kindergarten Weidach: Erboste Bürger widersprechen Gemeinderat 

Interessengemeinschaft pocht auf Alternative in der Standortfrage

Viele Eltern in Weidach sind mit dem vom Gemeinderat Weitramsdorf in seiner Sitzung am 18. November festgelegten Standort für einen neuen Kindergarten nicht einverstanden. Deshalb hat sich eine neu gegründete Interessengemeinschaft (IG Weidach) gebildet mit dem Ziel, dass der Gemeinderat seine Entscheidung umgehend widerrufen solle.

Unterzeichnet haben diese Forderung bereits annähernd 100 Bürgerinnen und Bürger. Die IG Weidach, an deren Spitze Thorsten Dörfler, Simone Spies und Marcel Bock stehen, hat sich darüber hinaus bereits mit einem Schreiben an Ersten Bürgermeister Hans Steinfelder und die Gemeinderatsfraktionen gewandt.

In ihrem Protestbrief machen die Initiatoren deutlich, dass sie alle ihnen zur Verfügung stehenden Rechtsmittel ausschöpfen wollen, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen und zu erreichen, dass die Standortfrage in ihrem Sinne entschieden wird.

Thorsten Dörfler (Foto) beantwortet nachstehend einige Fragen, die wir ihm vorgelegt haben:

Herr Dörfler, wann haben Sie erstmals erfahren, dass der Gemeinderat Weitramsdorf mit Bürgermeister Hans Steinfelder an der Spitze für das Projekt “ Kindergarten-Neubau in Weidach“ neue Überlegungen anstellt?

Dörfler: In der Bürgerversammlung im Oktober in Weidach wurde auf die Frage nach dem Kindergarten-Neubau im Hinblick auf einen dann folgenden Neubau des Feuerwehrgebäudes geantwortet, dass es zum Kindergartenneubau keine Neuigkeiten zu vermelden gibt. Die Bürger erfuhren somit erstmals von einer neuen Planungsvariante durch die Bekanntmachung der Tagesordnungspunkte am 14. November zur öffentlichen Gemeinderatssitzung am 18. November.

Dass in diesem Tagungspunkt 2, „ Neubau Kindergarten Weidach; Vorstellung einer Planungsvariante“ eine Aufhebung des im Dezember 2023 beschlossenen Standorts und der Neuplanung enthalten war und gleichzeitig ein neuer Standort und eine neue Neubauplanung beschlossen werden sollten, war aus dem Tagesordnungspunkt nicht ersichtlich.

Das bestätigt unsere Ansicht, dass selbst den Gemeinderäten dies scheinbar nicht klar war, weil ein paar wenige von ihnen in der Sitzung bemängelten, dass sie die Pläne im Zusammenhang mit dem neuen Standort erstmals in der Sitzung einsehen konnten und auch kein Beschlussvorschlag im Vorfeld formuliert wurde. Insofern baten sie um Bedenkzeit, um sich ausgiebig mit der neuen Planung beschäftigen zu können. Diese Meinung fand leider keine Mehrheit, denn dann hätte man sich vielleicht auch mit den Bürgern und Anliegern auseinandersetzen können.

Hat der Erste Bürgermeister vor der Gemeinderatssitzung am 18. November, in der auch ein neuer Standort für den Kindergarten- Neubau diskutiert wurde, mit Ihnen ein Gespräch geführt? 

Dörfler: Nein. Mit keinem der Anwohner wurde durch die Gemeinde ein Gespräch gesucht, geschweige geführt. Vor der Entscheidung nicht und bis dato auch nicht. Auch der Elternbeirat, der schon Jahre unermüdlich für einen Neubau kämpft, wurde nicht informiert.

Was stört Sie an den neuen Plänen? 

Dörfler: Grundsätzlich stehen wir einem Kindergarten-Neubau in Weidach absolut positiv gegenüber, und dieser ist auch seit Jahren dringend notwendig. Aber:

a) der Kindergarten wird in ein viel zu kleines (kirchliches) Grundstück hinein gequetscht, eine absolute städtebauliche Fehlplanung.

b) Der neue Bau soll jetzt zweistöckig geplant werden, obwohl in der Diskussion im Gemeinderat zum ersten Beschluss, ein ebenerdiger Bau absolut favorisiert und auch von dem Planer/Architekten angepriesen wurde. Auch auf Grund der behindertengerechten und ebenerdigen Variante wurde diese damals beschlossen und mit tosendem Applaus von den Mitarbeiterinnen der KiGa bei der Entscheidung honoriert.

c) Eine auf dem geplanten Grundstück mögliche Erweiterung wurde damals positiv und wichtig erachtet. Auf dem neuen Grundstück ist keine Erweiterung möglich.

d) Der Röthenweg als Anfahrt wird zu Stoßzeiten mit Sicherheit völlig überlastet (enge Straßen, unübersichtliche Kurvensituation mit Spiegel, nur teilweise und unter anderem enge Bürgersteige). Hier fährt jetzt schon der Schulbus und es kommt aufgrund der dort parkenden Pkw teilweise zu abenteuerlichen Ausweichaktionen. Bei sechs Gruppen wären das zu Stoßzeiten mindestens zusätzlich 120 Fahrzeuge hin und zurück.
Hinzu kommen noch Besucher und Arbeiter auf dem Friedhof, wodurch die Parksituation relevant ist.
Wollen wir eine zweite Schulstraße wie in Weitramsdorf schaffen?!

e) Mehr als neun geplante Parkplätze für Mitarbeiter und Eltern gibt das Grundstück scheinbar nicht her.

f) Die drei angedachten Stopp-and-Go-Parkplätze sind vermutlich nicht ausreichend für das Bringen und Abholen in einem Kindergarten oder Krippe. Die Mädchen und Jungen werden meist von den Eltern in den Kindergarten gebracht und dort aus- oder umgezogen. Dies dauert eine ganze Weile. Bei angedachten 120 Kindern wären deshalb drei Parkplätze vermutlich zu wenig.

g) Wir hoffen, dass jeder Gemeinderat sich das Grundstück und die Gegebenheiten vor seiner Entscheidung angesehen hat oder dies nach dem Bürgerantrag von der Interessengemeinschaft ansieht.

Warum nennen Sie, wie bei anderer Gelegenheit geschehen, den neuen Standort „fragwürdig“? 

Dörfler: Das Zustandekommen des neuen Beschlusses im Gemeinderat ist ohne jegliche Transparenz und die Mitnahme von Elternbeirat und Anwohnern ist ebenfalls nicht erfolgt.  Unterlagen, Pläne und Auflistungen wurden den Gemeinderäten in der Sitzung ausgehändigt und danach gleich wieder eingesammelt. Bei einer Entscheidung, bei der es um sieben bis acht Millionen Euro geht, müssen die Entscheidungsträger frühzeitig und ausreichend informiert werden. Auch im Vorfeld wurde den Räten scheinbar keine Beschlussvorlage überlassen.

Das hat man in der Gemeinderatssitzung offen bemängelt. Offensichtlich wurde selbst in der nichtöffentlichen Vorberatung zur Gemeinderatssitzung (Haupt- und Finanzausschusses durch Fraktionsvorsitzende) nicht ausführlich über die neue Planungsvariante diskutiert.

Eine offene und ehrliche Kommunikation in der Bürgerversammlung in Weidach wäre unserer Meinung nach sinnvoll gewesen. Wir stellen uns wirklich die Frage, warum diese Variante so heimlich und mit Zeitdruck behandelt wurde, zumal scheinbar bereits Mitte des Jahres bekannt war, dass es eine Kostenmehrung für den beschlossene Neubau gab?!

Was ist das Ziel Ihrer Unterschriftenaktion?

Dörfler: Beteiligen kann sich jeder Bürger, der sich einen gut durchdachten, zukunftssicheren, verkehrsplanerisch bedenkenlosen und behindertengerechten Kindergarten in Weidach wünscht. Dort muss ein Kindergarten entstehen, bei dem alle Beteiligten sich mitgenommen fühlen und durch konstruktives Mitwirken ein positives Ergebnis zum Standort und zum Neubau herausgearbeitet wird. Kompromisse, die zwangläufig eingegangen werden müssen, können somit in einer offenen Diskussion geschlossen werden.

Wir kennen alle die Umstände in und um die Schulstraße in Weitramsdorf, die von der Gemeinde zur Zufriedenheit aller nicht gelöst werden kann. Wir möchten nicht, dass in Weidach ein weiterer Brennpunkt bezüglich der Verkehrssicherheit unserer Kinder geschaffen wird.

Ziel unserer Aktion soll es sein, dass der Gemeinderat seine Entscheidung noch einmal in Ruhe überdenkt und andere Varianten, wie zum Beispiel die Rasensportfläche unterhalb des bestehenden Kindergartens, in die Entscheidung mit einbezieht. Vielleicht lohnt es sich auch, bereits ausdiskutierte Grundstücke zu bedenken. Man sollte offen für alle Varianten sein und nicht – wie aktuell einen Vorschlag von wem auch immer – einfach so beschließen.

Seit wann wird in Weidach über den Bau eines neuen Kindergartens diskutiert? Warum ist dieser notwendig? 

Dörfler: Das kann leider von unserer Seite nicht mehr genau datiert werden. Sicherlich schon einige Jahre, mindestens aber geschätzte fünf bis sechs Jahre. Die Vorgänger von Bürgermeister Hans Steinfelder schmiedeten auch schon Pläne über eine gemeinsame Unterkunft von Feuerwehr und Kindergarten. Der erste Ansatz war ja der Aufkauf eines Bauernanwesens in der Ortsmitte Weidach. Dies sollte für ein neues Feuerwehr-Gerätehaus und einen neuen Kindergarten dienen. Mittlerweile wird die Scheune nur noch als Lagerplatz und das ehemalige Wohngebäude als Übungshaus für die Feuerwehr genutzt.

Der Neubau ist dringend notwendig, da der in die Jahre gekommene alte Kindergarten im Röthenweg völlig aus den Nähten platzt. Es wurden bereits Kindergruppen ins ehemalige „Züchterheim“ am anderen Ortsende ausgelagert, um Platzprobleme zu beheben. Weidach ist ein ständig wachsender Gemeindeteil, allein schon wegen der Nähe zur Stadt Coburg, und wird auch in den nächsten Jahren stetig wachsen. Auch deshalb: Fehler, die wir früher gemacht haben, würden wir heute gerne rückgängig machen. Fehler, die wir heute schon erkennen, müssen es wert sein, korrigiert zu werden.

Und es ist gewiss kein Fehler, dies zu tun, bevor es zu spät ist!

Die Fragen stellte Horst Mitzel.

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