Zapfhahn, wo einst der Amboss war
Wie hart für Mönche früher hinter dicken Klostermauern das Leben war, kann nur vermutet werden. Dass sie da und dort Bier gebraut haben, weil das hierfür benötigte Getreide von den umliegenden Feldern kam, ist bekannt. Noch immer gibt es Klosterbrauereien. deren Erzeugnisse unvermindert in hohem Ruf stehen.
Das Städtchen Seßlach hat zwar keine Klosterbrauerei, aber seit Jahrhunderten ein Kommunbrauhaus. Und das dort gebraute Bier genießt unter Freunden des edlen Gerstensaftes hohe Anerkennung.
In Diensten der Stadt Seßlach steht ein Braumeister, dem oftmals freiwillige Helfer zur Hand gehen. Sie kommen vor allem aus den Reihen der lnteressengemeinschaft „Brauhausfreunde“, die vor knapp zwei Jahrzehnten gebildet wurde. Gelegentlich schlüpfen die zehn Männer in Kutten, wie die Kleidungsstücke genannt werden. Dann verkörpern sie die Seßlacher Mönche. Sie engagieren sich in vielfältiger Weise. Jeder hat seinen Hauptberuf , aber eines verbindet sie alle: Der Wille zum ehrenamtlichen Engagement.
Ehrenamtlich stehen sie dem Braumeister zur Seite. Das ist ihr Beitrag zur Erhaltung der Brauhauskultur in Seßlach. Aber auch in anderen Bereichen machen sie sich nützlich. Auch wenn es darum geht, Seßlach in Festzügen zu repräsentieren.
In den letzten Jahren galt ihr besonderes Augenmerk einem verhältnismäßig größeren Objekt: der „Alten Schmiede“ am Kommunbrauhaus. am Übergang von der Pfarrgasse zum Maximiliansplatz. Dieses vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammende Fachwerkgebäude – zunächst als Turm errichtet und später in eine Schmiede umgestaltet – war bis vor einigen Jahren in Privatbesitz. Der Eigentümer bot es der Stadt Seßlach im Rahmen eines Tauschverfahrens an, der ehemalige Bürgermeister und sein Stadtrat lehnten das Gesuch jedoch ab.
Davon erfuhren die Brauhausfreunde. Weil sie in dem Erwerb des Kleinodes eine Chance sahen, stimmten sie die Kommunalpolitiker um. Ihr Vorschlag, die “Alte Schmiede“ vor allem als Attraktion für Touristen zu nutzen, fand schließlich Gehör und Unterstützung.
Heute, nach umfangreicher Renovierung, spricht Seßlachs Erster Bürgermeister Maximilian Neeb von einem „Musterprojekt des Denkmalschutzes und freiwilligen Engagements“. 65.ooo Euro wurden von der Stadt Seßlach für die Sanierung aufgebracht, wohl in erster Linie für Material und Einrichtung. Bei den Handwerkerdiensten waren die Brauhausfreunde zur Stelle. Sie krempelten die Ärmel hoch, ihren Worten folgten Taten. Das Ergebnis ihrer Arbeit ist jetzt ein weiteres Schmuckstück im Altstadtbereich Seßlachs.
Im Erdgeschoß wurde ein einladender Raum geschaffen, der mit einer kleinen Küchentheke ausgestattet ist. Eine Holztreppe führt nach oben. Dort finden an einem größeren Tisch mehrere Personen Platz. Das sind mal die Brauhausfreunde, aber vor allem Besucher, wenn sie nach einer Stadtführung einen Probeschluck zu sich nehmen oder ein Bierseminar erfolgreich absolviert haben. Auch das gehört unterdessen zum touristischen Angebot Seßlachs.
Probeschluck in der „Alten Schmiede“, mehr von dem süffigen Bier aus einem Fäßchen, das man unterdessen nicht nur vor Ort erwerben kann. Längst wurde das Vertriebsnetz etwas ausgeweitet. Hinter der lnitiative für mehr Geschäftserfolg verbirgt sich wohl Seßlachs junger Bürgermeister, der das Alleinstellungsmerkmal „Kommunhausbier“ stärker in klingende Münze umsetzen möchte. Zu Seßlach gehört eben das Bier ebenso wie Stadtmauer und Türme, St. Johanniskirche und der Geyersberg.
Jetzt eben auch die „Alte Schmiede“ am Brauhaus. Durch Pfarrer Tobias Knötig erfuhr sie ihren kirchlichen Segen. Hopfen und Malz, Gott erhalt’s.
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