In Ahorn wird der langjährige Geschäftsführer verabschiedet
Wenn der Jahresauftakt des Sozialverbandes VdK Kreis Coburg von einigen der zahlreichen Teilnehmer mit einem weinenden Auge begleitet wurde, so hatte dies nichts mit der Bilanz des vergangenen Jahres zu tun, sondern lag viel mehr daran, dass mit Thomas Steinlein der Kreisgeschäftsführer nach über 28 Jahren engagiertem und erfolgreichem Wirken zum Wohle der VdK Mitglieder aus der Vestestadt verabschiedet wurde.
Freuen kann sich der VdK Kreisverband Bayreuth. Dort übernimmt Thomas Steinlein jetzt die Leitung der Kreisgeschäftsstelle. Die Spuren, die Steinlein in Coburg hinterlassen hat, sind enorm. In seiner Ägide wuchs die Zahl der VdK Familie in Stadt- und Landkreis Coburg von 4650 Mitgliedern auf über 11.000 Angehörige. Auch die Geschäftsstelle hat sich von 1,5 Verwaltungsangestellten auf elf Mitarbeiter erweitert.
Wie hoch geachtet der scheidende Kreisgeschäftsführer auch in der Kommunalpolitik ist, bewiesen die Reden von Landrat Sebastian Straubel und Coburgs Dritten Bürgermeister Can Aydin. Beide hoben hervor, dass sich Thomas Steinlein nicht nur für die VdK Mitglieder eingesetzt hat, sondern durch seine soziale Ader viel für die Allgemeinheit getan hat.
Landrat Straubel führte vor Augen, dass fast zehn Prozent der Bevölkerung aus Stadt und Landkreis Coburg Mitglied im VdK seien. O-Ton Straubel: „Der VdK verleiht denen eine Stimme, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“ Die Themen Rente und Pflege griff Can Aydin auf. Der Bürgermeister forderte, dass sich die Arbeitsbedingungen bei den Pflegeberufen dringend verbessern. Zum Thema der Altersversorgung meinte er: „Jeder hat ein Recht darauf, seinen Lebensabend in Würde und finanzieller Sicherheit zu verbringen“.
Die Worte der Kommunalpolitiker wurden umrahmt von Ansprachen der VdK Bezirksgeschäftsführerin Andrea Stühler-Holzheimer und des stellvertretenden Landesgeschäftsführer Marian Indlekofer. Bevor beide auf sozialpolitische Themen eingingen, zollten sie der Leistung von Thomas Steinlein höchsten Respekt. Von „schwierigen Zeiten für uns alle“, sprach die Bezirksgeschäftsführerin. Sie mahnte, dass die soziale Spaltung nicht größer werden dürfe. Zentrale Themen für den VdK werden weiterhin die Bereiche Rente und Pflege sein. Andrea Stühler-Holzheimer führe vor Augen, dass die Durchschnittsrente in Oberfranken bei Frauen bei 850 Euro bei Männern bei 1.300 Euro läge. Dringenden Handlungsbedarf sieht sie bei dem Komplex der Pflege. Nach ihren Worten werden rund 80 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause betreut. „Wir haben ein gutes Sozialsystem, das aber immer wieder auf den Prüfstand muss“, hielt Marian Indlekofer fest. Zukünftig will sich der VdK nach seiner Darlegung noch mehr dem Thema Bildung widmen.
In seiner durch Emotionen getragenen „Abschiedsrede“, konnte Thomas Steinlein durchaus Positives berichten. Nach 990 Anmeldungen, 638 Abmeldungen, Todesfälle und Ausschlüssen gehören dem VdK Kreis Coburg zum Ende des vergangenen Jahres 11.753 Mitglieder an. Weiter berichtete Steinlein, dass im vergangenen Jahr über 2500 Anträge gestellt und 640 Rechtsmittel in Form von Widersprüchen und Klagen eingereicht wurden. Monetär zahle sich das Engagement mit einer Summe von über 1,5 Millionen Euro an Nachzahlungen für die Coburger VdK Mitglieder aus. Bayernweit konnten etwa 113 Millionen Euro erstritten werden. Ein deutliches Zeichen, dass der VdK glaubwürdig und geschätzt wird, ist für Steinlein der Umstand, dass sich Personen anmelden, obwohl sie kein sozialrechtliches Anliegen haben. „Sie kommen zu uns, weil sie von der Sache des VdK überzeugt sind“, hielt Steinlein fest. Der Kreisgeschäftsführer versäumte es nicht, den über 250 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zu danken, ohne deren Einsatz der VdK Coburg nicht das wäre, was er derzeit darstellt.
In seiner Rede betonte Steinlein: „Soziale Gerechtigkeit ist die Voraussetzung für den inneren Frieden und die Stabilität unserer Demokratie“ und verband dies mit der Forderung: „Die Schere zwischen Arm und Reich darf nicht größer werden“. Die Anwesenden forderte er auf, dazu beizutragen, dass die wichtigsten Werte der Gesellschaft, Solidarität, Humanität und Menschenwürde, weiterhin bewahrt werden. Mit den Worten des Fußballtrainers Giovanni Trapatoni (1994/95 und 1996/98 bei FC Bayern München) schloss Thomas Steinlein seine Ausführungen und meinte: „Ich habe fertig“.
Siehe auch unter Rubrik Ahorn: Mangelnde Wertschätzung