Initiative Rodachtal belohnt vorbildliche Sanierung historischer Gebäude
In Zeiten des demografischen Wandels und des ländlichen Strukturwandels wird die Sanierung leerstehender Häuser durch private Hausbesitzer immer wichtiger für den Erhalt von Städten und Dörfern. Aus diesen Gründen lädt die Initiative Rodachtal alle zwei Jahre Hauseigentümer dazu ein, sich mit herausragenden Bauprojekten für ihren Baukulturpreis zu bewerben. Es werden Preisgelder in Höhe von 4.000 Euro ausgereicht.
Den ersten Preis in Höhe von 1.500 Euro konnte Cordula Utermöhlen aus Roßfeld für die vorbildliche Sanierung ihres historischen Vierseithofes entgegennehmen. Das leerstehende Gebäude wurde einer Komplettsanierung unterzogen. Der alte Kuhstall wurde zu einem Loft umfunktioniert und die bestehende Ferienwohnung im alten Wohnhaus wurde renoviert. Im September 2021 begann die Malerin gemeinsam mit ihrem Mann Roland Dierenberger (Foto) mit viel Feingefühl und einem hohen Maße an Kreativität mit dem Umbau des Hofensembles aus dem 18. Jahrhundert. Inzwischen ist der Hof eine Kultur- und Begegnungsstätte für weitere Kunstschaffende und für die Menschen aus dem Ort und der Umgebung geworden.
Mit dem Umzug von München hatte das Künstlerpaar nicht nur Haus, sondern auch Freunde zurückgelassen „Wir wollten auf die Leute hier in Roßfeld gleich zugehen, um neue Kontakte zu knüpfen, da kam uns die Idee mit dem Fledermauskino in unserem Innenhof“, erläutert Cordula Utermöhlen bei der Preisübergabe. Von Mai bis September gibt es auf dem Birnenhof einmal pro Monat einen Kinofilm zu sehen. „Kein Kino von der Stange – sondern eher Arthouse“, schmunzelt der Autor und Dichter Roland Dierenberger.
„Sanierte Häuser tragen nicht nur zur Verschönerung des Ortsbildes bei, sondern fördern auch das Gemeinschaftsgefühl. Sie bieten Raum für neue Familien, junge und alten Menschen und kreative Projekte, die das Leben in den Dörfern und Städten bereichern, wie man am Beispiel Birnenhof gut sehen kann“, so die Patin für Bauen und Wohnen der Initiative Rodachtal, Bürgermeisterin Nina Liebermann (Itzgrund), bei ihrer Laudatio.
Den ebenso mit 1.500 Euro ausgestatteten zweiten Preis erhielt Dagmar Voit für die regionaltypische Sanierung eines Fachwerkgebäudes in Ummerstadt. Der Neuanbau des Treppenhauses und der Wirtschaftsräume fand unter Verwendung alter Materialien statt. Durch die Komplettsanierung wurden zwei moderne Wohneinheiten geschaffen. Gemeinsam mit ihrem Mann Dieter Sterzl hat die Hochbauingenieurin mehr als zehn Jahre an ihrem Herzensprojekt gearbeitet. „Am Beispiel dieses Projekts zeigt sich, dass man auch Durchhaltevermögen braucht, das letztendlich aber belohnt wird“, erklärt die Architektin und frühere Bürgermeisterin Christine Bardin vom „Arbeitskreis Historische Bausubstanz“ der Initiative Rodachtal bei der Preisübergabe.
Für die Sanierung eines über 20 Jahre leerstehenden Gebäudes und der Schaffung von mehreren Wohneinheiten in dem historischen Klinkerbau in Tambach erhielt Christin Rothaug, einen mit 500 Euro dotierten Sonderpreis. Gemeinsam mit ihrem Partner Tom Schelhorn hat sie das denkmalgeschützte Gebäude fast drei Jahre lang mit sehr viel Eigenleistung umgebaut und energetisch saniert. Viel Liebe, Schweiß und Handwerkskunst ist auch in die Gestaltung der Außenanlagen geflossen. Kein Wunder, denn Vater Otto Rothaug ist Landschaftsgärtner und Tochter Christin handelt mit Naturbaustoffen.
Mit Maßnahmen, wie der Schaffung von Fördermittelkulissen, der Beratung durch ein Baulotsennetzwerk und Weiterbildungsangeboten im Baukompetenzzentrum in Ummerstadt engagiert sich die Initiative Rodachtal für die Stärkung der Innenentwicklung. Mit Informationsveranstaltungen, Praxisseminaren und Ausstellungen, möchte man den Bürgern interessante Wohnmöglichkeiten aufzeigen und die Scheu vor Altbausanierungen nehmen. In den regelmäßig von der Initiative Rodachtal veranstalteten „Bauherrengesprächen“ werden sicher auch die Baukulturpreisträger 2024 über ihre Erfahrungen bei ihrem Sanierungsprojekt berichten.
Eine zehnköpfige Jury hatte aus den neun Einreichungen für den Baukulturpreis die Preisträger ermittelt. Die thüringisch-bayerische Fachjury setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum, der Stiftung Baukultur Thüringen und Architekten sowie aus Mitarbeitern von den Bauämtern und den Projektpaten „Bauen und Wohnen“ der Initiative Rodachtal zusammen.
„Jede Sanierung ist ein Schritt in die richtige Richtung“, betont Martin Finzel, Erster Bürgermeister der Gemeinde Ahorn und Vorsitzender der Initiative Rodachtal zum Abschluss der Preisverleihungen. „Wenn private Hausbesitzer Verantwortung übernehmen und leerstehende Gebäude wiederbeleben, stärken sie nicht nur ihre Nachbarschaft, sondern tragen auch aktiv zur Wertsteigerung der gesamten Gemeinde bei und das muss gewürdigt und unterstützt werden.“