Jährlich ein Schulausflug nach Buchenwald?

Signal in unruhigen Zeiten

Möglicherweise war es zum ersten Male in der Geschichte der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar, dass nicht eine Lehrkraft, sondern ein Politiker, ein Landrat, eine Schulklasse dorthin geführt hat. Einmalig soll die erfolgreiche Initiative nicht bleiben, denn: Beeindruckt von dem Interesse der Schülerinnen und Schüler, die jetzt dabei waren, will Landrat Sven Gregor auch im nächsten Jahr eine Tagesfahrt für junge Menschen zu der Mahnstätte organisieren.

Ausgangspunkt für die Klassenfahrt war ein Besuch des Landrates am 8. Mai in der Regelschule in Eisfeld. Mit Mädchen und Jungen, die kurz vor dem Wechsel ins Berufsleben stehen, diskutierte der Kommunalpolitiker über den Zweiten Weltkrieg, seine Folgen und dessen Ende vor 80 Jahren.

Während der nicht alltäglichen Unterrichtsstunde wurde deutlich, dass mehrere Schülerinnen und Schüler schon seit längerer Zeit den Wunsch in sich spüren, die KZ-Gedenkstätte Buchenwald zu besuchen. Spontan versprach der Landrat des Landkreises Hildburghausen, mit ihnen noch im laufenden Schuljahr das Vorhaben zu realisieren.

Doch das war nicht so einfach. Aber was Sven Gregor mal versprochen hat … Am Telefon erfuhr er aus Buchenwald, dass sachkundige Führungen durch die Gedenkstätte auf Monate hinaus ausgebucht seien. Also ließ sich der Landrat mit der Direktion verbinden, schilderte die Situation – fand Gehör und hatte Erfolg. Parallel dazu liefen die Bemühungen um die Finanzierung einer Busfahrt in die Klassikerstadt. Der Schulförderverein der Grund- und Regelschule Eisfeld fand, mit Unterstützung des Landkreises Hildburghausen, eine Lösung.

Das Schuljahr 2024/25 in Thüringen endete am Freitag, 27. Juni. Während zur Mittagszeit schon manche Eltern mit ihrem Nachwuchs ins Auto kletterten und in die „großen Ferien“ starteten, bestiegen etwa zwei Dutzend Mädchen und Jungen einen Bus in Eisfeld, der sie nach Weimar bringen sollte. Begleitet wurden sie von Landrat Sven Gregor und Klassenleiterin Christiane Ernst.

Der eineinhalbstündigen Busfahrt folgte ein dreistündiger Rundgang durch die Gedenk- und Mahnstätte. Was die Heranwachsenden hörten und sahen, wird sie wohl noch einige Zeit beschäftigen, möglicherweise bleibt diese Erfahrung für sie unvergessen.

Wenn dies der Fall sein sollte, dann war die Fahrt nach Buchenwald auch ein Stück Weiterbildung und macht die jungen Menschen hoffentlich etwas widerstandsfähiger gegenüber radikaler, judenfeindlicher Einflussnahme.

Ein Signal in unruhigen Zeiten.

Siehe auch: Eisfelder Schüler mit Landrat Gregor in Buchenwald

Horst Mitzel